Computerkurse, Tanz- und Theatergruppen, Gymnas- tikstunden, Bastel-, Strick- und Singnachmittage, Aus- flüge in andere Bezirke und das Berliner Umland – es ist ja nicht so, dass sich Neuköllner Senioren mangels Alternativen in den eigenen vier Wänden einigeln müssen. Ange- bote für sie gibt es reichlich, wenn auch nicht in jedem Kiez, was vor allem Alten mit Mobilitätseinschränkungen den Zugang erschwert. Zudem, so die Erfahrungen
einschlägiger Einrichtungen, reagieren besonders Senioren mit Migrationshintergrund mit größter Zu- rückhaltung auf die Offerten.
Deshalb fand gestern auf dem Vorplatz des Neuköll- ner Rathauses der 1. Interkulturelle Seniorentag statt. An diesem schönen Herbsttag gehe es vorrangig um Menschen, die im Herbst des Lebens stehen, betonte Sozialstadtrat Bernd Szczepanski (r.), der auch Schirmherr der Veranstaltung war, bei seiner Eröffnungs-ansprache. Es gebe von Hilfs- und Beratungs-organisationen viele Angebote zur Freizeit-gestaltung und sozialen sowie rechtlichen Aspekten im Bezirk, doch die, so Szczepanski seien oft nicht bekannt: „Diesem Informations-defizit soll der Seniorentag abhelfen.“ Candan Ögütçü (l.), Geschäftsführer der navitas gGmbH, die den Infotag gemeinsam mit dem Neuköllner Bezirksamt organisierte, unterstrich dieses Anliegen und hob die Verantwortung des Landes hervor, das für Einwanderer zur zweiten Heimat wurde. „Sie sind als junge Leute gekommen und haben mitgeholfen, Deutschland zu einem lebenswerten Land zu machen.“ Folglich seien jetzt alle gefordert, diesen Menschen auch ein lebens-
wertes Altern zu ermöglichen – trotz sprachlicher Barrieren und kultureller Traditionen, die von denen der Mehr- heitsgesellschaft abweichen.
Mit dem interkulturellen Seniorenzen- trum EM-DER, dessen Name mit „Verein für die Rentner“ frei übersetzt werden kann, ist Ögütçüs Einrichtung schon seit 2006 im Bereich der kul- tursensiblen Altenhilfe aktiv. Andere Instititutionen haben erst später be- gonnen, multiethnische Bedürfnisse in ihren Programmen zu bedienen, oder scheinen dem noch ein gutes Stück hinterher zu hinken. Weil entsprechendes Personal fehlt oder das Umdenken auf die grundsätzliche Neuausrichtung der Angebote für Senioren konzentriert ist, die eben längst nicht mehr mit 75 per se alt und einzig auf gemütliche Kaffee-und-Kuchen-Runden aus sind.
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