Was ist ein Wort? Warum schreibt man nicht „NT“ statt „Ente“? Wie finde ich etwas im Lexikon?

Der Weltalphabetisierungstag ist zwar erst morgen, aber in Neukölln beim Lesen und Schreiben e. V. wird schon heute an ihn erinnert. Gefeiert wird er nicht, denn dazu gibt weltalphabetisierungstag, tag der offenen tür, lesen und schreiben e.v. berlin-neuköllnes wahrlich keinen Grund angesichts 7,5 Millionen Volljähriger unter 65, die laut Level-One Studie (leo) in Deutschland leben und als funktionale An-Alphabeten ihren Alltag meistern. Die bestenfalls einfachste Sätze lesen und oft nur wenige Wörter schreiben können. Dass  58 Prozent der 7.500.000 Menschen mit Deutsch als Muttersprache aufwuchsen, ist ein weiterer alar- mierender Fakt, den die Studie zur Literalität aufdeckte.

In Berlin, schätzt man, liegt die Zahl der funktionalen An-Alphabeten bei 300.000 – das heißt: etwa jeder elfte erwachsene Hauptstädter kann mit dem, was ihn hinter der Tür zur Welt des Schriftsprachlichen erwartet, nur wenig bis gar nichts anfangen. Ob das Defizit vom Umfeld  unentdeckt bleibt oder bemerkt wird, hängt einerseits von der Geschicklichkeit des Betroffenen ab, andererseits aber auch von der Sensibilität des Gegenübers für die Problemlage. Schließlich lässt sich An-Alphabetismus nicht wie ein Schnupfen an der triefenden Nase oder ein ver- knackster Knöchel am Humpeln erkennen. Und es gibt auch keine Checkliste mit 10 Punkten, die man nur abgleichen muss, um zu wissen: Aha, das ist einer von denen, alphabetisierung, alpha-bündnis neuköllndie nicht/kaum lesen und schreiben können.

Auch Siggi, der in Nordrhein-West- falen aufwuchs und lebte, bis er nach Berlin kam, mogelte sich lange durch. Dass er irgendwann beim Arbeitsamt auf eine Sachbearbeiterin stieß, die ahnte, welches Problem er hat, und ihn auf die gangtägigen Alphabetisierungskurse beim Lesen und Schreiben e. V. aufmerksam machte, sei sein großes Glück gewesen, sagt er. Überzeugt, dass ein VHS- Lehrgang, bei dem in Abendkursen in der Kindheit versäumter Stoff nachgeholt wird, lesen und schreiben e.v. neukölln, alphabetisierung, grundbildungnichts für ihn gewesen wäre.

Heute ist Siggi  Botschafter für Alpha-betisierung und quasi beratend dabei, wenn sich das  Alpha-Bündnis Neukölln  zum Plenum trifft. Vorrangige Ziele des Projektes, das unter der Schirmherrschaft von Bildungsstadträtin Franziska Giffey steht, sind die  interdisziplinäre Vernetzung  im Bezirk tätiger Einrichtungen, die mit An-Alphabeten in Kontakt kommen, und die Vorbereitung von ihren Mitarbeitern auf solche Situationen. Sprich: Es geht um das Erkennen, es mit Menschen mit eklatanten Literalitätslücken zu tun zu haben und deren Vermittlung in Alpha- lus lesen und schreiben e.v. berlin-neukölln, alphabetisierung und grundbildungbetisierungskurse. Doch es ist nicht das Erlernen des Lesens und Schrei- bens allein, auf dem das Augenmerk liegt. „Es geht ganz grundsätzlich um die Förderung der Grundbildung der Betroffenen“, hält Theresa Hamilton fest, die das Projekt gemeinsam mit Claire Paturle-Zynga leitet. Erst das Gesamtpaket aus Alphabetisierung, Allgemeinbildung, mathematischer, personaler, methodischer, digitaler sowie sozialer Kompetenz ermögliche eine angemessene Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.

Damit, dass die Einen lernen und ihre Fähigkeiten auf Vordermann bringen, ist es allerdings nicht getan. Auch die Gesellschaft um sie herum ist gefordert. Die  Igno- ranz für das Thema An-Alphabetismus aufzugeben, wäre ein erster Schritt, sind sich die Betroffenen einig.

=ensa=

%d Bloggern gefällt das: