Nützlich statt ärgerlich

In den Straßen abgestellte, weil nicht mehr gebrauchte Einkaufswagen sind normalerweise ein  Ärgernis. Anders  im  Neuköllner  Ganghoferkiez. Dort werden sie

rollende gärten, bepflanzte einkaufswagen, qm ganghoferstraße-projektrollende gärten, bepflanzte einkaufswagen, qm ganghoferstraße-projekt

zuerst eingesammelt und dann – durch eine  Initiative der Künstlerin Gabrielle Maingy und des Umweltaktivisten Thomas Herr sowie das Mitwirken von Anwohnern – in rollende Hochbeete für Kräuter und Blumen verwandelt.

Gewerbe geht, Wohnungen kommen

Besonders schön ist der Ausblick nicht, den die Bewohner der Unstrutstraße haben, wenn sie in Richtung Osten gucken. Von einer Augenweide ist das ziemlich herunterge- kommene, zur Braunschweiger Straße gehö- rende Eckgrundstück, das noch als Lager- fläche genutzt wird, weit entfernt. Aber im- merhin hindert kein Gebäude auf der Straßen- seite gegenüber die aufgehende Sonne daran, in ihre Fenster zu scheinen. Das  soll  sich  nun  ändern.

Ein viergeschossiges Haus mit 24 Wohnungen wird, so die Planungen der Baugruppe Ausbauhaus Neukölln, auf der etwa 1.400 Quadratmeter großen Brache bauplatz braunschweiger str. 41, ausbauhaus neuköllnhochgezogen werden. „Momentan befinden wir uns auf der ersten von zwei kritischen Stufen bei der Realisierung von Bau- gruppen-Projekten, der Gründungsphase“, sagt Jan Kertscher, der das Vorhaben für das Architektenbüro PraegerRichter be- treut. Weitere Mitstreiter wer- den noch gesucht, andere seien schon da – und bei denen handelt es sich nicht in erster Linie um investitionsfreudige Auswärtige oder Prenzlberger. „Viele der Interessenten“, so Kertscher, „sind  Neuköllner, die momentan im Umkreis von 300 Metern wohnen.“ Wenn alles weiterhin planmäßig verläuft, können sie dem Ausbauhaus Neukölln vom Frühsommer nächsten Jahres an beim Wachsen zusehen und spätestens im Winter 2014 ihre neuen Domizile beziehen.

Die kritische Gründungsphase längst hinter sich gelassen hat inzwischen die Bau- gruppe, die auf dem Grundstück der ehemaligen Ananias-Kirche aktiv wird. 26 Ge- sellschafter gehören der Planungsgemeinschaft an; für weitere ernsthafte Inte- ressenten bleiben nur noch Plätze auf der Nachrücker-Liste.

=ensa=

Neue Säugetierart in Neuköllner U-Bahn-Station entdeckt

Die Strecke der U 8 ist 18 Kilometer lang. Eine der 24 Haltestellen entlang der Route ist die Station Leinestraße, an der seit fast einem Jahr nicht nur gehalten, sondern der kleine tunnelpfeifer, u8 leinestraße, neuköllnauch gebaut wird. Im Rah- men der Grundinstandset- zung sei geplant, informiert die BVG-Pressestelle, „die Treppenanlagen zu erneu- ern, Hintergleiswände so- wie Stützen neu zu ver- fliesen und die Beleuch- tungsanlage zu moderni- sieren sowie Aufzüge ein- zubauen.“

Ungleich sensationellere Informationen liefert indes ein Plakat an der östlichen Hintergleiswand: Im Zuge der Erneuerungsarbeiten, heißt es es auf dem, sei eine neue Säugetierart entdeckt worden – der Kleine Tunnel- pfeifer. Gefangen werden konnte zwar noch keines der scheuen Tiere, die sich insbesondere von Müll ernähren, aber diverse dokumentierte Sichtungen kann das Tunnelpfeifer-Forschungsteam bereits  auf  seiner  Webseite  präsentieren.

=kiezkieker/ensa=

Himmlisches aus Neukölln

engelbrot, märkisches landbrot, soli-aktion frostschutzengel (gebewo)Dass Peter Steinhoff eine neue Brotsorte erfindet, ist nichts Ungewöhnliches. Das hat er schon oft in seiner inzwischen 35-jährigen Karriere als Bäcker getan. Eher besonders ist für ihn aber, dass das Brot schon einen Namen hat, bevor es überhaupt ein Rezept gibt. Engelbrot  soll es heißen, in Anlehnung an die Frost- schutzengel-Aktion, der es zugute kommen wird, hatte die Geschäftsleitung der Neuköllner Biobäckerei Märkisches backstubenleiter peter steinhoff, engelbrot, märkisches landbrot, soli-aktion frostschutzengel (gebewo)Landbrot entschieden, wo Steinhoff seit 1987 beschäftigt und seit acht Jahren Backstubenleiter ist. „Viel“, erinnert er sich, „fiel mir dazu erstmal nicht ein.“ Nur, dass Deme- ter-Lichtkornroggen-Mehl die Grundlage sein soll, sei ihm schnell klar gewesen.

Samstagmittag in der Produktionshalle von Märkisches Landbrot: Der Engelbrot-Vorteig aus Mehl und Wasser arbeitet bereits seit 24 Stunden in einem 80 Liter-Kessel vor sich hin. Dass Peter Steinhoff heute arbeitet, ist eine Ausnahme; er hat sein Pensum auf eine Fünf-Tage-Woche reduziert. Aber die engelbrot, märkisches landbrot, soli-aktion frostschutzengel (gebewo)erste größere Engelbrote-Produktion anlässlich der am nächsten Tag stattfindenden Terra-Hausmesse wollte er sich nicht nehmen lassen: „Das ist ein ganz wichtiger Termin für uns, weil da viele Inhaber und Angestellte unserer Verkaufsstellen sind und die zum ersten Mal die Gelegenheit haben, das Engelbrot zu probieren.“ Fast drei Kilogramm Bio-Landhonig aus Brandenburg und knapp zwei Pfund biozertifiziertes Meersalz geben der Neukreation ihren ganz besonderen Geschmack. „Etwas in der Richtung haben wir bisher noch nicht im Sortiment“, sagt der 51-Jährige. Aber er macht auch kein Geheimnis daraus, wie das Engelbrot schmecken würde, wenn es nur nach ihm gegangen wäre. Er hätte backstubenleiter peter steinhoff, engelbrot, märkisches landbrot, soli-aktion frostschutzengel (gebewo)es lieber würziger gehabt, mit Ros- marin. Oder fruchtiger, durch Zugabe von Kardamom. Doch die Berliner und Gewürze im Brotteig … „In ande- ren Regionen Deutschlands“, weiß Steinhoff, der aus Baden-Württem- berg stammt, „sind die Kunden etwas offener für Brotsorten, in denen mehr Gewürze als Salz und Pfeffer ste- cken.“ Von anderen Ländern und Kontinenten ganz zu schweigen. Er kann das beurteilen, weil es auf seiner persönlichen Weltkarte nur noch wenige weiße Flecken gibt: „Und wo ich bin, da verbringe ich auch gerne mal ein paar Tage in engelbrot, märkisches landbrot, soli-aktion frostschutzengel (gebewo)einer Backstube, um mitzuerleben, wie dort gearbeitet wird.“

