In den Bestseller-Listen befindet sich „Neukölln ist überall“, des Bezirksbürger-meisters einstiger Verkaufsschlager, längst im Sinkflug. Secondhand-Exemplare des Buches, das neu knapp 20 Euro kostet, sind inzwischen für den Gegenwert von 10 Feinkost-Bouletten zu haben.
Dramatisch umgekehrt wurde der Abwärtstrend nun von den Neuköllner Jusos: In einer Gemein- schaftsaktion kommentierten sie das Buch kri- tisch, ergänzten es und versteigerten das so entstandene Unikat bei eBay. Gestern fiel nach 10-tägiger Gelegenheit zum Mitbieten zu Guns- ten des Alphabetisierungsverein Lesen und Schreiben der Auktionshammer: Für 97 Euro, also den fünffachen Wert des Originals, wechselt der 400-Seiten-Wälzer den Besitzer.
„Die Aktion hat gezeigt, dass unsere angeregte kritische Rezeption des Buches von Heinz Buschkowsky auf breite Zustimmung trifft“, freut sich Martin Hikel, BVV-Mitglied sowie Vorsitzender der Jusos Neukölln, und dankt allen Bietern. Sicher auch im Namen des Lesen und Schreiben e. V., der den ersteigerten Gewinn vollständig erhalten wird. Durch die Versteigerung konnte auch „auf ein anderes oft unterschätztes Problem in unserer scheinbar so gut gebil- deten Gesellschaft“ hingewiesen werden. „Funktionaler Analphabetismus“, so Hikel, „ist nicht nur in Neukölln, sondern in ganz Deutschland ein viel zu häufig auftretendes Phänomen. In dieser Hinsicht ist Neukölln tatsächlich überall.“
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