Wer von einer Wanderausstellung spricht, meint gewöhnlich eine Ausstellung, die von einem Ort zum nächsten bewegt und erst hier und dann dort gezeigt wird. Eine andere Art der Wanderausstellung ist „Melos – Zwischen Räumen“. Da bleiben die Exponate, wo sie sind, und alle, die sich die komplette Ausstel- lung ansehen wollen, müssen sich bewegen, über eine Distanz von 600 Metern durch Neukölln.
Ein Teil der am letz- ten Freitag eröffneten Ausstellung ist näm- lich in der Galerie im Saalbau zu sehen, ein anderer im Kunst-
raum t27 und ein wei- terer auf dem Weg bzw. darunter: in der U7-Station Karl-Marx-Straße.
Da der Bahnhof nur über Treppen erreicht werden kann, ist es für Rollstuhlfahrer also unmöglich, „Melos – Zwi- schen Räumen“ als Ganzes anzuschauen. Es sei denn, sie finden kräftige Helfer oder nehmen den Umweg über die rollstuhlgerechteren U-Bahnhöfe am Rathaus oder S-Bahn-Knotenpunkt Neukölln in Kauf, um sich Frederik Foerts Installation „Stand-bein/Spielbein“ ansehen zu können. Eine Vitrine, in der Tische gestapelt wurden, auf denen ein Paar Schuhe und eine Whisky-Flasche stehen. Was es damit auf sich hat, konnte zumindest gestern Nachmittag nur erlesen statt erlebt werden: Die „müßig entspannte Tanzbewegung eines animierten Schuhpaares, das trotz der offen- sichtlichen Abwesenheit seines Besitzers mit den Gästen der BVG zu kommunizieren scheint“ kündigt die Beschreibung des Kunstwerks an. Bewegung herrschte aller- dings nur um die Vitrine herum, die Schuhe in ihr verharrten im Stillstand.
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