Das Allerletzte …

feuerwerk_neuköllnWir wünschen unseren Leserinnen und Lesern, dass das Resümee für das Jahr 2012 mit einem Über- schuss positiver Erlebnisse endet, der Rutsch vom ausklingenden ins neue Jahr bestens gelingt und 2013 ein Jahr, an das man sich gerne erinnert, wird.

… aber nur für 2012! Im nächs- ten Jahr geht’s hier natürlich weiter.

Die Bescherung geht weiter: griechische Genüsse in der „Taverna Olympia“!

30.12.2012Zu welchem Artikel, der innerhalb der letzten 12 Monate hier im FACETTEN-Magazin er- schienen ist, wollen wir heute bei unserem Zwischen-den-Jahren-Gewinnspiel wissen, gehört dieses Foto? Wer erinnert sich an ihn, hat einen ausgeprägten Spürsinn oder stößt beim “Blättern” zufällig auf das richtige Ergebnis?

Wer den Titel des Beitrags, dem das Bild entnommen wurde, oder das Datum seiner ursprünglichen Veröffentlichung bis spä- testens morgen (31.12.2012) um 8.59 Uhr  in die Betreffzeile einer E-Mail schreibt und sie an Facetten[at]gmx-topmail.de sendet, nimmt – wenn mehrere korrekte Antworten eingehen – an der Verlosung eines  lukul- lischen Gewinns “made in Neukölln”  teil.

Heute führt der in die Taverna Olympia. 1992 eröffneten Ioannis Papado- poulos und seine polnische Frau Dorothea vis-à-vis vom Werner-Seelen- binder-Sportpark das griechische Spezialitätenrestaurant, um ihre Gäste in gemütlicher, familiärer Atmosphäre mit hochwertigen, traditionellen Ge- taverna olympia-logorichten zu verwöhnen.

Dem/der Gewinner/in unseres heutigen Rät- sels schenken die Taverna Olympia-Inhaber einen Gutschein über 25 Euro. (Hinweis: Die Taverna Olympia hat vom 2. bis 6. Januar geschlossen.)

Also mitmachen!

Update (31.12.2012/13:20 Uhr): Wer sich mit der Antwort “Fernab vom Kommerz“ und/oder “20. August 2012″ an diesem letzten Teil unseres Rätsels beteiligt hatte, gehörte zu denen, die sich Hoffnung auf den Ver- zehrgutschein für die Taverna Olympia machen durften.

Aber: Es konnte auch hier wieder nur eine/n Gewinner/in geben, und der wurde von einer Glücksfee ermittelt und inzwischen  informiert.

Die Bescherung geht weiter: zur kulinarischen Reise in die „Pappelreihe“!

Auch dieses Foto, das heute die Hauptrolle bei unserem Zwischen-den-Jahren-Gewinnspiel 29.12.2012hat, stammt aus einem Artikel, der in 2012 im FACETTEN-Magazin erschienen ist. Wer erinnert sich an ihn, hat einen ausgeprägten Spürsinn oder stößt beim „Blättern“ zufällig auf das richtige Ergebnis?

Wer den Titel des Beitrags, dem das Bild entnommen wurde, oder das Datum seiner ursprünglichen Veröf- fentlichung bis spätestens morgen (30.12.2012) um 8.59 Uhr in die Be- treffzeile einer E-Mail schreibt und sie an Facetten[at]gmx-topmail.de sendet, nimmt – wenn mehrere korrekte Antworten eingehen – an der Verlosung eines  lukullischen Gewinns “made in Neukölln” teil.

Heute kommt er vom Café Pappelreihe. Der Laden in der Kienitzer Straße, nahe dem Tempelhofer Feld, war jahrzehntelang ein Kiosk, der in den letzten 20 Jahren Ganeshamoorthy Sivakolundu gehörte. Im Sommer 2011 über- nahm dessen Sohn Thamilarasan Ganeshamoorthy, den alle nur Tamir nennen, das Geschäft und machte ein Café mit Wohlfühl-Ambiente daraus. Erst seit wenigen Wochen gibt es eine weitere Attraktion auf der Speisekarte der Pappelreihe: ein Mittagsmenü, das aus einer Suppe als Vorspeise und pappelreihe-logoeinem Pasta-Gericht als Hauptgang besteht.

Tamir lädt unsere/n Gewinner/in mit einer Be- gleitperson zu einer solchen kulinarischen Rei- se zur Lunch-Zeit (montags bis donnerstags zwischen 12 und 16 Uhr) ins Café Pappelreihe ein und spendiert beiden ein Getränk dazu.

Also mitmachen!

Update (30.12.2012/9:50 Uhr): Wer sich mit der Antwort “Experimente mit den Spielarten der Sprache“ und/oder “4. März 2012″ an dieser Ausgabe unseres Rätsels beteiligt hatte, gehörte zu denen, die sich Hoffnung auf die Einladung ins Café Pappelreihe machen durften.

Aber: Es konnte nur eine/n Gewinner/in geben, und der wurde von einer Glücksfee ermittelt und inzwischen  informiert.

Die Bescherung geht weiter: Fruchtiges von „feinschlicht“!

28.12.2012Unser Zwischen-den-Jahren-Gewinn- spiel geht mit diesem Foto aus einem innerhalb der letzten 12 Monate hier im FACETTEN-Magazin erschienenen Beitrag weiter:  Wer erinnert sich an den, hat einen ausgeprägten Spür- sinn oder stößt beim „Blättern“ zufällig auf das richtige Ergebnis?

Wer den Titel des Beitrags, dem das Bild entnommen wurde, oder das Datum seiner ursprünglichen Veröf- fentlichung bis spätestens morgen (29.12.2012) um 8.59 Uhr in die Be- treffzeile einer E-Mail schreibt und sie an Facetten[at]gmx-topmail.de sendet, nimmt – wenn mehrere korrekte Ant- worten eingehen – an der Verlosung eines  lukullischen Gewinns “made in Neukölln” teil.

Für die heutige Ausgabe unseres Rätsels kommt dieser von  feinschlicht, der Manufaktur für gutes Fruchten. Seit Juli 2012 produzieren und verkaufen Falko Schumann und sein Team an der Neuköllner Sonnenallee Frucht- und Gemüseaufstriche, Senf, Chutneys und Saucen, die nach eigenen Rezep- feinschlicht-logoturen und in 100 % Handarbeit hergestellt wer- den.

