Vampire im Heimathafen Neukölln

premiere "edward, nosferatu und ich", heimathafen neukölln, jugendtheater tortuga, foto: anna sinnlosOkay, ich war auf Vampire vorbereitet, dieser Tage bei der  Premiere  von „Edward, Nosferatu und ich“. Als ich dann aber das Studio des Heimathafen Neukölln betrete und mitten auf der Bühne ein Sarg steht, bin ich premiere "edward, nosferatu und ich", heimathafen neukölln, jugendtheater tortuga, foto: frifaberdoch kurz irritiert. Aus den Laut- sprechern dröhnt ein unheimlicher Ton, und die vier Darstel-lerinnen  vom  Ju- gendtheater Tortuga stehen jeweils rechts und links vom Sarg, mit dem Rücken zum Publikum. Ich fühle mich direkt in Bann gezogen und warte gespannt – bis endlich das komplette Publikum sitzt – wie es nun weiter geht.

Die vier Neuköllner Mädels der Britzer Alfred-Nobel-Schule, mit denen der Heimathafen seine Zusammenarbeit mit Neuköllner Jugendlichen fortsetzt, prügeln, premiere "edward, nosferatu und ich", heimathafen neukölln, jugendtheater tortuga, foto: frifabertanzen und zucken über die Bühne. Und sie teilen ihre Zukunftsträume von „in den USA leben wollen“ bis „Vater umbringen wollen“ mit uns. Wir erfahren wie sie zu Vampiren wurden, sehen   bedrückende Videosequen- zen und hören von Mobbing, Miss- brauch, ignoranten Erwachsenen und dem Wunsch,  einfach nur dazu- gehören und nicht auffallen zu wollen. Schul- und Lebensalltag, nicht nur in Neukölln.

Auch einen Ausflug in eine rassistische Erwachsenenwelt, mit deprimierenden Aussichten auf Jobcenter- und Behördengänge und einen Theaterbesuch machen wir mit den Vieren und können so einen Blick auf die Zukunftsängste dieser premiere "edward, nosferatu und ich", heimathafen neukölln, jugendtheater tortuga, foto: frifaberpremiere "edward, nosferatu und ich", heimathafen neukölln, jugendtheater tortuga, foto: frifaberGeneration werfen. „Krie- chen, nicht rennen!“ ist  deren Devise. Am Ende finden wir die Kasperle- puppen, die die Erwach- senen darstellen, in einer Blutlache wieder und es grinsen uns diabolisch vier blutverschmierte Vampirellas an, denen der frenetische Applaus des Premieren-Publikums fast etwas unangenehm ist.

premiere "edward, nosferatu und ich", heimathafen neukölln, jugendtheater tortuga, foto: frifaberAlles in allem war ich in diesem, mit knapp 50 Minuten recht kurzem Stück, vom Anfang bis zum Ende gefesselt und fand kleinere Patzer, Text- stolperer oder Kicherattacken der Vampirdamen eher charmant als störend. Es ist gutes Schultheater, und für 3 Euro Eintritt, kann man sich leicht in eine nicht ganz so andere Welt entführen lassen.

Weitere Vorstellungen: am 13., 14. und 15. Juni jeweils um 20 Uhr im Studio des Heimathafen Neukölln

=Anna Sinnlos=