Auf 125 Quadratmetern plus zahlreichen Hochebenen, verteilt auf drei Zimmer mit über 40 Toiletten, leben meist um die 30 Katzen bei Ingrid Noto und ihren Hel-
fern in einer Par- terrewohnung in der Emser Straße in Neukölln. Kat- zen in Not Berlin heißt der gemein-nützige Verein, der in Not geratenen Katzen und ihren Besitzern seit rund neun Jahren zur Seite steht.
Seit 1995 ist Ingrid Noto im Tierschutz tätig und kann darüber viel erzählen. Schöne Geschichten mit Happy- End und unschöne, die oft auch von ignoranten Menschen handeln, die ihre Tiere mehr als Gegenstand denn als Lebewesen mit Bedürfnissen betrachten und sich nie überlegen „Was will die Katze?“, sondern von der Frage „Was will ich?“ gesteuert sind.
„Der Verein hat großes Glück“, weiß die 62-Jährige, „weil die Hausverwaltung ist sehr katzenfreundlich und steht dem Verein aufgeschlossen gegenüber.“ Und trotzdem hat es Frau Noto (l.) schwer. Wie der Verein es immer wieder schafft zu überleben, ist ihr selbst ein Rätsel, denn die Spender oder gar Vereinsmitglieder sind rar. Aber nur davon leben die Notkatzen, die manchmal innerhalb kürzester Zeit weiter vermittelt werden können, manchmal aber auch den Rest ihres Lebens in der Katzen- wohnung verbringen, nachdem sie ausgesetzt, gefunden oder abgegeben wurden.
Abgegeben wegen Ag- gressionsproblemen, weil sie allein gehalten wurden. Weil sie als Babys ganz süß waren, aber mehr Arbeit bedeuten oder Geld kosten als erwartet. Wegen Allergien, aus Altersgründen oder Zeitmangel. Kaum eine Katze möge eine Einzelhaltung, wenn die bedeutet, dass sie tagtäglich acht Stunden oder länger alleine zuhause sein muss. Immer häufiger, so die Erfahrung von Ingrid Noto, würden Katzen aber auch wegen einer plötzlichen Obdachlosigkeit der Be-
sitzer abgeliefert werden: „Ein Hund lässt sich dann leicht mitnehmen, mit Katzen geht das nicht, weil die ihre vertraute Um- gebung brauchen.“
Als ich durch die Wohnung laufe und Frau Notos Geschichten zu jeder einzelnen Kat- ze lausche, die sie alle kennt und auch so- fort weiß, ob sie Roland oder Butzi heißen, kommt mir kei- nes der Tiere wirklich aggressiv vor. Das liege nicht zuletzt daran, erklärt sie, dass die mit 90 Jahren älteste Helferin des Vereins es immer wieder schaffe, die wirklich aggressiven oder
verängstigten Katzen für sich zu gewinnen und ihnen Angst und Scheu zu nehmen.
Drei MAE-Kräfte, vermittelt vom Jobcenter, unter-stützen den Verein und Frau Bruns, die eine ebenso unersetzbare Hilfe sei und den Verein „super managed“, falls Ingrid Noto mal mit ihrem Chor unterwegs sein sollte oder aber bei einem der unzähligen Tierarztbesuche ihre Zeit verbringt. Und immer noch wird dringend Hilfe benötigt. Am liebs- ten von Ehrenamtlichen, die montags oder dienstags nachmittags Zeit haben oder Menschen mit Auto, die dem Verein auch mal die ein oder andere Fahrt zum Tierarzt abnehmen. Außerdem werden händeringend Sponsoren gesucht oder Spender, die dem Katzen in Not e. V. mit Kohlen, Briketts und Holz für die Ofen- heizung, Katzenmilch oder Knabberstangen unter die Arme greifen. Futterspenden sind ebenfalls herzlich willkommen, lieber ist es dem Verein allerdings, wenn etwas
Geld für Futter gespendet wird, da es einige Bewohner gibt die spezielle Bedürfnisse haben und hochwertiges oder gar kostspieliges Spe- zialfutter benötigen.
Menschen wie Frau Noto sind es, die solche armen Seelen brauchen. Menschen mit viel Herz und noch viel mehr Engagement. Die sich die Nächte um die Ohren schlagen, um den Tieren zu helfen. Ingrid Noto, die immer wieder geduldig aufzählt wie wichtig Fenster- und Balkonsicherungen sind, dass die Tiere kastriert gehören und nicht allein gehalten werden sollten – es sei denn es sind ausgesprochene Einzelgänger. Die nicht müde wird, auf die langfristige Verant- wortung hinzuweisen, die die Anschaf- fung eines Stubentigers bedeutet. Frau Noto, die so liebevoll und einzig- artig das große Katzenzuhause katzen- tauglich macht und – trotz ständig wechselnder Besetzung – jede Katze beim Namen kennt und um ihre Befindlichkeiten weiß. Frau Noto, die ihren Verein am Leben halten möchte, weil er so dringend gebraucht wird, die aber immer wieder vor
der Frage steht, wie das zu schaffen ist.
Die aktuell vom zu vermittelnden Katzen und Kater sind in der Katzen in Not Ber- lin e. V.-Rubrik des ebay-Kleinanzeigen-Portals zu finden.
Außerdem kann man den Verein von 10 bis 22 Uhr telefonisch unter 030 – 664 46 15 oder 0163 – 974 50 47 oder per E-Mail an katzeninnotberlin[at]gmail.com erreichen – am liebsten, um zu fragen, wann man seine Spenden vorbei bringen und ein oder zwei nette Stubentiger mitnehmen kann.
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