Unser/e Gewinner/in darf sich in Schumanns Laden ein Domino-Köfferchen abholen, in dem sich ein Glas mit einem Aprikose & Weißmohn-Fruchtaufstrich und eines mit  mit der feinschlicht-Kreation Schattenmorelle & Orange befinden. (Hinweis: Die Manufaktur ist am Silvestertag zwischen 12 und 16 Uhr geöffnet, macht vom 1. bis 6. Januar Urlaub und hat danach wieder dienstags und donnerstags von 12 – 18 Uhr geöffnet.)

Also mitmachen!

Update (29.12.2012/10:08 Uhr): Wer sich mit der Antwort “Dahinter geht’s nicht weiter“ und/oder “9. November 2012″ an dieser Ausgabe unseres Rätsels beteiligt hatte, gehörte zu denen, die sich Hoffnung auf Fruchtiges von „feinschlicht“ machen durften.

Aber: Es konnte nur eine/n Gewinner/in geben, und die wurde – nachdem ein Glücksfeeerich seines Amtes gewaltet hatte – inzwischen  informiert.

Die Bescherung geht weiter: zum Schlemmen in die „Lava“!

Ein Jahr mit dem FACETTEN-Magazin, bedeutet auch ein Jahr mit Bildern. Bei unserem heute beginnenden Zwischen-den-Jahren-Gewinnspiel wird täglich mit einem Bild an einen Beitrag aus 2012 erinnert. Wer erinnert sich, hat einen 27.12.2012ausgeprägten Spürsinn oder stößt beim „Blättern“ zufällig auf das richtige Ergebnis?

Wer den Titel des Beitrags, dem die- ses Foto entnommen wurde, oder das Datum seiner ursprünglichen Ver- öffentlichung bis spätestens morgen (28.12.2012) um 8.59 Uhr in die Be- treffzeile einer E-Mail schreibt und sie an Facetten[at]gmx-topmail.de sendet, nimmt – wenn mehrere korrekte Ant- worten eingehen – an der Verlosung eines lukullischen Gewinns „made in Neukölln“ teil.

Für die heutige Ausgabe unseres Rätsels wird dieser von der Lava zur Verfügung gestelllt. Erst vor knapp vier Wochen eröffneten Renate und Andreas Hoffmann, die bereits die Lavanderia Vecchia in der Neuköllner Flughafenstraße betreiben, den jüngsten Spross ihres Gastronomiebe- lava berlin-logotriebs: ein Schinkenlädchen mit angeschlos- senem Restaurant.

Unser/e Gewinner/in wird samt einer Begleitperson von den Hoffmanns zu Vorspeise, Hauptgericht und Dessert aus dem Lava-Mittagstisch-Ange- bot  oder  zum  Hauptgang  von  der  Lava-Abendkarte  eingeladen.

Also mitmachen!

Update (28.12.2012/10 Uhr): Wer sich mit der Antwort „Es geht voran“ und/ oder „16. Mai 2012“ an dieser Ausgabe unseres Rätsels beteiligt hatte, gehörte zu denen, die sich Hoffnung auf die Einladung zum Schlemmen in der „Lava“ machen durften.

Aber: Es konnte nur eine/n Gewinner/in geben, und der wurde – nachdem eine Glücksfee ihres Amtes gewaltet hatte – inzwischen  informiert.

Zurück ins Mittelalter

weihnachtsmarkt2Nun ist der letzte Tag der diesjäh- rigen Neuköllner Weihnachtsmarkt- Saison angebrochen: Noch bis 21 Uhr hat der Historische Weihnachts- markt mit Mittelalter-Flair auf dem Gutshof am Schloss Britz  geöffnet. Allerdings nur für diejenigen, die 3,50 Euro (erm. 2 €) Eintritt  zu zahlen bereit sind. Die Zeit des freien Ein- tritts ist dort längst vorbei: Sie galt nur an Werktagen.

Auf den letzten Drücker

Gestern Nachmittag in einem Neuköllner Supermarkt. Viele Kunden sind nicht mehr im Laden, der vom Personal schon auf die Zeit nach den Festtagen vorbereitet wird. Der Mann hat dunkle Schatten unter den Augen und die Hand an einem üppig gefüllten Einkaufswagen, während er der Verkäuferin hinter der Käsetheke seine Wünsche mitteilt. „Tut mir leid, wenn Sie nun meinetwegen nicht pünktlich raus kommen“, sagt er. Aber sie wisse ja, dass das Einkaufen auf den letzten Drücker sonst gar nicht seine Art sei. „Wenn meine Tochter es nicht so spannend gemacht hätte“, beginnt er und einkaufswagenerzählt auch ihr – wie schon vorher den Angestellten hinter der Fleisch- und der Backwaren-Theke – vom wunderschönsten, großartigsten, prächtig- sten Vorweihnachtsgeschenk, das seine Frau ihm machen konnte: Eigentlich hätte das schon am 22. Dezember kommen sol- len. Kam es aber nicht. Stattdessen kam das große Bangen, dass es bloß kein Christkind werden soll. Wer wolle schon an einem Tag Geburtstag haben, an dem es ohnehin Geschenke für alle gibt? Was seien er und seine Frau erleichtert gewesen, als am 23. mittags die Wehen ein- setzten. „Und kurz vor Mitternacht war sie dann endlich da“, berichtet der junge Vater stolz. Seitdem habe er keine Sekunde geschlafen, sondern die Zeit vor allem damit verbracht, eingehend seine Tochter zu beobachten. Dass man dabei nicht ans Einkaufen für die Feiertage denke, sei doch verständlich. „Entschuldigung ange- nommen“, versichert die Frau hinter der Käsetheke lächelnd, wünscht ihm viel Spaß mit dem Nachwuchs, ein frohes Fest und wendet sich dem nächsten Kunden zu. Seine im Kindersitz des Einkaufswagens verstauten Tüten verraten, dass er zu den von Weihnachten Überraschten gehört und nicht nur mit dem Lebensmittel-Shopping spät dran ist.

