Sonntagnachmittag in der Sonnenallee. Hinter dem Freudenreich, einem Neuköll- ner Club, der um diese Tageszeit noch geschlossen ist, befindet sich im Hinter- haus ein ehemaliger Gewerberaum: La- minatboden, Wandspiegel und Scheinwer- fer, von der Decke hängen Stoffbahnen, Kleidungsstücke und andere Requisiten. Es liegt auch noch einiges herum, so dass Alexandra und Sebastian von der Tanzschule Tango Neue Welt erst einmal die Tanzfläche von abgegessenen Papp- tellern und leeren Trinkgefäßen befreien müssen, bevor sie mit ihrem Workshop für
Einsteiger beginnen können.
Anfangs haben sich lediglich drei Interessenten einge- funden, später kommt ein vierter hinzu. All das tut Alexandras und Sebastians Engagement offenbar keinen Abbruch. Die Musik wird angestellt; sie klingt gar nicht so tragend und wehmütig wie er- wartet. Es sei ja auch eine Mi- longa, wird erklärt. Die erste Vo- kabel, die nicht allen geläufig ist – ihr werden weitere folgen. Milon- ga sei aber nicht nur eine Musik- und damit Tanzrichtung, sondern auch der Begriff für die Tango-Tanzveranstaltung selbst. Auf einer solchen Milonga treffen sich entsprechend die Milongueras und Milongueros, um für jeweils eine Tanzfolge (Tanda) zusammen- zufinden. Die Tandas, so ist zu erfahren, werden durch die Cortina für 20 Sekunden
musikalisch getrennt, z. B. durch Beatles-Klänge.
Zurück auf die Tanzfläche: Nach ein paar Aufwärm- und Lockerungsübungen betrifft der nächste Programm- punkt das Gehen. Einspurig, Ferse voran dem Rhyth- mus der Musik folgend. Es soll entspannt und entspannend sein. Das ist es jedoch noch nicht bei allen.
Anschließend üben die Paare die Umarmung. Auch hierbei ist alles Verkrampfte falsch. Die Oberkörper einander zugeneigt, werden die Impulse überwiegend durch Körperspannung und Schulterbewe- gungen vom Führenden zur Folgenden übertragen, die Hände unterstützen bestenfalls. Obwohl das Tanzen der Improvisationskunst des Führenden obliegt, gibt es doch einige festgefügte Schrittfolgen oder besser Figuren, die natürlich auch ihre Namen haben: Basse (Vierer, Sechser oder Achter), Kreuz und Ocho, um nur drei von ungefähr zwanzig zu nennen. Basse und Kreuz sind dann auch Inhalt dieses Workshops. Manches klappt auf Anhieb, manches aber auch nicht.
Pädagogisch geschickt und einfühlsam zeigen, unter-stützen und korrigieren Alexandra und Sebastian. Em- pathie ist auch bei den Tanzenden gefragt. Spätestens beim Partnerwechsel wird deutlich, wie gut oder weniger gut das Einfühlen gelingt. Nach zwei Stunden ist dieser Workshop beendet und alle Teilnehmer ver- sichern, unbedingt wei- termachen zu wollen. Das entspricht einer Er- folgsquote von 100 %!
Tango Neue Welt ist zu erreichen über Alexandra (E-Mail: tangotanzenberlin[at]gmail.com, Tel.: 0173 – 96 27 839). Die Kurse finden überwiegend im Fincan (Altenbraker Str. 26) in der Nähe des S-Bahnhofs Hermannstraße statt.
=kiezkieker=
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