Der Spiralkneter hat die Engelbrot-Ingre-dienzien gründlich vermengt und der Mas- se die gewünschte Konsistenz verpasst. Zwei Kessel weiter rührt sich ein Hubkneter durch den Teig für Dinkel-Saaten-Brote mit Sanddorn-Extrakt-Zugabe, ebenfalls eine Neuerfindung von Peter Steinhoff, die bei der Terra-Hausmesse zur Verköstigung angeboten werden soll. Das  Geräusch, das der Kneter macht, erin- nert an Wattwanderungen. Der Bäckermeister zieht sich den Engelbrot-Kessel zum Arbeitstisch. 910 Gramm roher Teig ergeben ein gebackenes 750-Gramm-Brot in Kastenform. Um freigeschoben, d. h. ohne Form, in den Ofen zu kommen, sei das Brot wegen des hohen Honiganteils engelbrot, märkisches landbrot, soli-aktion frostschutzengel (gebewo)und dessen Zusammenspiel mit hohen Tempe- raturen. Zu schnell würde die Kruste zu dunkel und buckelhart werden. „Abwarten, was ich backstubenleiter peter steinhoff, märkisches landbrot berlin-neuköllnnachher noch mach, damit das in der Kasten- form oben nicht pas- siert!“, fordert Stein- hoff, während er ein Brot nach dem anderen „nach Augenmaß und Handgewicht“ abmisst, zur Kontrolle engelbrot, märkisches landbrot, backstubenleiter peter steinhoff, soli-aktion frostschutzengel (gebewo)wiegt, knetet, formt und in den Metall- kasten legt. Lange prak- tizierte Bewegungen, die er als Backstu- benleiter allerdings nicht mehr allzu häufig macht. 20 Bäcker und drei Auszubildende habe er unter sich, etwa 40 verschiedene Brotsorten würden täglich in den 11 Öfen bei Märkisches Landbrot gebacken. Da gehe es für ihn hauptsächlich um Orga- nisatorisches, um Bestellungen und die Personalplanung. Oder eben um das Erfinden neuer Brotsorten, was bei ihm meist eine Mischung aus Intuition und engelbrot, backstubenleiter peter steinhoff, märkisches landbrot, soli-aktion frostschutzengel (gebewo)Anregungen  von Kollegen sei.

Feinstes Lichtkornroggenmehl rieselt durch ein Sieb auf die Engelbrote: „Das gibt nicht nur eine spezielles Aussehen, sondern schützt auch beim Backen die Kruste.“ Noch ein Etikett auf jedes Brot gedrückt, dann geht es für sie ab in den Ofen, und Peter Steinhoff kann sich um die ungleich kleinere Pro- duktion der freigeschobenen Sorten kümmern: um das Dinkel-Saaten-Brot mit dem „wunderbar molligen“ Teig und das Emmer-Dinkel-Brot, dem kandierte Walnüsse zugegeben sind.

„Das Engelbrot ist das, das am besten ankommen engelbrot, märkisches landbrot, backstubenleiter peter steinhoff, soli-aktion frostschutzengel (gebewo)wird“, ist er über- zeugt. Der milde Lichtkornroggen des Neulings, der ab 1. Okto- ber im Handel erhältlich sein wird, schmecke auch Kindern, die für normalen Roggen nicht zu begeistern seien. Und die leichte Süße mit der dezenten salzigen Note mache das Brot zur perfekten Basis für Stullen aller Art. Dass sich die Einschätzung bewahrheitet, würde im Falle des Engelbrots nicht nur Peter Steinhoffs Arbeitgeber freuen, sondern vor allem die  Frostschutzengel-Aktion  der Berliner Kältehilfe. Denn Neuköllns älteste Biobäckerei spendet 30 Cent vom Verkaufspreis jedes  Engelbrots an das Projekt.

=ensa=

Senat erteilt Absage zur Erweiterung des islamischen Friedhofs Neukölln

sehitlik-moschee neuköllnSeit neun Jahren gibt es auf dem städtischen Friedhof Columbiadamm an der Sehitlik-Moschee ein Areal, auf dem Bestattungen nach den Be- stimmungen des Koran durchgeführt werden. Um die 200 Muslime fanden dort bislang Jahr für Jahr ihre letzte Ruhestätte. Nun stehen nur noch rund 50 Grabstellen zur Verfügung – und zugleich zerschlu- gen sich die Hoffnungen des Neuköllner Bezirks- amts, den islamischen Friedhof durch eine 5 Hektar große Fläche des Tempelhofer Felds erweitern zu können. Heute musste Neuköllns Baustadtrat Thomas Blesing bekanntgeben, dass der Senat den Forderungen eine Absage erteilt habe: „Unsere jahrelangen  Bemühungen für eine Zukunft der muslimischen Bestattungskultur an zentraler Stelle sind damit buchstäblich zu Grabe getragen worden!“ Andere Flächen könnten in Neukölln nicht angeboten werden.  „Insbesondere die Neuköllner und Kreuzberger Muslime sind“, so Blesing, die Leidtragenden dieser Entscheidung – und das im doppelten Sinne.“ Die Absage des Senats, erklärt der Baustadtrat, wird mit der seit Öffnung der Tempelhofer Freiheit gewachsenen Nutzung des bean- städtischer friedhof columbiadamm, muslimische bestattungen, neuköllnspruchten Geländes als baumbe- standene Picknick-Area begründet. Eine Umwidmung der Fläche würde demzufolge zu Nutzungskonflikten führen.

