Irgendwie hat dann doch noch alles rechtzeitig geklappt: Die amtlichen Genehmigungen sind erteilt, der rote Teppich ist vor der ehemaligen Lager- halle der Kindl-Brauerei in der Roll- bergstraße ausgerollt und die Tür zum Cube steht offen. In den ersten drei Stunden gestern Abend war
Neuköllns jüngste Club- und Event-Location zunächst geladenen Gästen vorbehalten; danach kamen alle rein, die feiern, tanzen oder einfach nur gucken wollten, was in der sechs- monatigen Umbauzeit aus dem knapp 3.500 Quadratmeter großen Gewölbe geworden ist.
Was schon am Eingang auffällt: Behindertengerecht ist es nun. Gänzlich barrierefrei geht es in eine riesige Halle mit Bars und Bühne, die einerseits gewisser- maßen der Vorraum zum Club ist, andererseits aber auch eine eigene Funktion hat. Sie kann für Events gemietet werden, für Konzerte, Be- triebsfeiern oder Shows. Gut mög- lich, dass sie sogar die Modemesse Bread & Butter nach Neukölln lockt, ein Catwalk wäre dafür schon da: das Beton-Podest mitten im Saal, auf dem früher Maschinen standen, die Getränkeflaschen reinigten.
Rund 1,2 Millionen Euro wurden verbaut, um das seit 10 Jahren verwaiste, technisch marode Rollgutlager zu einem hippen Party-Areal zu machen. Die Freude, endlich keinen Baustaub mehr einatmen zu müssen, könne sich wohl niemand vor- stellen, der es nicht selber miterlebt hat, sagte Jana Reich, die zusammen mit Stephanie Haus und Oliver Lucas das Cube-Führungstrio bildet. Und schlafen, endlich wieder schlafen: „Das haben wir trotz der großen Unterstützung unseres
Teams seit gefühlten fünf Wochen nicht mehr getan.“
Von der Event-Location geht es durch einen Tunnel in den Club- und Lounge-Bereich. Auch in dem ist nicht zu übersehen, dass hier früher hart gearbeitet statt heftig gefeiert wurde. Etwa 600 Leute können nun für 7 Euro Eintritt freitags bei Techno- und House-Musik und samstags bei krachendem Rock vergnügen. Dank bis zu zwei Meter dicker Wände wird die Nachbarschaft davon unbehel- ligt bleiben.
„Ich wünsche dem Cube, dass hier künftig der Bär steppt“, sagte Heinz Buschkowsky in seiner Eröffnungsansprache vor einer noch recht überschau- baren Besucherzahl. So leer wie jetzt, prognostizierte Neuköllns Bezirksbürgermeister, werde es wohl zum letzten Mal sein. Schließlich liege ein gutes Omen über dem Cube: Auch das Berliner Ensemble habe an den Ort geglaubt und vor fünf Jahren seine zehnstündige Wallenstein-Inszenierung zum allgemeinen Erstaunen regelmäßig vor 1.500 restlos aus- verkauften Plätzen aufgeführt. Der neuen Club- und Event-Attraktion bescheinigte Buschkowsky, dass sie das Zeug zum Alleinstellungsmerkmal für den Bezirk habe. „Geld verdienen ist in Neukölln übrigens durchaus zulässig“, erinnerte der 63-Jährige das junge Betreiber-Team. Er selber werde sich aber keine Dauerkarte holen, weil doch eher zur „gealterten Bourgeoisie“ als zur Zielgruppe gehöre.
=ensa=
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