„Mein Beileid“ heißt es zur Begrüßung an der Eingangstür zum Studio der Neuköllner Oper. Ein Sarg steht auf der Bühne. Naja, das war zu erwarten, bei einem Stück namens „Sarg Niemals Nie“, das in einem Bestattungsunter-nehmen spielt. Ein Sarg, eine Schrankwand mit Urnen, und Dakmar und David ziehen sich erst mal einen Joint rein, nachdem sie über die letzten Trauergäste abgelästert haben. Schwarzer Humor, der Tod als Stoff zum Totlachen.
Ich fühle mich schon bald leicht kremiert, denn es ist fürchterlich warm und der komplett mit Publikum ausgefüllte Raum macht es nicht wirklich besser. Aber Dakmar (Yvonne Greitzke) und David (Patrik Cieslik) peppen und wirbeln so ener- giegeladen über die Bühne, dass ich fast vergesse mir Luft zuzufächeln. Da taucht Tim (Tobias Licht) aus einer sehr unverhofften Ecke auf und bringt sofort alle und alles etwas durcheinander.
David, der das Bestattungsinstitut Schneider von seinem Vater erbte, kämpft gegen den Ruin und mit sich, weil er sich einfach nicht traut, Dakmar seine Liebe zu gestehen. Tim kommt als hoch verschuldeter Bruder aus Indien zurück, ist etwas einseitig am weiblichen Geschlecht interessiert und will außer- dem seinen Erbanteil. Davon, dass das einer krisensicheren Branche angehö- rende Unternehmen Geld abwirft, geht er aus.
Gespickt mit Humor, der mich immer wieder an Heinz Erhardt und ganz deut- lich an Loriot erinnert, rocken die drei singend und tanzend die Bühne und reißen das Publikum mit. Wer hier hochintellektuelles Theater oder Opernhaftes erwartet, ist verkehrt. Wer hingegen unterhalten werden und miterleben möchte, wie Herr Schmitt zu Shit wird, oder das Thema Tod einfach mal undramatisch ver- musicalt betrachten will, ist goldrichtig in der Inszenierung.
Meine Hochachtung gebührt dem Dar- steller-Trio und der versteckten Liveband, die ohne wegzuschmelzen eine super Show hingelegt haben. Ich würde jeden- falls niemals sargen, dass ich mir das Stück „Sarg Niemals Nie“ von Dominik Wagner, Jörn-Felix Alt und Christoph Reuter nicht sofort noch mal ansehen würde! Das ist jedoch unmöglich, weil inzwischen alle Vorstellungen restlos ausverkauft sind: Im April 2014 soll das Musical aber aufgrund des großen Erfolgs wieder in den Spielplan aufgenommen werden.
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ein wenig sehr inspiriert von six feet under, oder?
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da ich six feet under vielleicht einmal gesehen habe, kann ich das leider nicht beurteilen. aber ich hörte davon bisher nur gutes…von daher… 🙂
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