=ensa=

… 24 … Oder: Wann fängt Weihnachten an?

kutschen-schöneDas größte Türchen, wie bei han- delsüblichen Schoko-Adventska- lendern, wird hier heute nicht ge- öffnet. Stattdessen schieben wir zur Feier des Tages dieses an- heimelnd dekorierte Fenster ei- nen Spaltbreit auf. Was ist wohl dahinter? Das fragten sich viele, die während des Alt-Rixdorfer Weihnachtsmarktes über den Hof von Kutschen-Schöne, in den es zeigt, schlenderten. Geht es da- hinter so beschaulich zu, wie durch die in weichen Falten fal- lende Gardine, das warme Licht und die aus buntem Transparent- papier gebastelte Kerzengalerie suggeriert wird? Oder liegen gar  Welten zwischen dem Anschein und der Realität? Gehört das Fenster womöglich zu einem Büro? Befindet sich in dem Zimmer eine Hochglanz-Hightech-Küche? Lebt dort eine alte Dame, die ein Fall fürs Pflegeheim wäre, würde ihre Familie sich nicht liebevoll um sie kümmern? Schützt die Gardine vor unerwünschten Einblicken in ein unauf- geräumtes, mit Star Trek-Fanartikeln vollgestopftes Jugendzimmer?

Das stimme alles nicht, weiß Martina Rosenthal-Schöne, die das traditionsreiche Fuhrunternehmen am Neuköllner Richardplatz zusammen mit zwei Familienmitglie- dern in 5. Generation leitet: „Das Fenster gehört zur Wohnung unserer Mieter, und die haben dort ihren gemütlichen Essplatz.“

Wir wünschen schöne, friedliche Festtage ohne unliebsame Bescherungen und möchten schon jetzt darauf hinweisen, dass es auch in diesem Jahr hier wieder ein Zwischen-den-Jahren-Gewinnspiel geben wird. Und allen, die sich schon immer gefragt haben „Wann fängt Weihnachten an?“, empfehlen wir das wundervolle gleichnamige Gedicht von Rolf Kremer:

„Wenn der Schwache dem Starken die Schwäche vergibt,
wenn der Starke die Kräfte des Schwachen liebt,
wenn der Habewas mit dem Habenichts teilt,
wenn der Laute bei dem Stummen verweilt
und begreift, was der Stumme ihm sagen will,
wenn das Leise laut wird und das Laute still,
wenn das Bedeutungsvolle bedeutungslos,
das scheinbar Unwichtige wichtig und groß,
wenn mitten im Dunkeln ein winziges Licht
Geborgenheit helles Leben verspricht,
und du zögerst nicht, sondern du gehst,
so wie du bist, drauf zu, dann,
ja, dann fängt Weihnachten an.“

In diesem Sinne …

Das große Leuchten

Aber längst  nicht alles, was  man derzeit in Neukölln an Balkonen oder Traufen sieht,

tauben_karl-marx-straße neukölln

ist  eine Lichterkette oder ein  weihnachtliches Deko-Objekt, das auf  Knopfdruck zum

balkon-adventsdeko_neukölln

Leuchten gebracht werden kann.

Heiße Eisen am Richardplatz

1_rixdorfer schmiede_neukölln„Bezirksamt Neukölln setzt mich und meinen Betrieb nach 8 Jahren Auf- bauarbeit für das kulturelle Bildungs- und Handwerkszentrum vor die Tür der Rixdorfer Schmiede.“ Mit dieser Nachricht schockte Gabriele Sawitzki Ende letzter Woche ihre Facebook-Freunde. Fassungslosigkeit und Ent- setzen schwappten durch die Com- munity, zu Petitionen und Protest- schreiben an das Bezirksamt wurde aufgerufen. Reaktionen, als hätte Sawitzki verkündet, dass in der historischen Schmiede demnächst eine Spielhalle eröffnet oder das Gebäude auf dem Ri- chardplatz gleich ganz abgerissen werde, um dort ein Shoppingcenter zu bauen. 3_rixdorfer schmiede_neuköllnDem ist jedoch nicht so!

Was also genau ist passiert? Im Juni 2004 hatte die Schmiedin einen Vertrag mit fünfjähriger Laufzeit für die Nutzung des Anwesens mit dem Neuköllner Bezirksamt abgeschlossen. Seit 2009 wurde der stets automatisch für ein jeweils weiteres Jahr verlängert, auch weil es keine anderen Interessenten gab. Das änderte sich in diesem Sommer. Ausge- rechnet Martin Böck, der als Kunst- und Messer- schmied bislang Sawitzkis Untermieter in der Rix- dorfer Schmiede war, bewarb sich um den Haupt-mietvertrag. Schon das legte neuen  Zündstoff ins bereits seit gut zwei Jahren kriselnde Miteinander. Dass Böck den Vergabe- kriterien sowie den neuen Konditionen des vom Bezirksamt vorgelegten Pacht- vertrags zustimmte, ihn – im Gegensatz zur Mitbewerberin – unterschrieb und so in einem freihändigen Vergabeverfahren zum neuen Hauptmieter wurde, zündete die Lunte martin böck_rixdorfer schmiede_neuköllnzwischen der Frau fürs metallverarbeiten- de Grobe und dem Mann für die schmiede- rischen Feinheiten.

„Am 21.12.2012 geht bestimmt nicht die Welt unter, aber einer wichtigen Berliner Begegnungs- und Bildungsstätte hat das Bezirksamt Neukölln zum Jahresende den Untergang beschert. (…) Wird Berlin sich auf diese Weise einen weiteren Fauxpas leisten? Wird das Feuer und das Flair vom Richardplatz, so so viele und so vieles begeistert, angezündet und bewegt hat, künftig wieder auf Sparflamme  brennen?“ Schon diese Sätze aus der Einladung, mit der Gabriele Sa- witzki gestern zur Pressekonferenz in die Rix- dorfer Schmiede geladen hatte, ließen nichts Gutes vermuten. Wer sich davon nicht abschrecken lassen hat, landete mitten in einer Gemengelage aus Enttäuschung, Unverständnis, Verletzungen, Wut und prognostizierten Eventualitäten auf der einen Seite. Auf der anderen stand Martin Böck, der wirkte, als wünsche er sich augen- blicklich den vom Maya-Kalender angekündigten Weltuntergang herbei, um diese für alle Beteiligten unwürdige Schlammschlacht  zu beenden.

