Außergewöhnliche Töne

Was haben der Sänger und Komponist Udo Jürgens und der Neuköllner Musiker Jürgen Heidemann gemeinsam? Zunächst sind es selbstverständlich die nament- lichen Übereinstimmungen, die ins Auge fallen. Aber die Künstler verbindet noch mehr: Beide sind nach ihren Konzerten oft klatschnass.

Bei Jürgen Heidemann ist es allerdings kein Schweiß, der sein Hemd durchtränkt. Er rackert sich nicht am Piano ab, singt nicht bis zur Erschöpfung oder tobt über die Bühne. Nein, es ist vor allem die Nähe zum Instrument und die Art und Weise, wie ihm Töne entlockt werden, die den 34-Jährigen nass macht. Denn Jürgen Heidemann gehört zu denen, die die alte Kunst des Musizierens mit Klangsteinen für sich entdeckt haben und meisterhaft beherrschen.

Ohne eine Schüssel mit Wasser geht bei den Instrumenten gar nichts. Heidemanns Hände müssen nass sein,  will er Granitsteine zum Klingen bringen, die ob ihrer Formen- und Farbenvielfalt auch als Deko- Elemente fürs Wohnzimmer geeignet wären oder als Skulpturen in Galerien durchgingen. Ihre akustischen Qualitäten werden erst durch einen wie Jürgen Heidemann offenbar. Streicht er sanft mit flachen Händen über die Steine, steigen imposante Klangwolken aus satten Basstönen, melodischen Mitten und intensiven hohen Tönen zwischen den La- mellen auf.

Noch eindrucksvoller und facet- tenreicher wird das Hörerlebnis, wenn der Klangsteinmusiker  Jürgen Heidemann zusammen mit seiner Partnerin, der Vio- linistin Hoshiko Yamane, auftritt: Am 3. Dezember sind die bei- den Künstler mit ihrem musika- lischen Dialog der Elemente Holz (=Ki) und Stein (=Seki) als Duo KiSeki im Museum Neukölln auf dem Gutshof Schloss Britz zu Gast.

Heidemann geht es jedoch längst nicht nur um Klangkunst und Konzertantes. 2009 gründete der examinierte Lehrer die private Musikschule Klangwolke, in der Kinder das Musizieren mit Steinen und verschiedenen anderen Instrument erlernen können. Sehr spezielle Kurse wird es dagegen im Vorfeld des KiSeki-Konzerts im Museum Neu- kölln geben: „Ende November starten dort Workshops zum Musizieren mit Kiesel- steinen“, kündigt Jürgen Heidemann an. Er demonstriert mit zwei Exemplaren, dass die bei gekonnter Handhabung nicht nur einen Takt anschlagen, sondern auch höchst unter- schiedliche Töne von sich geben können. In erster Linie seien die Workshops jedoch ein Projekt zur Gewaltprävention, bei dem Kinder erfahren, dass Steine zu mehr als zu Wurfgeschossen taugen.

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