Damit ist nun fakt, was Ender Cetin von der Sehitlik-Moschee bereits im Frühjahr befürchtete: Dass Muslime in Berlin bald nicht mehr entspre- chend ihrem Glauben bestattet wer- den können. Zwar gibt es auf dem Landschaftsfriedhof Gatow im Bezirk Spandau ebenfalls einen islamischen Teil, doch auch auf dem sind nur noch Restplätze vorhanden, und eine Erweiterung ist – wie es heißt – nicht möglich, weil dem Bezirk die finanziellen Mittel zur Erschließung des vorhandenen Platzes fehlen.

=ensa=

Probier’s mal mit Gemütlichkeit

lessinghöhe neuköllnlessinghöhe neuköllnschillerpromenade neukölln

Nicht nur diverse Neuköllner Bürgersteige befinden sich in einem desolaten Zustand, auch etliche Bänke in den Grünanlagen des Bezirks lassen Nutzen und Komfort ver- missen. Wer dem Balu-Motto folgen will, legt sich dann lieber gleich auf den Rasen.

Ein Sturz und seine Folgen

Bisher war die Sache für Berlins Bezirke ganz einfach: Mutierte ein Gehweg immer mehr zur tückischen Stolperfalle, wurden 20 Euro in ein Schild und dessen Montage gehwegschäden neuköllninvestiert, um auf die Gefahr hinzuweisen – und die Angelegenheit war erledigt. Wenn trotzdem jemand ob einer Unebenheit auf dem Bür- gersteig strauchelte und auf juristischem Wege Schadensersatz und Schmerzensgeld einzu- klagen versuchte, wiesen die Gerichte das Ansinnen mit Hinweisen auf die leeren städ- tischen Kassen zurück. Diese würden es un- möglich machen, so die jahrelang praktizierte Argumentation, dass die Stadt bzw. die Bezirke ihrer  Pflicht zur Instandhaltung des Straßen- landes nachkommen können.

Diese Tradition gilt nun dank einer aufmüpfigen Rentnerin nicht mehr: Im September 2009 wurde gehwegschäden neuköllnsie von einem Pankower Bürgersteig zu Fall gebracht und zog sich beim Sturz schweren Verletzungen zu. Knapp drei Jahre später war ihr zunächst vom Land- gericht Berlin und in zweiter Instanz vom Kammergericht verhandelter Rechtsstreit am Bundesgerichtshof angekommen. Und das entschied unter dem Aktenzeichen III ZR 240/11 im Namen des Volkes, dass das Bezirksamt Pankow, indem es besagten Gehweg nicht reparieren ließ, eine „schuldhafte Amtspflichtverletzung“ begangen habe. Es reiche nicht, Gefahrenstellen durch Schilder kenntlich zu machen, entschieden die Richter, sondern gemäß Berliner Straßengesetz § 7 (2) müsse dem auch eine  „alsbaldige Wiederherstellung des verkehrssicheren  Zustands“  folgen.

Rund 3.500 Euro Schmerzensgeld und Scha- densersatz muss der Bezirk Pankow der Rentnerin nun zahlen. Und als Folge des BGH- Urteils sind die Leiter anderer Berliner Tief- bauämter in heller Aufruhr, berechtigterweise. Er sehe „erhebliche Konsequenzen“, sagte Wieland Voskamp, Chef des Neuköllner Tiefbauamts, in einem Gespräch mit dem Tagesspiegel. Bei den regelmäßigen Straßen- begehungen, sicherte er zu, werde man  „verstärkt darauf achten“  und  „bei Bedarf unverzüglich Abhilfe schaffen“. Stellen, an denen nun überprüft werden kann, was mit „unverzüglich“ gemeint ist, gibt es in Neukölln, wo manche Bürgersteig-Stolperfalle  längst  zum  Fahrradständer  taugt,  reichlich.

=ensa/ina=

Zwischen Himmel und Erde, Vergangenheit und Zukunft

Spektakulär soll es werden. Eine „einzigartige Sinfonie aus Flugakrobatik, Licht-installation und Sounddesign“ erwartet die Schaulustigen  morgen  bei der  Fassa- denperformance am Ideal-Hochhaus, gropiusstadt berlin-neukölln, ideal-hochhausdem Höhe- punkt der Festivitäten rund um das 50-jährige Bestehen der Gropiusstadt. „Regen“, sagt Katja Richter, „würde die Show nicht gefährden.“ Schwierig könne es nur bei Sturm oder Gewitter werden. Aber die Sprecherin des aus Dramaturgen, Stuntleuten, Technikern sowie Licht- und Sound- designern bestehenden Team Wired ist zuver- sichtlich, dass derartige Wetterereignisse den Ak- teuren erspart bleiben. Und natürlich hofft sie, dass sich reichlich Zuschauer auf der Wiese vor dem Haus einfinden, um das Spektakel weit über ihren Köpfen gebannt zu verfolgen. Eines, das gewissermaßen erst durch den Bau der Mauer möglich gemacht wurde.

Hochhaus an Hochhaus, eines neben, vor und hinter dem anderen – so hatte sich Walter Gropius die Großsiedlung im Neuköllner Süden eigentlich nicht vorgestellt. Sicher, es ging dem Architekten darum, Wohnraum für zehntausende Menschen zu schaffen, aber  „bei den ersten Planungen von Gropius ging es nur um etwa 14.000 Wohnungen und eine erheblich niedrigere Bebauung“, erinnert Neuköllns Baustadtrat Thomas Blesing. Fünfgeschossig, höher sollten die Häuser nicht werden, und alle sollten von großzügen Grünflächen umgeben sein. Doch dann kam im August 1961 der  Bau der gropiusstadt, berlin-neuköllnMauer. Von einem Tag auf den ande- ren musste umdisponiert werden. Das ans Gebiet der Gropiusstadt an- grenzende Bundesland Brandenburg, das anfangs als Ausdehnungsfläche in Kalkül gezogen worden war, war plötzlich ein anderer Staat. Folglich musste höher und enger gebaut werden.