Sie habe die Schmiede gemeinwesenorientiert ausgerichtet und dem Ort durch Kulturveranstaltungen und soziales Engagement eine Strahlkraft verliehen, die weit über den Bezirk Neukölln hinaus reichte, erinnerte 4_rixdorfer schmiede_neuköllnSawitzki an ihren zweifellos großen sozialen und unternehmerischen Ein- satz, für den sie vor vier Monaten mit der Franz-von Mendelssohn-Medaille ausgezeichnet wurde. Böck hingegen habe einen eher privatwirtschaftlichen Fokus. Nun werde er durch die Ver- gabekriterien des Bezirksamts ge- zwungen, die Schmiede als Museum und Kulturort mit gewerblichem An- teil zu führen. Das könne doch nicht klappen. Auch frage sie sich, wie er das alles finanziell stemmen wolle. Bisher habe die Miete rund 50 Prozent unter der gelegen, die ab Januar fällig wird, und Böcks Kostenbeteiligung habe gerade mal ein Fünftel des gesamten finanziellen Aufwands ausgemacht. Der Löwenanteil von 80 Prozent sei von ihr aufgebracht worden, was nicht zuletzt durch das als berufliches Standbein geführte Metallbau-Unternehmen möglich war.

Das mit der 80/20-Kostenaufteilung stimme definitiv nicht, meldete sich endlich auch Martin Böck zu Wort. Was jedoch richtig sei, ist, dass er keine zweite Werkstatt habe, die den Betrieb der Schmiede notfalls subventionieren könnte. Das unterneh- 2_rixdorfer schmiede_neuköllnmerische Risiko laste folglich kom- plett auf ihm und der Entwicklung des Ortes. Natürlich werde sich die Aus- richtung des gewerblichen Seg- ments ändern, kündigte Böck an: „Ich bin Messerschmied, habe seit 12 Jahren den Meisterbrief und produzie- re alles, was kleiner als ein Kühl- schrank ist, auch als Zuarbeit für an- dere Metallbauer.“ Selbstverständlich werde er auch das von Gabriele Sa- witzki begonnene Anliegen fortführen, in der Schmiede Auszubildende für das Schmiede-Handwerk einzustellen. Schließlich habe er schon bei der Schmiede- ausbildung von Henriette Abitz einen Großteil übernommen.

„Ich hab überhaupt keine Zweifel, dass die Zukunft der Schmiede im gleichen Stil wie bisher weitergeht“, bemerkt ein Anwohner. „Kulturveranstaltungen während des Festivals 48 Stunden Neukölln, beim Alt-Rixdorfer Weihnachtsmarkt, bei der Langen Nacht der Museen und beim Tag des offenen Denkmals wird es auch in Zukunft geben“, versichert Martin Böck. „Und daran, dass die Rixdorfer Schmiede sonntags für Besichtigungen geöffnet ist, wird sich ebenfalls nichts ändern.“ Das klingt weder nach Sparflamme, noch nach einem Untergang zum Jahresende.

=ensa=

„Weihnachten ist warme Füße!“

8_obdachlosenfest 2012_estrel neuköllnJa, sie würde es wieder tun, sagt sie und unterstreicht das Ja verbal und hängt ihm einige Ausrufezeichen an. Elisabeth Herr- manns Antwort ist eindeutig. Die erfolg-reiche Krimiautorin war erstmals Helferin beim jährlichen Obdachlosenfest von Frank Zander im Neuköllner Estrel Hotel. Gefühl- te 30 Kilometer sei sie gelaufen, während sie unter anderem Bier verteilte und Tisch-decken zuschnitt. Die unfassbare Hilfs- bereitschaft aller hat sie fasziniert, und der Satz einer Frau, die mit Schuhen aus der Kleiderkammer beschenkt wurde, hat sich tief in Elisabeth Herrmanns Herz 4_obdachlosenfest 2012_estrel neuköllnge- graben: „Weihnachten ist warme Füße!“ Mit wie wenig man Menschen doch strahlen lassen kann.

Wobei wenig auch bei Frank Zanders 18. Weih- nachtsessen für Obdachlose definitiv nicht die Devise ist. Die Tische für die knapp 3.000 Gäste 11_obdachlosenfest 2012_estrel neuköllnsind nicht nur sehr schön gedeckt, son- dern zudem voll mit Getränken und diversen Weihnachtsleckereien.

Noch im letzten Jahr hatte Elisabeth Herrmann als rbb-Mitarbeiterin vom Fest berichtet, in diesem Jahr wollte sie selber mit anpacken: Als sie dann auf Frank Zanders Facebook-Seite das frank zander_obdachlosenfest 2012_estrel neuköllnHelfergesuch las, schrieb sie direkt eine Mail, bot ihre Unterstützung an, bekam eine Zusage – und nun ist sie heiser, total platt, aber glücklich.

Seit 8 Uhr sind die etwa 100 freiwilligen Helferinnen und Helfer in den roten und gelben Shirts im Estrel im Einsatz. Bis gegen 21 Uhr werden sie wohl bleiben. Das ist etwas länger als sonst, weil es zum ersten Mal auch Gänsebraten für die Helfer gibt, nach den Feierlichkeiten für die Wohnungslosen und Bedürftigen.

„Dass hier auch Alkohol ausgeschenkt wird, finde ich nicht gut, muss ich sagen“, erzählt mir eine freundliche Helferin im gelben Shirt. Aber ansonsten wäre es eine wirklich gute Sache hier. Sie ist Rentnerin und arbeitet ehrenamtlich bei der Bahn- hofsmission und bei Laib und Seele. Viele ihrer Kunden treffe sie hier, sagt sie, und alle freuen sich darüber und sind mehr als dankbar für das, was hier Gutes auf die Beine gestellt wird. Das Thema Alkohol ist neben der Tatsache, dass am Ende alle 1_obdachlosenfest 2012_estrel neuköllnwieder in die Kälte raus müssen, der einzige Punkt, der zu weniger Begeisterung beiträgt.

Immer wieder sind Gäste und Helfer zu sehen, denen die Tränen der Rührung über die Wan- gen laufen. Alles ist einfach überwältigend. Der Saal ist riesig und sehr schön weihnachtlich geschmückt und beschallt.

Unglaubliche Spendenmengen sind eingegan- gen. Die Tische, mit den liebevoll verpackten Geschenken für die Kleinsten, biegen sich 5_obdachlosenfest 2012_estrel neuköllnunter der Last. An alles ist gedacht. Es gibt einen Pfarrer, 25 im Akkord arbeitende Friseure vom bbw Bildungswerk, medizinische Versor- gung, einen Tierarzt, Hundefutter, Tabak und Geschenke für alle. Engel laufen von Tisch zu Tisch und verteilen 3_obdachlosenfest 2012_estrel neuköllnSchokolade und Zigaretten. Ein Clownspärchen verbrei- tet gute Laune und Seifenblasen, ein Leierkastenmann 2_obdachlosenfest 2012_estrel neuköllnleiert.

