Ginge es nach den beiden Kindern von Falko Liecke, dürfte dessen Repertoire am Herd ruhig etwas weniger umfangreich sein. „Fragt man die, was sie essen wollen, hört man immer nur: Nudeln“, sagt er. Neuköllns Stadtrat für Jugend und Gesundheit mag es – ebenso wie seine Frau – kulinarisch dann doch erheblich variantenreicher; sonst wäre ihm der Spaß am Bekochen der Familie wohl auch längst vergangen. „Wobei man sagen muss“, verrät Liecke, „dass ich das nicht in der Woche abends mache. Da gibt’s bei uns Stulle mit Brot, weil alle schon tagsüber eine warme Mahlzeit hatten.“ Er sei ein „typischer Wochenendkoch“.
Gestern warf der Bezirksstadtrat die- se Tradition zugunsten einer anderen über den Haufen: Unterstützt von seiner Mitarbeiterin Sabine Amelung- sen wirbelte Falko Liecke in der kleinen Küche des Gemeinschafts- hauses Morus 14, um den Gästen der wöchentlichen Aktion Der Rollberg tafelt – Mieter kochen für Mieter Schmackhaftes aufzutischen. Nach Geschnetzeltem, das er im Vorjahr zubereitet hatte, und einem vorherigen Ausflug in die asiatische Küche stand diesmal Bodenständiges auf der Menükarte des Kommunalpolitikers. Gurkensalat als Vorspeise, Blaubeerquark als Dessert und Hackbraten mit grünen Bohnen und Salzkartoffeln als Hauptgang. Dass immer am ersten Mittwoch des Monats auch mit Schweinefleisch gekocht werden darf, kam ihm sehr gelegen, gibt er zu: „Falscher Hase, also Hackbraten, gehört zu meinen Lieblingsgerichten.“
Gewöhnungsbedürftig seien allerdings die Mengenverhältnisse. Hier galt es 50 statt vier Portionen zu kochen. „Dass die Leute vom Morus 14 Erfahrungen mit solchen Dimensionen haben und auch wissen, wie lange es dauert bis das Wasser in den riesigen Töpfen kocht, ist schon sehr hilfreich“, findet Liecke. Acht Kilo- gramm Hackfleisch, berechneten sie, würde er benötigen; für den Nachtisch wurden 10 Pfund Quark und 5 Pfund frische Blaubeeren verarbeitet. Um den Einkauf musste sich der temporäre Küchenchef nicht kümmern, ebenso wenig ums Schälen der Kar- toffeln: „Aber auch ohne die Vorarbeiten bin ich hier schon seit kurz nach 9 beschäftigt. Da ist also ein halber Arbeitstag weg.“ Momentan ließe sich das allerdings ganz gut einrichten, weil während der Sommerferien die Uhren anders ticken. Außerdem mache ihm dieser Einsatz für einen guten Zweck ja auch Spaß. Das sieht Sabine Amelungsen genauso. Deshalb habe sie sofort zugesagt, als Liecke fragte, ob sie mitmachen wolle – wohlwissend, dass ein gut eingespieltes Team beim gemeinsa-
men Werkeln in der kleinen Küche klar im Vorteil ist. „Mit dem Ergebnis bin ich wirklich zufrieden. Das ist alles richtig lecker geworden“, findet die Vorzimmer-Chefin, als auch sie das Vergnügen nach der Arbeit hinter sich hat und die meisten Gäste den Speisesaal bereits wieder ebenso zufrieden wie satt verlassen haben.
Für viele Menschen aus dem Rollbergkiez ist es längst zur lieb gewonnenen Gewohnheit geworden, jeden Mittwoch im Gemeinschaftshaus zu tafeln. Auch Falko Liecke will wieder- kommen, um sie zu bekochen. „Einmal im Jahr“, sagt er, „versuche ich das einzurichten.“ Nächsten Mittwoch ist aber erstmal ein Morus 14-Vereinsmitglied dran.
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