Nichtsdestotrotz bedeute das Woh- nen in der Gropiusstadt immer noch ein  Wohnen im Grünen, sagt Frank Bielka vom Vorstand der degewo, die einen gropiusstadt berlin-neuköllnBestand von rund 4.500 Wohnungen in der Groß- siedlung hält. „Der Grünflächenanteil“, so seine Er- fahrung, „wird aber oft unterschätzt.“ Vielleicht ist es aber auch ein Fakt, der nicht ins Klischee der Gro- piusstadt passt, das von Schlagwörtern wie Beton- wüste, Anonymität und Ghetto dominiert  wird. Wie so oft stehen sich auch hier die Außenwahrneh- mungen und die Empfindungen und Meinungen der Bewohner über ihren Stadtteil unvereinbar diametral gegenüber.

pk 50 jahre gropiusstadt, berlin-neukölln

(v. l.: Dr. Martin Steffens, Heike Thöne, Michael Abraham, Thomas Blesing, Frank Bielka, Falko Liecke, Dr. Franziska Giffey, Prof. Jörg Stollmann

Was beim Blick von außen ebenfalls häufig vergessen werde, sei, dass die Gropius- stadt nicht nur aus Wohntür- men bestehe, sondern auch Reihenhäuser, Einfamilien- häuser und Wohnblocks da- zugehören. Diese architekto- nische Vielfalt sei in Groß- siedlungen äußerst selten und mache die Gropiusstadt zum attraktiven Exkursionsziel für Architekten, ergänzt Michael Abraham, Mitglied des Vorstands der Ideal eG. Insbesondere das Modell des genossenschaftlichen gropiusstadt, neuköllnWohnens habe sich im Viertel als wichtiger  Sta- bilisator im sozialen Bereich  bewährt. Aspekte, die die Trabantenstadt vor allem für Familien attraktiv machen, lägen vor allem in  vielfältigen Angeboten für Kinder und Jugendliche sowie einer ambitionierten Bildungs- und Kulturlandschaft, verweisen Jugend- stadtrat Falko Liecke und Bildungs-, Kultur- und Schulstadträtin Franziska Giffey. So habe mit dem Bildungsverbund Gropiusstadt ein effektives Instrument zur Vernetzung lokaler Kitas und Schulen initiiert werden können. Zugleich solle mit dem Campus Efeuweg per- gropiushaus, gropiusstadt neuköllnspektivisch im Süden von Neukölln das Gegenstück zum Campus Rütli geschaffen werden.

Die Weichen für die Gropiusstadt sind also eindeutig in Richtung Zukunft gestellt und daran ist das 50-jährige Jubiläum alles andere als unbeteiligt. Die Vorbereitung des Festprogramms habe bei allen Akteuren  spannende Prozesse ausgelöst, die Ge- schichte und Perspektiven des Stadtteils neu zu denken, schwärmt Quar- tiersmanagerin Heike Thöne. Eine wichtige Rolle wird bei den Visionen der Akademie einer neuen Gropiusstadt zukommen. Die solle, erklärt Prof. Jörg Stollmann, nicht nur Klammer zwischen Architektur, Sozialem und Historischem sein, sondern auch zur Optimierung der Bürgerbeteiligung beitragen und sich mit der Frage  „Wie kann Stadtentwicklung stattfinden?“  beschäftigen. Also mit einer, die für ganz Berlin von enormer Wichtigkeit ist.

=ensa=

Im Sumpf der Entwicklungen stecken geblieben

Während sich andere in immer neuen Vermutungen und Wahrscheinlichkeiten hinsichtlich der Zukunft des Tempelhofer Felds  ergehen, übertreffen sich Grün Berlin und die Tempelhof Projekt GmbH als Projektverantwortliche in puncto „Informa- tionspolitik“ selber: Auf großformatigen Plakaten  beantworten sie an ihrem Info-Pa-

informationspolitik tempelhof projekt gmbh, tempelhofer feld, tempelhofer freiheit, iga 2017, infopavillon tempelhofer feld

villon am Eingang Columbiadamm  Fragen rund um die IGA 2017, die längst niemand mehr stellt und deren Antworten folglich niemanden mehr interessieren. Denn wenn etwas bezüglich der Zukunft des Tempelhofer Felds klar ist, dann: Dass die IGA 2017 ihren einst angedachten Schwerpunkt und Hauptstandort nicht dort, sondern in den Gärten der Welt im Bezirk Marzahn-Hellersdorf haben wird.

Tierisch interkulturell

Da staunt das Neuköllner Eichhörnchen und die Spaziergänger wundern sich …

eichhörnchen, hasenheide, rixdorfer teich, neuköllnhasenheide, rixdorfer teich, neukölln

Oder: Treffen sich eine  Teichralle und eine  Wasserschildkröte im  Volkspark  Hasen-

hasenheide, teichralle und schildkröte am rixdorfer teich, neukölln

heide am Ufer des Rixdorfer Teichs und proben das friedliche Nebeneinander.

Nach Hause in die Sonnenallee

foto: anna sinnlosEine knappe Stunde mit S-Bahn und Bus und dann etwa 10 bis 15 Minuten leicht bergauf laufen, dann landet man in einem kleinen Paradies in Waldnähe und Seenähe. In einem Ort voller wohltuender Ruhe und Vogelgezwitscher.

Viereinhalb Wochen war ich in dieser Idylle. Um 20 Uhr werden die Bürgersteige hochgeklappt, man grüßt noch mal knapp über den Gartenzaun und verbringt den Rest des Tages mit  Sternegucken und Sternschnuppen-zählen auf der Wiese – bei Bedarf auch gern mal die ganze Nacht.

foto: anna sinnlosIn zwei von den vier Wo- chen war ich – abgese- hen von meinem Hund – ganz alleine da und auch die umliegenden Häuser waren urlaubsleer. Ich habe manchmal  tagelang mit niemandem gesprochen. Super!

Doch irgendwann musste ich ja mal nach Neukölln zurück. Ich hatte Sehnsucht nach meinen Miezen, die zwar liebevoll von meinem Nachbarn versorgt wurden, aber wir hängen doch alle sehr aneinander. Naja, und so ein bisschen Alltag muss ja auch mal wieder sein. Mein Nachbar kündigte mir schon an, dass in dem Imbiss unten im Haus gebaut würde. Na toll!

Meine Vorfreude auf Neukölln hielt sich wirklich in Grenzen. Allerdings: Endlich wieder mal alles einkaufen können, weil die Auswahl der Geschäfte sehr viel größer ist als im ländlichen Paradies. Und das auch noch ohne begafft zu werden, weil die Haare etwas blauer, die Arme etwas tätowierter, die Lippe etwas gepiercter, die Klamotten etwas punkiger sind. Damit fällt man in Neukölln ja nun wirklich nicht mehr auf.

Meine Katzen waren hochbegeistert über meine erneute Anwesenheit und ich hätte vier Hände gebraucht, um sie so zu kraulen, wie sie es wollten. Auch jetzt liegen sie foto: anna sinnlosnoch stundenlang auf mir rum und schnurren.

Eine Woche habe ich gebraucht, um den Kulturschock zu verdauen. Mich an die miefige Luft zu gewöhnen. Das Gegröle und Gekreische meiner Nachbarn und ihrer Kinder wieder zu ignorieren. Den Baulärm und dieses Kreischen der Säge zu überhören.