Natürlich fehlen auch die hochkarätigen Stars nicht. Als sie anfangen, Teller mit Rotkohl, Klößen und Gänse- keulen zu verteilen, schmet- tert Frank Schöbel gerade „Oh Tannenbaum, du trägst ein grünes Kleid“. Sehr ergreifend. Cem Özdemir, Wolfgang Bahro, Bürger Lars Dietrich, Graciano Rocchi- 9_obdachlosenfest 2012_estrel neuköllngiani, der inzwischen 91-jährige Herbert Köfer, Frank Kessler und Peer Kusmagk sind nur einige der Prominenten, die gut gefüllte Teller zu den Gästen bringen. Auch Neu- 10_obdachlosenfest 2012_estrel neuköllnköllner Polit-Prominenz betätigt sich kellnernd. Besonders sympathisch sind diejenigen, die nicht lange mit den Tellern für die Fotografen posen, sondern denen es tat- sächlich darum geht, etwas für andere zu tun.

Während die Kameras um die Promis und Frank Zander rummeln, füllen sich zusehends alle Tische mit Mahlzeiten – aufgetragen durch die fleißigen Helfer in Gelb und Rot, die unermüdlich zwischen den Tischen umherwuseln, um niemanden zu vergessen oder auch den ein oder 7_obdachlosenfest 2012_estrel neuköllnanderen Extrawunsch zu erfüllen.

Die Stimmung wird immer ausgelassener, und als dann das Liveprogramm auf der Bühne beginnt, stürzen einige der Gäste nach vorne um zu tanzen. Frank Schöbel, Jeanette Biedermann aber auch die Fahrer der BVG, die die Menschen in Sonderbussen aus allen Teilen der Stadt ins Estrel brachten, halten die Stimmung hoch, so dass am Ende niemand so wirklich gehen will.

Der Tag war auch für mich ein einmaliges, äu- ßerst beeindruckendes und rührendes Erlebnis, und ich hoffe sehr, dass den fleißigen Helfern die Gänsekeulen gemundet haben.

=Anna Sinnlos=

Fingerübungen fürs Umgarnen

1_StrickArt-Projekt_Warthemahl Neukölln2_StrickArt-Projekt_Warthemahl NeuköllnEs waren mal mehr: Anfang November, beim Neuköllner Kunstfestival NACHTUNDNEBEL, flat- terten noch etliche dieser handgestrickten Wimpel in der  Warthestraße. In- zwischen lächeln einem die kugelrunden, appli-zierten Gesichter nur noch von wenigen Gas- laternen entgegen, und auch das Happy Warthestrasse-Banner ist längst weg. Ein neues wird es nicht geben, dass weitere Wimpel genadelt werden, ist ebenfalls unwahrscheinlich.

Die Flaggen mit den Smileys seien nur eine Auftakt-Aktion gewesen, die auf die „größeren Pläne“ der Handarbeiterinnen einstimmen sollte, ist aus dem Warthe- mahl zu erfahren, wo sich die strickenden Frauen zu einer StrickArt-Projektgruppe zusammenfanden. Demnächst solle eine Deko-Tomate genadelt werden, außerdem

5_StrickArt-Projekt_Warthemahl Neukölln3_StrickArt-Projekt_Warthemahl Neukölln4_StrickArt-Projekt_Warthemahl Neukölln6_StrickArt-Projekt_Warthemahl Neukölln

stünden gestrickte Bilderrahmen auf der To Do-Liste. Und dann gäbe es noch den Plan, den Käfig, der das Ballspielfeld auf dem Wartheplatz umgibt, mit bunten Maschen zu umgarnen.

Die Strickgruppe trifft sich mittwochs ab 18.30 Uhr bei Dolle Wolle. Ver- stärkung mit Fingerfertigkeit und kreativen Ideen ist herzlich willkommen!

=ensa=

Nicht zuständig!

Vorbildlich geräumt ist dieser Bürgersteig vor einer Neuköllner Schule. Auf der nach der aktuellen Winterdienstregelung vorgeschriebenen Breite verdient  er das Prädikat

winterdienst_gehwegräumung neukölln

„schnee- und eisfrei“. Was links und rechts davon ist, fällt nicht in den Zustän- digkeitsbereich der Winterdienste, sondern ist Job des Tauwetters. Da sich das aber, so die Prognose der MeteoGroup, übermorgen aus Berlin verabschiedet und das Feld für Frost und Neuschnee räumt, bleiben vorbildliche Grundlagen für Hals- und Beinbrüche zurück.

Von A wie Ablenkungen bis Ü wie Überleben

Schön ist die Karl-Marx-Straße nicht. „Lebendig und laut, geschäftig und entspannt, grässlich und grau, bunt und voller Leben, gastfreundlich und anonym, unfassbar günstig und teuer zugleich“, das sind die Gebrauchsanleitung Karl-Marx-Straße_Roos VersteegAttribute, die Roos Versteeg Neuköllns Magistrale zuschreibt. Um deren Nutzung zu erleich- tern, hat die Künstlerin nun eine Gebrauchsanleitung für die Karl-Marx-Straße heraus- gegeben. In 17 Rubriken von A wie Ablenkungen bis Ü wie Überleben wird in dem 44- seitigen Heft voller subjek- tiver Wahrheiten (und mit 10 freien Seiten für eigene Noti- zen) das sichere Navigieren zu Geschäften entlang der Nord- Süd-Achse ermöglicht und auf die Begegnung mit „Menschen jeden Schlags und jeder Gemütsver- fassung“, die sich hier antreffen lassen, vor- bereitet. „Lesen Sie diese Anleitung gründlich durch, bevor Sie Ihre Begehung der Karl-Marx-Straße starten. Auf diese Weise vermeiden Sie unnötige Irritationen und Stress“, empfiehlt Versteeg in den Sicherheitshinweisen. Eine Gewähr für den reibungslosen Ablauf jedweder Unter- nehmungen will die Gebrauchsanleitung aber nicht geben. Schließlich handele es sich bei der Karl-Marx-Straße um einen „Ort der Extreme“, was wiederum bedeute, dass es zu Unregelmäßigkeiten kommen könne.

