Das Ziel ist das Paradies

finale ecopolicyade 2012 neukölln, bvv-saal rathaus neuköllnViel Zeit zum Üben hatten Benedikt und Alexander nicht. „Wir haben erst vorletzten Montag von einer Lehrerin von dem Computerspiel und dem Wett- bewerb erfahren“, sagen sie. Das Spiel heißt Ecopolicy, fördert und fordert strategisches Denken nebst verantwortungsvollem Han- deln und wurde von Frederic  Vester konzipiert; der Wettbe- werb heißt Ecopolicyade, wurde vom Schweizer Unter- nehmen Malik Management ins Leben gerufen und ermittelt die besten Ecopolicy-Teams an Deutschlands Schulen.

Donnerstag ging es im BVV-Saal des Neuköllner Rat- hauses, der kurzerhand zur Spielhalle umgebaut wurde, um den Ecopolicyade-Bezirksentscheid. Außer Benedikt und Alexander, die das Team 1 der Evangelischen Schule Neukölln bildeten, nahmen sechs weitere Minigruppen von insgesamt drei Neuköllner Schulen daran teil. Auch die Lokalmatadore von der Albrecht-Dürer-Oberschule, die sich im Vorjahr erst auf Bundesebene geschlagen geben mussten, waren wieder dabei. Natürlich mit dem Ziel, diesmal den Durchmarsch bis zum Deutschland-Sieg zu schaffen. Dazu müssten sie aber zuerst finale ecopolicyade 2012 neukölln, bvv-saal rathaus neukölln, finalist evangelische schule neuköllnheute beim Ecopolicyade-Landeswettbewerb gewin- nen, für den sich Alexander und Benedikt (auf dem Foto rechts neben Stadträtin Franziska Giffey) ebenfalls qualifizierten – aus dem Stand belegten sie den 3. Platz der Neuköllner finale ecopolicyade 2012 neukölln, bvv-saal rathaus neuköllnTeams.

Es ist mehr als wahrscheinlich, dass die beiden Teenager in den letzten Tagen noch mehr Zeit am Computer verbracht haben. „Dabei ist das Ecopolicy eigentlich gar kein Spiel mit Suchtpotenzial„, finden beide. „Dazu sind die Grafiken zu einfach.“ Spannend sei es, obwohl Action keine Rolle spiele, und eine echte Herausforderung. Aufs Begreifen, dass alles mit allem zusammenhängt, komme es an. Und auf kluges Handeln. Bei Ecopolicy werden die Spieler zu Regierenden, die fiktive Entwicklungs-, Schwellen- und Industrieländer durch clevere Investitionen, die die Interaktion zwischen Wirtschaft, Sozialem und Ökologie berücksichtigen, bestenfalls bis zum Status des Paradieses aufsteigen lassen sollen. „Das zu schaffen“, weiß  Alexander, „ist aber wirklich nicht finale ecopolicyade 2012 neukölln, bvv-saal rathaus neuköllnleicht.“

Jugendliche zur Beschäftigung mit fiktiven Szenarien und strategischen Spielereien anzuregen ist allerdings nur Seite des Anliegens, das hinter Ecopolicy und der Ecopolicyade steckt. Die Fähigkeit herauszukitzeln, die beim Spiel gemachten Erfahrun- gen auf das eigene Lebensumfeld herunterbrechen zu können, ist die andere. Schon bei der kurzen Feedbackrunde der Neuköllner Finalisten wurden die Effekte deutlich.  „Was ist denn Neukölln“, fragte der Moderator, „wenn man es in Ecopolicy-Kategorien misst?“ Naja, antwortete einer der Schüler, zum Teil sei der Bezirk wie ein gut entwickeltes Industrieland, aber es gebe auch Dinge, die an ein Schwellenland anknüpfen können. „Was müsste man für die Entwicklung Neuköllns tun?“ Für eine bessere Lebensqualität sorgen, warf eine Schülerin in die Runde, die Straßen sauberer halten, eine andere. Der soziale Zusammenhalt müsse gestärkt und das Interesse der Bewohner für ihren Bezirk geweckt werden. Außerdem sollten, wandten sich die Ecopolicyadisten an Franziska Giffey, die Defizite in den Schulen beseitigt werden, um sie für die Zukunft zu rüsten. „Seht ihr denn eure Zukunft in Neukölln? Wollt ihr hier bleiben?“ Bei dieser Frage war es vorbei mit der Einigkeit unter den Schülerinnen und Schülern. Ihre Antworten reichten von „Auf gar keinen Fall!“ bis hin zu „Neukölln ist meine Heimat, deshalb würde ich gerne hier bleiben!“.

Beim von Malik Management, der Bürgerstiftung Neukölln und dem Neu- köllner Bezirksamt initiierten Workshop  „Jugend gestaltet Zukunft – Schü- ler machen Politikberatung“, der am 18. April in der Albrecht-Dürer-Schule stattfindet, werden die Gewinner der Ecopolicyade Neukölln Ideen für die Entwicklung Neuköllns erarbeiten und diese anschließend mit Politikern, Unternehmern und Stiftungsvertretern diskutieren.

=ensa=

Update (28.3.2012): Die Neukölln-Sieger von der Albrecht-Dürer-Oberschule haben auch den Berlin-Entscheid gewonnen und treten nun im Bundesfinale an.