Aber tiefer hat es, glaube ich, meinen Hund getroffen. Der kann nun nicht mehr den ganzen Tag im Gras rumliegen und alle paar Stunden mal bellend zum Gartenzaun laufen, weil tatsächlich gerade jemand vorbei kommt. Nur den Wald, in dem man sich sonnenallee neukölln, foto: anna sinnlosstundenlang verlaufen kann und gruselige Begegnungen mit kleinen, lustig zu jagenden Frischlingen hat, deren Mama dann plötzlich vor einem steht, wird er wohl nicht ganz so vermissen.

Neukölln pulsiert, während die Idylle am Stadtrand gemütlich vor sich hin wabert. Es ist immer wieder ange- nehm und immer wieder schön, beides im Wechsel bewusst erleben zu können: Ich habe immer Sehnsucht nach dem anderen, wenn ich im einen bin.

=Anna Sinnlos=

Fernab vom Kommerz

Es hat ein großes Vorbild: den Alt-Rixdorfer Weihnachtsmarkt, der seinen unkom- merziellen Charakter seit Jahrzehnten bewahrt. Das will das Deutsch-Arabische Zentrum für Bildung und Integration (DAZ) als Veranstalter mit dem Interkulturellen Ramadanfest  auch schaffen und es als Feierlichkeit für die ganze Familie und interreligiöse  Begegnungen fest im Event-Kalender  Neuköllns etablieren. Das  Ende

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islamischen Fastenmonats Ramadan wird noch  heute von 13 – 21 Uhr mit einem Bühnenprogramm, Kinder-Entertainment und Marktständen mit Informativem, Künst- lerisch-Kulturellem und Kulinarischem auf dem  Karl-Marx-Platz  gefeiert. Dabei galt gestern, wie wir aus gut informierten Quellen erfuhren, eindeutig das Motto „Je später, desto stimmungsvoller“.

König Buschi, Bausteinrat Blase und ein Plätzchen, das zum Platz der Neuköllner werden soll

spatenstich, baumaßnahme "umgestaltung platz der stadt hof", berlin-neuköllnWunder dauern etwas länger – so heißt es wenigs- tens. Manchmal aber scheint Neukölln den Gegen- beweis antreten zu wollen. Aktuelles Beispiel dafür ist der  Umbau des Platzes der Stadt Hof: Freitagmorgen wurden Absperrungen aufgestellt, vormittags rückte spatenstich, baumaßnahme "umgestaltung platz der stadt hof", berlin-neuköllnein Bagger an, mittags kamen Bezirksbürger- meister Heinz Busch- kowsky, Baustadtrat Tho- mas Blesing nebst Staatssekretär Ephraim Gothe, um Reden zu halten und den  ersten Spa- tenstich  zu machen, und schon wenige Stunden danach war die Baustelle wieder passé. Ein Wunder? Das wäre es in der Tat, wenn in so kurzer Zeit der Platz der Stadt Hof umgestaltet worden wäre. Ist er aber nicht.

Innerhalb der nächsten 14 Tage werde es aber wirklich losgehen, kündigt Horst Evertz von der [Aktion! Karl-Marx-Straße] an, dann werde der Platz komplett gesperrt und innerhalb von knapp 1 1/2 Jahren dessen Umgestaltung vollzogen. Danach solle spatenstich, baumaßnahme "umgestaltung platz der stadt hof", berlin-neukölln, thomas blesing, ephraim gothe, heinz buschkowskyer seine Größe von aktuell 1.250 Quadrat- metern verdoppelt haben und nicht nur eine at- traktivere Optik, sondern auch eine deutlich verbesserte Aufenthaltsqualität  aufweisen. Zu- dem fordert er auch von den Autofahrern ein spatenstich, baumaßnahme "umgestaltung platz der stadt hof", berlin-neuköllnUmdenken: „Der Platz“, er- klärt Evertz, „wird bis zur Ecke Richardstraße ausge- dehnt. Das Abbiegen aus der Ganghofer- wird dann nur noch in die Richard- und nicht mehr in die Karl-Marx-Straße und umgekehrt mög- lich sein.“ Die  Befürchtungen eines Anwohners der Richardstraße, dem Schlimmes schwant, sind nachvollziehbar. In Heinz Buschkowskys Begeisterung darüber, dass die Umgestaltung des Platzes der Stadt Hof ein weiteres Stück Modernisierung der Karl-Marx-Straße  bedeute, mag er nicht so recht einstimmen.

Mit 100.000 Euro beteiligt sich der Bezirk Neukölln, 600.000 Euro finanziert der Berliner Senat aus dem Städtebauförderungs-Programm, um den „Modernisierungs- rückstau der letzten 20 Jahre“ in der Karl-Marx-Straße aufzulösen. Durch die Kombination aus Baumaßnahmen und einem neuen Geschäftsstraßen- management, prognostiziert Ephraim Gothe, bringe man die Magistrale Neuköllns spatenstich, baumaßnahme "umgestaltung platz der stadt hof", berlin-neukölln, heinz buschkowsky, thomas blesing, ephraim gotheauf einen guten Weg. Wann das Ende des Wegs, sprich: der Hermannplatz, erreicht sein wird, bleibt offen. Von „weiteren Bauabschnitten im Sause- schritt“ spricht Buschkowsky und unkt, dass 2024 alles abgeschlossen sei. Dass es schneller gehen wird, hofft Staatssekretär Gothe.

Dass man mit dem Umbau des Platzes der Stadt Hof auch schon weiter sein wollte, will Thomas Ble- sing dann doch nicht unerwähnt lassen. Durch die Haushaltssperre des Senats hänge man  bereits jetzt vier Monate hinterher. Bestens gediehen sei jedoch die Bürgerbeteiligung, die maßgeblich dazu beitragen habe, dass hier umgesetzt werde, was die Neuköllner widerspiegelt: Kernstück des Platzes wird ein etwa 750 Quadratmeter großes demographisches spatenstich, baumaßnahme "umgestaltung platz der stadt hof", berlin-neukölln, mosaikstein demografisches pflasterMosaik. Sieben unterschiedliche Steinsorten symboli- sieren in dem sieben Weltregionen und somit die Herkunftsländer der Neuköllner, Glassteine repräsen- spatenstich, baumaßnahme "umgestaltung platz der stadt hof", berlin-neukölln, bauausführung: fa. dalhofftieren Staatenlose bzw. Menschen mit ungeklär- ter Herkunft. „Natürlich“, weiß Blesing, „ist das alles teurer als Beton.“

