Fünf neue Stolpersteine in Neukölln verlegt

Fast ein Jahr ist es her, seit Gunter Demnig die letzten Stolpersteine in Neukölln verlegte. Von 76 auf 118 wuchs damals an nur einem Tag (wir berichteten) die Zahl der Mahnmale für Verfolgte und Ermordete des Nazi-Regimes im Bezirk an.

stolpersteine für berlin 8.10.2011, gunter demnigHeute war Gunter Demnig wieder hier – mit einem vergleichsweise über- schaubaren Programm. Wenn er das absolviert hat, um in Mitte, Pankow, Friedrichshain, Lichtenberg und Friedrichshagen weiterzumachen, sind es 123 Stolpersteine, die in Neukölln vor Häusern liegen, in denen Menschen wohnten, die aus ihren Leben gerissen wurden.

Eine davon war Lisette Ascher. Vor dem Haus in der Jonasstraße 66, aus dem sie am 17. August 1942 abgeholt wurde, stolperstein-verlegung, lisette ascher, jonasstraße 66, neukölln, gunter demnigum mit dem 1. großen Alterstransport nach There- sienstadt deportiert zu werden, verlegte Demnig heute den ersten von insgesamt fünf Stolpersteinen stolperstein-verlegung, lisette ascher, jonasstraße 66, neukölln, gunter demnigin Neukölln. Viel ist über die da- mals 78-Jähri- ge, deren Stol- perstein von der Lehrerin Vero- nika Hitpaß ge- spendet wurde, stolperstein-verlegung, lisette ascher, jonasstraße 66, neukölln, gunter demnignicht bekannt: Am Silvestertag des Jahres 1864 kam sie in Lautenburg/Westpreußen zur Welt; zehn Tage nach der Deportation verstarb Lisette Ascher im Ghetto Theresienstadt. Sie habe unter einer Lungenentzündung gelitten und sei einer Herz- stolperstein-verlegung, lisette ascher, jonasstraße 66, neukölln, gunter demnigstolperstein-verlegung, lisette ascher, jonasstraße 66, neukölln, gunter demnigschwäche erlegen, besagt die für Li- sette Ascher ausge- stellte, digital erhal- tene  Todesfallan- zeige mit der Num- mer 23/848. „Tot 27.8.1942“ steht auf der Messingplatte des Stolpersteins, der heute zur Erinnerung an sie ins Bürgersteigpflaster eingelassen wurde.

Nur wenige Schritte entfernt, schräg gegenüber vor dem Haus Jonasstraße 5a, war stolperstein-verlegung john sieg, gunter demnig, neuköllnGunter Demnigs zweite Station seiner heutigen Stolpersteine-Tour. Hier lebte John Sieg, nach dem bereits vor fast 40 Jahren eine Straße im Berliner stolperstein-verlegung john sieg, gunter demnig, jonasstraße 5a neuköllnBezirk Lichtenberg be- nannt wurde.

Sieg, der als Sohn deutscher Migranten in den USA zur Welt kam, siedelte 1928 endgültig nach Deutschland über und trat 1929 der KPD bei, für deren Zeitung „Die rote Fahne“ er als Feuilleton-Autor arbeitete. Durch die Machtergreifung Hitlers wurde John Sieg zum Wider- standskämpfer. 1933 erfolgte die erste Inhaftierung des damals 30-Jährigen, die jedoch nicht dazu führte, dass er dem Widerstand abschwor. Nach zweijähriger stolperstein-verlegung john sieg, gunter demnig, neuköllnArbeitslosigkeit und einer Anstellung als Bauarbeiter begann John Sieg 1937 seine Tätigkeit bei der Deutschen Reichsbahn. Nebenbei gab er die illegale Zeitung „Die innere Front“ heraus. Bei der Bahn habe er stolperstein-verlegung john sieg, gunter demnig, neukölln, peter lind eisenbahnergewerkschaftsich vom Gepäckarbeiter bis zum Fahrdienstleiter des Bahnhofs Tempelhof hochgearbeitet, berichtete Peter Lind (r.) von der Eisenbahnergewerkschaft EVG, die die Patenschaft für Siegs Stolperstein übernahm, in einer An- stolperstein-verlegung john sieg, neuköllnsprache vor dem ehema- ligen Wohn- haus des Freischärlers.

Am 11. Oktober 1942 sei John Sieg am Arbeitsplatz abermals verhaftet und in die Gestapo-Zentrale gebracht worden. Vier Tage später wurde er nachmittags tot in seiner Zelle aufgefunden. Suizid sei wahrscheinlich, da Sieg bereits Monate vorher angekündigt habe, seinem Leben im Falle einer Verhaftung selber ein Ende zu setzen, um unter Folter nicht zum Verräter zu werden.

„Der Stolperstein“, so Peter Lind, „ist aber nicht nur für John Sieg. Er ist auch stolperstein-verlegung john sieg, gunter demnig, neukölln, jean-theo jost,peter lind eisenbahnergewerkschaftstellvertretend eine Erinnerung an die 450 bis 500 anderen Eisenbahner, die sich aktiv gegen das Nazi- Regime wehrten.“

Nachdem der Schauspieler Jean- Theo Jost zwei Artikel von John Sieg vorgetragen hatte, die in „Die innere Front“ erschienen waren, machte sich Gunter Demnig in den Reuterkiez auf. Dort liegen nun die Neuköllner Stol- persteine 121 – 123 für Martin Alexander (Pflügerstraße 1) sowie Luise Hartnack und Walter Radüe, die in der Lenaustraße 6 lebten.

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