Weihnachtsstimmung, Aquaplaning und Kurt Krömer im Körnerpark

1_weihnachtsmarkt körnerpark_neukölln3_weihnachtsmarkt körnerpark_neuköllnEngel, ein Weihnachtsmann, der kleine Gaben an Kinder ver- teilte, rund 20 Marktstände, an denen von Initiativen aus dem Kiez Dinge für das leibliche Wohl sowie für Geschenke-sucher angeboten wurden, ein kleines stimmungsvolles Büh- nenprogramm und Kurt Krö- mer als Stargast, der den Weihnachtsmarkt im Körnerpark blesing+lautenschläger+krömer_weihnachtsmarkt körnerpark_neuköllnzusammen mit Neu- köllns Baustadtrat Tho- mas Blesing (l.) und Ulli Lautenschläger (M.) vom Quartiersmanagement eröffnete.

Es hätte alles so schön werden können vorgestern Nachmittag. Doch dann kam erst das Tauwetter, das den zuvor verschneiten  Platz  vor der  Orangerie in  eine hochgradig  glitschige Seenlandschaft  verwandelte, und  pünktlich  zum Beginn der Veranstaltung

4_weihnachtsmarkt körnerpark_neukölln

gesellten sich noch Niesel- und Regenschauer dazu. Alles zusammen führte dazu, dass  nicht nur die Bänke vor der Bühne  weitgehend unbesetzt blieben, sondern der

nogat-singers_weihnachtsmarkt körnerpark_neukölln6_weihnachtsmarkt körnerpark_neuköllnsultaninen-chor_weihnachtsmarkt körnerpark_neukölln

2_weihnachtsmarkt körnerpark_neukölln5_weihnachtsmarkt körnerpark_neuköllnpyramidengarten_weihnachtsmarkt körnerpark_neukölln

Markt insgesamt wesentlich weniger Besucher als in den Vorjahren anzog bzw. deren Verweildauer drastisch reduzierte. Einer, der sich jedoch völlig unbeeindruckt davon 7_weihnachtsmarkt körnerpark_neuköllnkurt krömer+weihnachtsmann_weihnachtsmarkt körnerpark_neuköllnzeigte, war Kurt Krömer, der am Vortag der Pre- miere von „Die Abenteuer des Huck Finn“, sei- nem ersten Kinder-Kinofilm, stundenlang über den Markt watete und geduldig jeden Auto- gramm- und Fotowunsch erfüllte. Damit be- wies er wieder einmal, dass die Patenschaft für den Körnerkiez etwas ist, wofür er mehr als seinen Namen zu geben bereit ist.

=ensa=

Ausgezeichnet: Neukölln hat sechs neue Ehrennadel-Träger

137 Träger der Neuköllner Ehrennadel gab es bis gestern. Seit gestern sind es sechs mehr: Bei einer Feierstunde im Schloss Britz verliehen Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky und Bezirksverordnetenvorsteher Jürgen Koglin die höchste neuköllner ehrennadel-verleihung 2012Auszeichnung für Menschen, die sich um den Bezirk verdient gemacht haben, an Soran Ahmed, Beate Hau- ke, Christian Korb, Lam-Thanh Ly, Brigitte Merten und Peter Renkl.

Aber wie kommt man überhaupt an diese Ehrung, wenn man sie denn will? „Geehrt werden besonders Per- sonen, die langjährig auf dem Gebiet des kulturellen, sozialen, religiösen, wirtschaftlichen, sportlichen, gesell- schaftspolitischen und partnerschaftlichen Bereichs im Sinne Neuköllns tätig gewesen sind“, erklärt Andrea Liedmann aus dem Büro des Bezirksbürgermeisters. Politische Funktionen und Mandate seien für eine Ehrung nicht hinreichend.

Vorschläge für Auszuzeichnende, die samt einer kurze Begründung sowie einer Biographie der betreffenden Person an das Bezirksbürgermeister-Büro zu richten sind, könnten von Vereinen, Vereinigungen oder anderen Organisationen gemacht neuköllner ehrennadelwerden. Wer letztlich die Neuköllner Ehrennadel bekommt, werde dann von einem Gremium entschieden, das sich aus dem Bezirksverordne-tenvorsteher, der stellvertretenden Bezirksver-ordnetenvorsteherin, dem Bezirksbürgermeister und dem stellvertretenden Bezirksbürgermeister zusammensetzt.

Begünstigungen sind mit der Mini-Trophäe fürs Revers, die seit 1984 einmal jährlich verliehen wird, nicht verbunden. Allein mit der Ehrennadel und einer feierlichen Zeremonie müssen sich die Ausgezeichneten aber auch nicht begnügen: Sie erhalten zusätzlich eine Urkunde, werden ins Ehrennadelbuch eingetragen und im Foyer der 2. Etage des Neuköllner Rathauses namentlich auf einer Messingtafel verewigt. So wie vor ihnen bereits Wolf Henri, der Schmied vom Richardplatz, der heute 100 Jahre alt geworden wäre, Victor Kopp, der Eigentümer der Neuköllner Passage, die ehemaligen SG Neukölln-Schwimmerinnen Cathleen Rund und Britta Steffen, der Ex-Profiboxer Oktay Urkal, die Ricam Hospiz-Gründerin Dorothea Becker, der Schriftsteller Horst Bosetzky, Konrad Tack, der ehemalige Geschäftsführer des JobCenters Neukölln, der Sprach- woche-Initiator Kazim Erdogan und Christina Rau, die Schirmherrin des Campus Rütli – um nur einige zu nennen.

=ensa=

ZukunftsBaum für Neukölln

zürgelbaum_fontanestr 26_neukölln„Das macht dem nichts aus“, beruhigt Jürgen Detering alle, die zweifeln, ob es denn wirklich angebracht ist, bei Minustemperaturen einen jungen Baum anzupflanzen. Strenge Kälte, heiße Sommer, Trockenperioden im Wechsel mit sintflutartigen Regenfällen: Der Zürgelbaum trotze allen Auswirkungen des Klimawandels, weiß der Gartenbau-Ingenieur der Firma Sievers garten & land- schaft, die das Exemplar lieferte und setzte – in ein hervorragendes Substrat und eine Baumscheibe mit Idealmaßen von 2 x 4 Metern, wie Detering betont.

Schließlich ist der Baum, der nun vor dem Haus in der Fontanestraße 26 steht und dort zu einer Endhöhe von über 15 Metern heranwachsen soll, nicht irgendein stadtbaumkampagne_fontanestraße neuköllnBaum. Er ist einerseits Pro- tagonist der neuen Stadt-baumkampagne des Berli- ner Senats und anderer- seits der erste Zukunfts- Baum, der von der Umwelt- Initiative Zukunft Stadt & Na- tur des Deutschen Fran- chise-Verbandes (DFV) ge- pflanzt wurde. Den Standort in Neukölln habe man ganz bewusst ausgewählt, weil hier Straßenbäume rarer als in anderen Bezirken seien, erklärt DFV-Geschäftsführer Torben L. Brodersen (r.),  bevor er gemeinsam mit Staats- gaebler+blesing+brodersen_stadtbaumkampagne neuköllnsekretär Christian Gaebler (l.) und Neuköllns Baustadtrat Thomas Ble- sing (M.) zur Schippe greift.

Er würde sich wünschen, dass sich andere Institutionen und Unterneh- men den DFV als Vorbild nehmen und das Programm Stadtbäume für Berlin tatkräftig unterstützen, sagt Gaebler. Rund 1.600 neue Bäume sollen im nächsten Jahr in den Straßen der Hauptstadt gepflanzt werden: Die An- schaffungskosten von 1.000 Euro pro Baum teilen sich die Spender und die Senats- verwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt, die finanziellen Aufwendungen für die stadtbaumkampagne berlin_fontanestraße neuköllnPflege übernimmt der jeweilige Bezirk.

Der Zürgelbaum in der Fontanestraße ist der erste von etwa 200 jungen Bäumen, die Neu- kölln im Rahmen der Stadtbaumkampagne bekommen soll. „Die Standorte und die dort zu pflanzenden Baumarten“, so Thomas Blesing, „wurden schon vom Bezirksamt ausgewählt und sind in einer interaktiven Karte eingetragen.“ Was noch fehlt, sind Spender. Das könnten – außer Einzelpersonen und Firmen – durchaus auch Hausgemeinschaften sein, die die erfor- derlichen 500 Euro zusammenlegen, um endlich einen eigenen Baum vor der Haustür oder in deren Nähe zu haben.

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Ladenhüter

Wenn überall Originale in verschiedenen Formaten, Güte- und Gewichtsklassen  zum

riesenschneeball_neuköllndeko-schneebälle_tedi neukölln

Mitnehmen herumliegen, sinkt das Interesse an käuflich zu erwerbenden Kopien.  Drastische Preisnachlässe sind die Folge, am Ladenhüter-Dasein der künstlichen Schneebälle ändern aber auch die nichts.

Neuköllns beliebtester Ort für Ja-Sager

Foto: Standesamt Neukölln/F. Baumgart

Foto: Standesamt Neukölln/F. Baumgart

Morgens um halb 9 kamen die ersten Paa- re, mittags um halb 2 waren die letzten dran. Insgesamt 21 Bräute und 21 Bräutigame – umgeben von großen Gesellschaften oder auch im intimeren Rahmen – schlossen am gestrigen Schnapszahl-Termin 12.12.12 im Standesamt Neukölln den Bund, der für den Rest des Lebens halten soll. Normal seien vier Trauungen am Tag. Freitags seien es allerdings regelmäßig mehr, da sich längst auch „viele Paare von außerhalb“ entschlös- sen, in den Trauzimmern im ehemaligen Kreiskrankenhaus in Britz „Ja“ zueinander zu sagen. Wer das an einem runden Datum tun will, muss nun noch bis zum  2.2.22  warten.

Wurzeln hier und dort

Die Idee, der Chronik „Čermná v proměnách staletí“ deutschsprachig zu entsprechen, hatte der Freunde Neuköllns cermna-chronik tschechische. V. bereits 2004, als das Buch anlässlich der 700-Jahr-Feier des Ortes in Tsche- chien editiert wurde. Neu belebt wurde der Gedanke buchcover_cermna-chronik_freunde neuköllns e.vallerdings erst jetzt im Ge- denkjahr der Auswanderung der Böhmen vor 275 Jahren aus dieser Gegend wieder. Und so wurde nunmehr das Original vom Verein übersetzt, bearbeitet und mit dem Titel „700 Jahre Čermná – Ge- schichte eines ostböhmischen Dorfes“ herausgegeben. Letzten Freitag stellten Manfred Herrmann, Dieter Herr- mann und Christian Kölling als Vertreter des Freunde Neuköllns e. V. die deutsche Ausgabe des Buches bei einer Pressekonferenz im Comenius-Garten vor.

(v. l.: Veronika Patočková, Vladimír Hejl, Alena Vojtková, Lenka Ptáčková und Manfred Herrmann)

(v. l.: Veronika Patočková, Vladimír Hejl, Alena Vojtková, Lenka Ptáčková und Manfred Herrmann)

Manfred Herrmann vom Vereinsvor- stand moderierte die Buchpräsen- tation und machte zunächst die Gäste aus Čermná bekannt: Vero- nika Patočková, eine der drei Über- setzerinnen des Buches, die die Veranstaltung auch dolmetschte, Vladimír Hejl, den Kurator der Ge- meinde der Evangelischen Kirche in Horni Čermná, Alena Vojtková, die amtierende Stadträtin und ehe- malige Bürgermeisterin des Ortes, sowie  Lenka Ptáčková, einer Lehrerin der Elementarschule Základní škola. „Im Ver- gleich mit der tschechischen Ausgabe ist das deutsche Werk zum Einen leicht gekürzt, andererseits aber auch durch Erläuterungen ergänzt worden“, berichtet Manfred Herrmann, der die Redaktion des Buches vorgenommen hatte. Schließlich könne nicht bei allen Lesern vorausgesetzt werden, dass ihnen Namen wie Reinhard Heydrich oder Tomáš Masaryk geläufig sind.

Anhand von projizierten Bildern, von denen die Mehrzahl im Buch enthalten ist, beleuchtet Herrmann einige Details, und so ist zu erfahren, dass Čermná 1936 geteilt wurde in Horni (Ober-) und Dolní (Unter-) Čermná, damals auch „Böhmisch Rothwasser“ genannt. Grund für die Teilung waren die seit vielen Jahrzehnten gepflegten Querelen, z. B. um die Lage von kommunalen Einrichtungen wie Schule, Feuerwehrhaus und anderen. Dazu muss man wissen, dass sich der Ort über sieben Kilometer hinzog, sodass die für die Bürger zurückzulegenden Wege in damaliger Zeit schon eine gewichtige Rolle spielten. Ein weiterer Dissenspunkt ergab sich daraus, dass die Bewohner des unteren Teils überwiegend römisch-katholisch und die im oberen protestantisch waren. Dass die Rivalität auch heute noch vorhanden ist, macht er daran fest, dass für Dolní Čermná eine eigene Chronik Buchpräsentation 700 Jahre Cermna+Vladimir Hejl+Alena Vojtkováherausgebracht worden ist.