Aber es gehe eben auch um eine Identifikation mit dem Platz, der bisher kaum als solcher wahrgenommen wurde. „Genau deshalb haben wir uns dafür eingesetzt, dass er auch eine kleine Festfläche bekommt und so als Veranstaltungsort genutzt werden kann“, ergänzt Andreas Altenhof. Er gehört hauptberuflich dem Direktorium der Neuköllner Oper an und engagiert sich ehrenamtlich in der aus Anwohnern, Akteuren und Gewerbetreibenden bestehenden Lenkungsgruppe der [Aktion! Karl-Marx-spatenstich, baumaßnahme "umgestaltung platz der stadt hof", berlin-neukölln, namenswettbewerbStraße]. Das Gremium will zugunsten der Akzeptanz des Platzes aber noch einen Schritt weitergehen. „Damit es wirklich ein Platz von uns Neuköllnern und für uns Neuköllner werden kann, braucht er einen neuen Namen“, findet Altenhof, der sich längst auf PdSH beschränkt, wenn er über den Platz der Stadt Hof spricht. Wer noch keinen Namensvorschlag in die Box geworfen hat, so sein Hinweis, solle ihn per spatenstich, baumaßnahme "umgestaltung platz der stadt hof", berlin-neukölln, puppentheater k+k volkart, könig buschyMail oder Post schicken.

Gedanken um das „verkrüppel- te Büdchen“, den einstigen China-Imbiss unter der Platane, muss sich indes niemand mehr machen. Das kommt weg und dürfte, ginge es nach dem Willen der Puppenspieler von K & K Volkart, gerne als Puppentheater auf den Böhmischen Platz gestellt werden. Schon als Dankeschön für ihr  launiges Stück um König Buschi, Bausteinrat Blase und Herrn Kowalski vom Ordnungsämtchen hätten sie es verdient. Und der Platz der Stadt Hof wird, wie immer er dann auch heißt, ein neues Büdchen bekommen – nebst einem Wall-Klo, sieben sonder- angefertigten Bänken, neun Mastleuchten und etwa 10 Bäumen. Was ihm bleibt, ist aber definitiv die Platane.

=ensa=

Psychologisch wertvoll?

angsthasen-betreuung, fahrschule "schaffen wir" neukölln

Nein, damit wirbt keine Haustier-Pension, die sich auch neurotischer Langohren annimmt, sondern  die  Neuköllner  Fahrschule  Schaffen Wir. Konsequenterweise unterteilt sie ihre Kunden auch in Fahrschüler und Angsthasen, wobei es letztere sogar mit dem Zusatz  „fortgeschrittene“  gibt.

Temporärer Hochgenuss im Neuköllner Süden

Die Gropius Passagen, Berlins größtes Shopping-Center, sind für viele Nord- Neuköllner der Grund schlechthin, ab und zu mal zu einer Tour in den Süden des Bezirks aufzubrechen. Aktuell gibt es weitere gute Anlässe, es zu tun: Der spektakulärste steht seit 43 Jahren in der Fritz-Erler-Allee, hat 29. Stockwerke, auf die 228  Wohnungen  verteilt  sind, und einen  Panoramaraum  in der 30.  Etage, der mo-

ideal-hochhaus, gropiusstadt berlin-neukölln ideal-hochhaus, gropiusstadt berlin-neukölln

mentan  Sky-Lounge  heißt. „Normalerweise ist der Raum nicht öffentlich, sondern ein Gemeinschaftsraum für die Mieter des Hauses“, erklärt Uwe Jonas, der Pro- jektleiter der Sky-Lounge. Doch anlässlich der Festivitäten um das 50-jährige Jubiläum der Gropiusstadt  ist er nun für jedermann zugänglich.

Knapp 39 Sekunden braucht der Aufzug für die Fahrt in den 29. Stock. Dann sind es nur noch wenige Stufen, bis die Dachetage des 91 Meter hohen Ideal-Hochhauses und die Sky-Lounge erreicht sind. Von 14 Künstlern wurde der einst recht zweckmäßig gehaltene Raum in eine Kunst- und  Cocktailbar mit  Wohlfühl-Ambiente

panorama berlin, ideal-hochhaus gropiusstadt neukölln

verwandelt. Das Grandioseste war jedoch schon vorher da: die Aussicht über Berlin und weite Teile Brandenburgs.

Die Sky-Lounge im Ideal-Hochhaus ist  noch bis zum 4. September (Mo. – ideal-hochhaus, gropiusstadt berlin-neuköllnDo. 18 – 23 Uhr, Fr. + Sa. 19 – 1 Uhr, So. 13 – 20 Uhr) geöffnet. Programm: Musik mit Mafutu (heute), Musik mit Vicious V (18.8.), Lesungen (am 19. und 26.8. sowie 2.9.), Musik mit M. Freerix (22.8.), Musik mit J. Palmtag (23.8.), Musik mit Mo Magic (24.8.), Musik mit Madame Scandaleuse (29.8.), Musik mit Subterraneans (31.8.), Musik mit Frederik (1.9.)

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Ein Geben und Nehmen

freebox emser straße, neuköllnWer das lilafarbene Holz- regal in die Emser Straße gestellt hat, wissen die beiden Frauen nicht. Seit ein paar Tagen stehe es da, sagen sie und sehen sich einige der Dinge an, die andere der Kiste vermacht haben. Die Idee sei ja super, finden die beiden Neuköllnerinnen, aber ob sich wirklich alle an das halten werden, was der Zettel unter dem Wort  Freebox  erklärt?  Die Free- box sei „keine Müllkippe“, sondern ein Ort für den „handelsfreien Austausch“ und wolle „einen Beitrag gegen die Wegwerfgesell- schaft zur Müllvermeidung“ leisten. „Bitte behandelt sie gut!“ steht in blasser Schreibmaschinenschrift in der vorletzten Zeile, darunter ein Danke.

Ein paar Kleidungsstücke, die sich nicht mehr brauchen, haben die Frauen gleich mitgebracht und verteilen sie nun in den Fächern. Ob sie etwas mitnehmen, ist noch ungewiss. Zumal der Sinn der Sache ja auch nicht darin liegt, mit vollen Taschen zu kommen und wieder zu gehen.

