Erst Kunst oder erst Kaffee und Ku- chen? Vor dieser K-Frage standen noch vor wenigen Wochen viele Besu- cher des Neuköllner Körnerparks. Seit Ende Oktober erübrigt es sich jedoch, derartige Prioritäten zu setzen, denn seitdem sind die Fenster und der Eingang zum Café im Körnerpark mit Rollläden verschlossen. Lediglich die nebenan liegende Galerie im Kör- nerpark ist hell erleuchtet. In der wurde Mitte November die Ausstellung „Ansichts- Sache“ eröffnet, die Werke von Peter Feichter und Walter Hörnstein zeigt. Beide Künstler stammen aus Leonberg, dem Stuttgarter Vorort, der seit 1970 zu Neuköllns Partnerstädten
gehört. Ebenso lag die Gestaltung der Ausstellung fest in schwäbischer Hand: Sie wurde von Christina Ossowski, der Leiterin des Leonberger Kul- turamts, kuratiert.
Walter Hörnstein ist es, der Holzschnitte und -skulp- turen in die Galerie im Körnerpark gebracht hat. Letz- tere, so der gelernte Metzger und künstlerische Auto- didakt, sollen „ganz ausdrücklich zum Berühren einladen“ – und es wird kaum jemanden geben, der diese Einladung ablehnen wollen würde. Aus alten Balken aus Abbruchhäusern und den Stämmen ge- fällter Eschen, Kirsch- und Birnenbäume schuf der heute 74-jährige Hörnstein, der erst als 50-Jähriger nach schwerer Krankheit zur Kunst kam, phantasie- volle Figuren. Über 300 Skulpturen entstanden bislang in seinem Atelier, einige sind grotesk, andere abstrakt oder gegenständlich. Wie ein roter Faden zieht sich gleich-
wohl das Bedürfnis, die Figuren anfassen zu wollen, durch das Werk.
Auch die Gemälde von Peter Feichter sind nicht frei davon, haptische Impulse auszu- lösen. Bei ihnen ist jedoch unerwünscht, diesen nachzugeben und mit den Fingern die üppig aufeinandergelegten Acryl-Farb- schichten und Strukturen zu ertasten. Bei- nahe wie Collagen wirken die meisten der expressionistischen, großformatigen Bilder des gebürtigen Österreichers, der seit nunmehr rund 20 Jahren Leonberger ist. Gips, Sand, Kaffeepulver, Klebstoff, ja sogar Farbtuben, Handtücher, Pinsel, Kre-
ditkarten und Kaffeesäcke arbeitet Peter Feichter ist seine Gemälde ein, um ihnen mit reliefartigen Zügen eine einzigartige Wirkung zu geben.
Man merke es schon deutlich an den Besucherzahlen, dass das Café geschlossen ist, sagt der Mann, der die Galerie beaufsichtigt. Das ist Dr. Katharina Bieler, der neuen Leiterin des Neuköllner Kulturamts, ebenfalls bewusst. „Daher haben wir das Ziel, zum 1. März 2014 einen neuen Päch- ter zu finden“, kündigt sie an. Die Aus- schreibung des Bezirksamts, das Eigentü- mer der Räumlichkeiten ist und den Vertrag mit dem letzten Pächter auslaufen ließ statt ihn zu verlängern, werde in der nächsten Woche veröffentlicht – samt aller Rahmen- bedingungen, die nicht nur eine „gute Zu- sammenarbeit zwischen Galerie und Café“ festhalten, sondern auch die Prämisse, dass das Café künftig „eine hohe Attraktivität für die Menschen aus dem Kiez“ haben soll. Zur Neu-Einführung des Cafés, so Bieler, werde es sogar ein Budget für zwei Salonkonzerte als Begrüßungsveranstaltungen geben. Noch vorher solle der Versorgung Kunstinteressierter mit Heißgetränken anlaufen: Als Interimslösung ist geplant, Kaffee und Tee in der Galerie auszuschenken.
Die Ausstellung „AnsichtsSache“ ist noch bis zum 12. Januar 2014 in der Galerie im Körnerpark in der Schierker Straße 8 zu sehen. Öffnungszeiten: Di. – So. 10 – 18 Uhr
=ensa=
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Vielen Dank für den netten Bericht,……..
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