In Horní Čermná gibt es zwei Kirchen, die Evangelische Kirche und die Wallfahrts- kirche auf dem Berg Mariánská Hora. Ein Antrag auf den Bau eines evangelischen Bethauses wurde bereits im Jahre 1785 an die Herrscher gestellt. Es sollte an einer geeigneten Stelle gebaut werden, die der katholischen Gemeinde nicht im Weg stehen und weit genug von der katholischen Kirche entfernt sein sollte. Der Eingang durfte nicht in Richtung des Hauptwegs zeigen, und es durfte keinen Turm und keine Glocke haben. Mit dem Bau wurde im Jahre 1787 begonnen. Das Kirchengebäude war sehr bescheiden. Es stand nicht an der Stelle der heutigen Buchpräsentation 700 Jahre Cermna+Bildvortrag+ev. KircheKirche, sondern einige Meter weiter in Richtung Feld.

Schon bald war es allerdings sowohl hinsichtlich der Räumlichkeiten als auch hinsichtlich des baulichen Zustands nicht mehr geeignet, so dass im Jahre 1836 der Grundstein für die neue Steinkirche gelegt wurde. Im Jahre 1839 wurde diese vollendet. Erst im Jahre 1884 erlaubte man, die Kirche um einen 23 Meter hohen Turm mit goldener Kuppel und Stern zu ergänzen.

Zur Wallfahrtskirche wird erzählt, dass der Fuhr- mann A. Keprta im Jahre 1814 eine Ladung von Mühl- steinen durch diese Gegend transportierte. Auf der holprigen Straße überschlug sich der Wagen und der Fuhrmann blieb unter dem Wagen eingeklemmt. Als er die Jungfrau Maria um Hilfe bat, erschien eine strahlende Dame, die ihm half. Im Jahre Buchpräsentation 700 Jahre Cermna+Bildvortrag+Rychta Kirche1864 wurden hier eine Kapelle und im Jahre 1875 die heutige Kirche gebaut, in deren Inneren die Kapelle erhalten blieb.

Auf dem historischen Foto ist neben der Kirche links das Haus „Rychta“ zu sehen. Ob es im Deutschen mit Bürgermeister-, Schultheißen- oder Richteramt wiederge- geben werden sollte, ist nicht eindeutig, gewiss ist, dass die dort tätigen Amtsträger nicht gewählt, sondern von der Herr- Buchpräsentation 700 Jahre Cermna+Henning Vierck+Manfred Herrmannschaft eingesetzt wurden.

Neben der zeitweilig vorhandenen Textilindustrie und der Ziegelei ist es Manfred Herrmann (r., mit Henning Vierck, dem Leiter des Comenius-Gar- tens) wichtig, auf die Sokol-Turnhalle hinzuweisen. Sie sei Symbol für eine Turnbewegung, ähnlich der Buchpräsentation 700 Jahre Cermna+Bildvortrag+Sokol-Turnhalleum Ludwig Jahn, die neben der Körperer- tüchtigung auch den nationalen Impetus beinhaltete. Aus den Mitgliedern, erklärt Herrmann, hätten sich dann auch Soldaten rekrutiert, die – obwohl sie der österreichischen Wehrpflicht unterlagen – auf Seiten der Russen oder Franzosen gegen die Österreicher kämpften, um einen Buchpräsentation 700 Jahre Cermna+Bildvortrag+Grenze Protektorat Sudetengebietunabhängigen Staat Czechoslowakei zu erlangen.

Ein besonderes Kuriosum aus der Besatzungszeit wird auf einem weite- ren Bild deutlich: Mitten durch Čerm- ná ging die Grenze zwischen Reichs- gebiet und Protektorat. Das histori- sche Foto zeige die Kontrollstelle inmitten des Ortes, erläutert Herr- Ortswappen Horni Cermnamann. Auch auf das Wappen von Horní Čermná geht er ein. Das Buch stehe für Bildung und die Linde sei das Symbol für Böhmen. Dass der Baum mit Wurzel dargestellt ist, solle die Entwurzelung der Emigrierten verdeutlichen. Diese wanderten übrigens nicht nur nach Sachsen und Preußen, sondern viele von ihnen nach Texas aus, und das nicht nur aus religiösen sondern später über- wiegend aus wirtschaftlichen Gründen.

Als Stadträtin und Ex-Bürgermeisterin Alena Vojtková um ein Statement gebeten wird, betont sie – wie Veronika Patočková (r.) übersetzt – die gute Zusammenarbeit mit den Buchpräsentation 700 Jahre Cermna+Veronika PatockováNeuköllnern, die enge Verbundenheit und dass das Buch weitere Gemeinsamkeiten in der Geschichte erfahren lasse. Sie habe gehört, dass mancher Neuköllner, wenn er nach Horní Čermná reist, sage: „Ich fahre nach Hause.“ Genau das, betont sie, sage sie selber auch, wenn sie Neukölln besuche. Es sei sehr wichtig, findet sie, dass die Menschen die Geschichte der jeweils anderen erfahren und schließt mit dem Zitat: „Wer die eigene Geschichte nicht kennt, kann nicht in der Gegenwart leben.“

Die nun in deutscher Sprache erschienene Čermná-Chronik schließt Lücken im geschichtlichen Wissen und lässt viel über den Ort erfahren, aus dem vor 275 Jahren Menschen kamen, die zu „Rixdorfer Böhmen“ wurden.

Das vom Freunde Neuköllns e. V. herausgegebene Buch „700 Jahre Čermná – Geschichte eines ostböhmischen Dorfes“ hat 208 Seiten mit diversen Karten und Fotos sowie einen Anhang über das Böhmische Dorf in Neukölln. Die Chronik kostet 9 Euro und ist im Buchhandel (ISBN 978-3-00-038870-5) oder per E-Mail-Bestellung an manfred.herrmann[at] freunde-neukoellns.de erhältlich.

=kiezkieker=