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Neukölln von seiner schönsten Seite

weigandufer neukölln, neuköllner schiffahrtskanal

Das Weigandufer gehört – vor allem bei strahlendem Sonnenschein – zweifellos zu den  Schokoladenseiten des  nördlichen  Teils von  Neukölln. Problematisch ist  aller-

kiehlufer neuköllnkiehlufer neukölln

dings: Wer den Anblick in ganzer Pracht genießen will, muss rüber zum Kiehlufer. Und zwar zu dem Abschnitt des Kiehlufers, der eine Mischung aus morbidem ausflugsdampfer berlin, tour c1 stern und kreisschiffahrt gmbh, neuköllner schiffahrtskanalCharme und  Verwahrlosung  versprüht. Der zu nörd- lich liegt, um über das Neukölln ans Wasser-Pro- gramm aufgepeppt zu werden, und deshalb am Rande des Neuköllner Schiffahrtskanals statt eines komfor- tablen Gehwegs nicht mehr als einen verwilderten Trampelpfad zu bieten hat.

Aber glücklicherweise ist da ja noch die Alternative, einen der Ausflugsdampfer der Stern und Kreis-schiffahrt zu entern, die täglich um 10 und 14.25 Uhr zur Brückenfahrt auf Landwehrkanal und Spree am Estrel ablegen, um sich das Weigandufer vom Wasser aus anzusehen.

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Ausgeflogen

entflogener vogel, neukölln

Der Sitzplatz auf dem Bürgersteig war zwar angenehm sonnig und fast alle, die keine Flügel und Federn haben, machten einen weiten Bogen um ihn. Aber ihre Aaahs und Ooohs und das ständige „Was ist denn das für’n Hübscher?!“ wurden ihm dann doch schnell zu bunt. Also zog er sich lieber wieder auf einen Baum zurück, wo er auch vor denen sicher war, die nicht nur gucken und staunen, sondern ihn einfangen wollten.

Made in Neukölln: Frühstück für 52.000 Erstklässler

bio-brotbox berlin-brandenburg 2012, bio-brotboxen-packen, terra naturkost, neuköllnLange schlafen, gemütlich frühstücken, den Sonntag ruhig angehen lassen: Darauf mussten gestern alle verzichten, die beim Bio-Brotboxen-Packen mithelfen und so dazu beitragen wollten, dass rund 52.000 Erstklässler ihre Schulkarriere heute mit bio-brotbox berlin-brandenburg 2012, bio-brotboxen-packen, terra naturkost, neuköllneinem gesunden Frühstück begin- nen konnten.

In der Leergut- halle des Neuköllner Bio-Großhändlers Terra Naturkost sind Dutzende Tischreihen aufgebaut, neben dem Eingang steht eine kleine Bühne. Die Komponenten für die Frühstücksboxen – von 1 wie bio-brotbox berlin-brandenburg 2012, bio-brotboxen-packen, leerguthalle terra naturkost, neuköllnTeebeutel bis 10 wie Möhrchen – lagern auf Paletten am Rand der Halle. Das von verschiedenen Berliner Bio-Bäckereien produzierte Voll- bio-brotbox berlin-brandenburg 2012, bio-brotboxen-packen, terra naturkost, neukölln, l.: joachim weckmann (märkisches landbrot), tillmann biokonditorei, r.: dr. burkhardt sonnenstuhlkornbrot wird auf der Empore ein- getütet – Schei- be für Scheibe, gut  52.000mal.

Etwa 500 Helfer sind es, die sich fürs Packen der  Bio-Brotboxen  für die Erstklässler von  knapp 1.000 Berliner und Brandenburger Grundschulen  angemeldet haben. Den Großteil machen Beschäftigte der an der Bio-Brotboxen-Aktion beteiligten Firmen bio-brotbox berlin-brandenburg 2012, bio-brotboxen-packen, terra naturkost, neuköllnaus. Für die Parteien sei das Thema der gesunden Ernährung von Kindern verbunden mit tatkräftiger Unterstützung offenbar nur in Wahlkampfjahren interessant, kritisiert mancher. Immerhin: Berlins Verbraucherschutzsenator Thomas Heilmann, die grüne  Bundestagsabgeordnete Cornelia Behm, Brandesburgs Staatssekretär für Verbraucherschutz Dr. Daniel Rühmkorf und der Neuköllner Bezirks-bio-brotbox berlin-brandenburg 2012, bio-brotboxen-packen, terra naturkost, neukölln, heinz buschkowskybürgermeister Heinz Buschkowsky stehen am Promi-Packtisch statt am heimischen Frühstückstisch  zu sitzen. Wer die Gesichter kennt, kann einige Meter entfernt Neuköllns Jugend- und Gesundheitsstadtrat Falko Liecke sowie den Bezirkssozialstadtrat Bernd Szczepanski entdecken. Ansonsten glänzt auch die Neuköllner Kommunalpolitik vor allem durch Abwesenheit – einzig den Grünen des Bezirks gelingt es, außer ihrem bio-brotbox berlin-brandenburg 2012, bio-brotboxen-packen, terra naturkost, neukölln, sozialstadtrat bernd szczepanski, catherine michel (stv. fraktionsvorsitzende grüne neukölln)Stadtrat noch drei weitere Fraktionsmitglieder fürs Bio-Brotboxen-Packen zu begeistern. Die Linke – Fehl- anzeige, die Piraten ebenso.

„20.000 Boxen sind schon gepackt!“, ruft Projektinitiator Dr. Burkhardt Sonnenstuhl durch die Halle. Es ist gerade bio-brotbox berlin-brandenburg 2012, bio-brotboxen-packen, terra naturkost, neukölln, bsr-bio-brot-boxermal viertel vor 11. Eine Viertelstunde da- nach kann er vermel- den, dass nun alle Brotscheiben einge- tütet seien.

Womit seine Pausen- brote  belegt waren, könne er gar nicht mehr erinnern, sagt Buschkowsky. „Ich weiß aber noch, dass ein Klassenkamerad immer bessere Stullen dabei hatte.“ Das habe man dann, weil die Geschmäcker eben schon damals unterschiedlich waren, durch Tauschaktionen  behoben. „Tauschen“, grübelt Bernd Szczepanski, „nee, das gab’s bei uns nicht.“ Leberwurst habe er gerne auf seiner Schulstulle gehabt; inzwischen sind die Vorlieben andere. „Gutes Brot mit Butter und Kohl- rabischeiben, das schmeckt köstlich“, schwärmt er. Auf gutes Brot, ergänzt er, sei bei ihnen zuhause schon Wert gelegt worden, als er ein Kind war: „Damals nannte man bio-brotbox berlin-brandenburg 2012, bio-brotboxen-packen, terra naturkost, neuköllndas aber noch nicht  Vollkornbrot.“  Auch am Packtisch der Neuköllner Grünen in der Terra-Halle, an dem sich einige Bio Com- pany-Mitarbeiter eingereiht haben, ist der Sozialstadtrat dem guten Brot ganz nah. Seine Position ist am Ende des Tisches, wo die Biobrotschnitte als letzte Kompo- nente in die Box gelegt und diese ver- bio-brotbox berlin-brandenburg 2012, bio-brotboxen-packen, terra naturkost, neukölln, meinrad schmitt (gf terra naturkosthandel), manuela saager (deutsche bank)schlossen und in Kartons ver- packt wird.

