Heute vor zwei Jahren, am 8. Mai 2010, brach für die Bewohner der Oderstraße in Neukölln eine neue Ära an. Sie, die jahrzehntelang bemitleidet wurden, wurden von einem Tag auf den anderen zu Beneideten. Denn direkt vor ihren Haustüren, wo noch bis Ende Oktober 2008 Flugzeuge gestartet und gelandet waren, öffneten sich
die Tore zum Tempel- hofer Feld, der größten Grünfläche Berlins.
Riesige rote Ballons mit dem Aufdruck „Tempelhofer Park“ schwebten über den Haupteingängen des mehr als 300 Hektar großen Areals, das am Eröff- nungswochenende rund 230.000 Besucher anzog. Was landläufig mit dem Begriff „Park“ verbunden wird, erwartete sie jedoch nicht. Stattdessen: eine atemberauben-
de grüne Weite und an Landstraßen oder Feldwege erinnernde Taxiways. Dazu schier endlose Start- und Landebahnen, denen mancher ganz nah sein wollte, während andere sich auf ihren Fahrrädern am Abheben versuchten oder die Pisten
mit Pferdekutschen, flanierend, joggend oder auf Inlineskates erkundeten. Für Freunde des organisierten Entertainments gab es ein großes Bürgerfest, das auch das – damals noch unvermietete – Gebäu- de des ehemaligen Flughafens Tempelhof einschloss.
Etwas kleiner fielen die Feierlichkeiten am 8. Mai 2011 zum einjährigen Jahrestag der Öffnung des Tempelhofer Feldes aus. Doch immerhin fanden sie pünktlich statt. Das ist in diesem Jahr anders. Offizielle Festivitäten an einem Wochentag, der nicht Sams-, Sonn- oder Feiertag ist, hätten alle Berufstätigen ausgeschlossen und wären folglich aus organisatorischer Warte eine Verschwendung von Ressourcen gewesen, erklärt Martin Pallgen, Pressesprecher der Tempelhof Projekt GmbH, auf Anfrage. Genauso undenkbar sei eine Feier im Vorfeld des Jahrestags gewesen: „Deshalb wird das Jubiläum der Öffnung dieses Jahr am 20. Mai gefeiert.“ Dass die Ver- schiebung bei weitem nicht nur dem Aufeinandertreffen von Jahres- und Werktag geschuldet ist, wird erst nach dem Hinweis auf das zwischen dem heutigen Tag und dem 20. Mai liegende Wochenende deutlich. „Das ging terminlich nicht, weil sich dann der IGA-Lauf, der immer zusammen mit dem Bürgerfest auf der Tempelhofer Freiheit stattfindet, mit dem AVON-Frauenlauf überschnitten hätte.“ Der 20. Mai, sagt Pallgen, sei schlichtweg der Tag, an dem es keine Terminkollisionen im Lauf- kalender gebe.
Man darf gespannt sein, wann der Laufkalender in den nächsten Jahren Zeit lässt, um den doch sehr flexiblen Jahrestag der Öffnung des Tempelhofer Felds nach- zufeiern. Auf einen Nicht-Werktag wird der 8. Mai erst wieder 2016 fallen.
=ensa=
Filed under: berlin, neukölln | Tagged: avon running - berliner frauenlauf, öffnung tempelhofer feld 8.5.2010, berlin, flughafen tempelhof, iga-lauf, martin pallgen (pressesprecher tempelhof projekt gmbh), neukölln, tib turngemeinde in berlin 1848 e.v. | Kommentare deaktiviert für Aufgeschoben, aber nicht aufgehoben: der Jahrestag der Öffnung des Tempelhofer Felds