Der Countdown für eine weitere Neuköllner Postfiliale läuft

„Die veräppeln uns doch nach Strich und Faden!“ Hannelore L. ist wütend, aber so richtig. Seit einiger Zeit hängt ein Plakat an der Eingangstür zur Postfiliale in der Hermannstraße 211. Finanzcenter geschlossen ab 29.12.2011 steht auf dem. Und: Die Postbank bleibt jedoch in Ihrer Nähe! Außerdem informiert es in kleiner Schrift darüber, wo ab Ende Dezember finanzielle Dinge erledigt werden können. Für die inte- ressiert sich die Frau aus dem Rollbergkiez aber nicht, entsprechend wenig kümmerte sie sich bisher um das Plakat.

Briefmarken oder frankierte Postkarten kau- fen, Päckchen aufgeben: Vor allem wegen solcher traditionellen Postdienstleistungen kommt  die Mittsechzigerin zum Eckhaus an der Kreuzung Hermann-/Werbellinstraße. Bis eben war Hannelore L. überzeugt, diese hier auch weiterhin zu erhalten. Sie dachte, der Katzentisch mit Sitzgelegenheiten neben den Schaltern würde im Postjargon Finanzcenter genannt und abgeschafft werden, der Rest aber bleibe. Doch dem ist nicht so, hat sie gerade durch Zufall erfahren. „Können die denn nicht aufs Plakat schreiben, dass diese Filiale schließt?“, fragt sich die Neuköllnerin. Dann wisse jeder sofort Bescheid. Die Frage hat sie auch der Frau hinter dem Schalter gestellt. Statt einer befriedigenden Antwort oder gar Zustimmung hieß es nur, dass die Ankündigungen von der Zentrale erstellt würden.

Die grassierende Ausdünnung des Post-Filialnetzes hatte bereits vor knapp zwei Monaten in Neukölln ein Opfer gefordert: Damals schloss zum Ärger der Anwohner die einzige Zweigstelle in der Gropiusstadt im Süden des Bezirks. Weder der medial lancierte Protest der Kunden, noch der von Bezirksstadtrat Falko Liecke (CDU) ha- ben es verhindern können.

„Die Gropiusstädter sind ja jetzt noch ärmer dran“, räumt Hannelore L. ein. Von der Hermannstraße bis zu den Postfilialen in den Neukölln Arcaden oder bei Karstadt am Hermannplatz sei es schließlich nicht wirklich weit. Insofern macht sich die Seniorin keine Hoffnungen auf ein Intervenieren von Bezirkspolitikern. „Die werden sich auch nicht in  den dann noch längeren Warteschlangen die Beine in den Bauch stehen müssen“, glaubt sie. Eine Frechheit sei das, was die Post ihren Kunden zumutet.

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