Aus den Hallenlautsprechern schallt eine weitere Er- folgsmeldung: Die vor 11 Jahren ins Leben gerufene Bio-Brotboxen-Aktion wurde von der Standortinitiative „Deutschland – Land der Ideen“ gemeinsam mit der Deutschen Bank zum herausragenden Projekt ernannt. An die 2.000 Bewerber für die Auszeichnung „Aus- gewählter Ort 2012“ habe es gegeben, berichtet Manu- ela Saager, als sie den Pokal des Kreditinstituts an den Terra-Geschäftsführer Meinrad Schmitt überreicht. Die bio-brotbox berlin-brandenburg 2012, bio-brotboxen-packen, terra naturkost, neukölln, marion krachtBio-Brotboxen-Aktion ha- be ob ihres nachhaltigen Grund- gedankens und der Idee, den Umgang mit gesunder Ernährung schon früh zu schulen, ge- wonnen.

Genau das war es auch, was die Schauspielerin Marion Kracht davon überzeugte, sich als Botschaf- terin für das Projekt zu engagieren. Das tut die Mutter zweier Söhne inzwischen seit vielen Jahren und mit ungebremstem Elan. „Früher habe sie Sauerteig- brot mit Teewurst geliebt“, sagt sie, „aber jetzt bin ich schon seit 22 Jahren Vegetarierin und lege mir lieber Tomaten aufs Vollkornbrot.“ Und selbstverständlich achte sie auch bei ihren Kindern auf eine gesunde Ernährung, das sei das A und O für eine gute Entwicklung.

Je später es wird, desto mehr schmerzen die Rücken der Helfer und leeren sich die Packtische. An einem fehlen Gutscheinkarten für einen Liter Biomilch, an anderen Müslibeutel oder Brotaufstrich-Portionsdosen. „Das ist jedes Jahr so“, wissen die, die schon oft dabei waren. „Auch das mit dem Ziepen im Rücken, aber Spaß macht es bio-brotbox berlin-brandenburg 2012, bio-brotboxen-packen, terra naturkost, neukölln, luna-cateringtrotzdem.“ Im Vorraum der Halle hat der Vollwert-Caterer Luna seinen Eintopf-Stand aufgebaut und kredenzt Deftiges mit und ohne Fleischeinlage. Nur wenige Schritte entfernt bio-brotbox berlin-brandenburg 2012, bio-brotboxen-packen, terra naturkost, neukölln, ups-lkwswerden vier UPS- Hänger mit Bio- Brotboxen bela- den.

In Neukölln waren es 2.654 Mädchen und Jungen, die heute Morgen zum ersten Schultag eine solche gelbe Box überreicht bekommen haben, zusammen mit einem Zahnputzbeutel. An der Schule am Fliederbusch in Rudow übernahmen das Schulstadträtin Franziska Giffey und Gesundheitsstadtrat Falko Liecke. „Viele Kinder“, meint der, „ahnen ja gar nicht, welche leckeren Frühstücks-Alternativen es zu Toastbrot mit Nutella gibt.“ Heute haben sie schon einige kennen gelernt.

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Ein Herz fürs Neuköllner Rathaus

ein herz reist durch berlin, rathaus neukölln, gerhard hoffmannEs wäre zwecklos, die Situation beschönigen zu wollen. Falko Liecke sieht auf das große rote Herz neben dem Eingang zum BVV-Saal: Liebe? Nein, viel Liebe gebe es nicht bei den Versammlungen der Neuköllner Bezirks-ein herz reist durch berlin, rathaus neukölln, falko liecke, luci van org, roman shamovgerhard hoverordneten. „Da sind eher Streit und Aus- einandersetzungen auf der Tagesordnung“, hält der Stadtrat für Jugend und Gesund- heit realistisch fest. Von Hass spricht Liecke nicht. Das wäre wohl auch der falsche Begriff für Antipathien, die auf unterschiedlichen Parteibüchern, kontroversen politischen Anliegen oder dem Streben nach Sieg statt Niederlage basieren.

„Es gibt Liebe, warum hasst du?“  steht in weißer Schrift auf dem schwarzen Sockel, der das knallrote Herz aus Kunstharz trägt. Der Berliner Künstler Gerhard Hoffmann hat es geschaffen, um zum Nachdenken über die Liebe und das, was Hass an- ein herz reist durch berlin, rathaus neukölln, luci van org, roman shamovrichtet, zu bewegen. Die Plastik versuche, sagt Falko Liecke, einen Kontext zwischen der Liebe unter ver- schiedenen Kulturen und der unter Menschen unterschiedlichen oder gleichen Geschlechts her- ein herz reist durch berlin, rathaus neukölln, yaron shamir, luci van org, roman shamovzustellen. Sie wer- be für Toleranz und gegenseitiges Verständnis.

Imposant unter- strichen wurde das Motiv des Künstlers bei der Vernissage: Luci van Org, die 1994 als Lucilectric mit dem Song „Mädchen“ die Singlecharts stürmte, und Roman Shamov  machten das Rathaus zum Konzertsaal und hoben dessen akustische Qualitäten hervor. Eine bedrückende Soundcollage diente dem israelischen Tänzer Yaron Shamir als Kulisse für seine Performance, die die gesamte Bandbreite der Gefühle zwischen Liebe und Hass, zwischen Antisemitismus und Lebensfreude ein herz reist durch berlin, rathaus neukölln, yaron shamir, luci van org, gerhard hoffmann, roman shamovwiderspiegelte.

Im November 2010 begann Gerhard Hoff- manns Herz-Installation seine Reise durch Berlin. „Die Station hier im Neuköllner Rathaus ist die 19., Start war im Rathaus Schöneberg“, berichtet der 66-jährige Künstler, der zu einer der Kultfiguren der Berliner Lesben- und Schwulenszene wur- de, seit er 1977 das Café „Anderes Ufer“ eröffnete. Zu sehen ist das Herz  bis zum 31. August werktags während der Rat- haus-Öffnungszeiten. Anschließend, sagt Hoffmann, werde es zum Amtsgericht Tiergarten weiterreisen: „Und im November kehrt es wieder ins Rathaus Schöneberg zurück.“

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