Es ist ein wunderbarer sonniger Herbst- tag. Wie in längst vergangenen Tagen gelangt man über das General Aviation Terminal (GAT) aufs Tempelhofer Feld.
Der Blick fällt zuerst auf den „Troop Car- rier“ mit der Nummer 5557, dann allerdings auf sieben Bomben- attrappen und eine kleine Menschengruppe vor dem Transparent mit der Aufschrift
„Pyro- World – Europäische Fach- und Consu- mer Messe für Pyrotechnik“: Der Mes- severanstalter hat zur Pressekonferenz auf dem ehemaligen Flughafen Tempel- hof geladen.
Wie von Pyro-World-Chef Christian Dett- mer, einem staatlich geprüften Feuer- werker, sowie Thomas Wagner und Udo Neumann von der Bavaria Fireworks zu erfahren ist, können sich Feuerwerksfans freuen, denn am zweiten November-Wochenende findet erstmals eine Messe zur Pyrotechnik hier auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Tempelhof statt. Aussteller aus aller Welt werden im Hangar 5 und auf dem Vorfeld ihre Feuerwerksprodukte präsentieren. Wohlgemerkt, hier geht es nicht um Sil- vesterböller und -raketen, sondern um hochkarätige Pyrotechnik mit Insider-News im Trade-Bereich. Dazu wird es allgemein verständliche Informationen für die Öffentlichkeit geben, die sich für Feuerwerke und insbesondere den sicheren Umgang mit pyrotechnischen Artikeln interessiert. Begleitet wird die Messe von täglich bis zu vier Feuerwerk-Shows, die nicht nur auf dem Tempelhofer Feld und bis nach Neukölln, sondern weit über die Stadt zu sehen sein werden.
Als Highlight konnte die international renommierte Vulcan International Pyrotechnics Ltd. für eine Eröffnungs-Feuerwerks-Show der Superlative gewonnen werden. Krönender Abschluss wird eine große Party mit musikalischen Live-Acts und einem Rekordversuch sein: Die Bavaria Fireworks will die größte jemals in Europa geschossene Kugelbombe 600 oder besser noch 800 Meter hoch in den Himmel katapultieren. Einen Durchmesser von 96 bis 97 Zentimetern und ein Gewicht von mindestens 350 Kilogramm wird sie haben.
Von Udo Neumann, der am Tag des Rekordversuchs seinen 50. Geburtstag feiern wird, erfahre ich weitere Einzel- heiten. Die “Abschussrampe” wird ein Mörser, aus Glasfaser verstärktem Kunststoff (GFK) sein. Der muss – wie die Bombe selbst – erst noch ange- fertigt werden. Die Profi-Feuerwerker mutmaßen, dass er circa 2 Meter lang sein wird, die Wanddicke wird min- destens 12 Zentimeter betragen, sein Innendurchmesser 1.000 Millimeter, also etwas größer als die Bombe sein. Dieses Etwas trägt wesentlich zum Gelingen des Versuchs bei. Ist der Ringspalt zu klein, könnte die Hülle der Bombe, die aus Pappmaché besteht, Schaden nehmen, ist er zu groß, wird die gewünschte Höhe nicht erreicht. Der GFK-Mörser wird ein Gewicht haben, das nur noch mit einem Kran zu bewältigen ist; von dem wird er dann in ganzer Länge ins Erdreich versenkt.
Die Bombe selbst muss so konstruiert sein, dass sie zum Einen so leicht wie möglich ist, um die optimale Höhe zu erreichen, zum Anderen so stabil sein, das gesamte „Innenleben“ zusammenzuhalten. Das wiederum besteht aus einer Vielzahl von Einzelbomben. Demzufolge bedarf es dreier exakt aufeinander abgestimmter Zündungen: Die erste wird die Beschleunigung der Gesamtkugel bewirken, die zweite die Einzelkugeln auseinandertreiben und die dritte schließlich dann die eigentlichen Effekte bewirken. Der Wirkungsdurchmesser soll rund 500 Meter be- tragen. Das hat es in Europa noch nicht gegeben.
Auf die Frage, was dieser Versuch kosten wird, werden Zahlen genannt, die bis zu 50.000 Euro reichen. Man mag zu solchen Experi- menten stehen, wie man will – wer die Begeiste- rung von Thomas Wagner, Christian Dettmer und Udo Neumann (v. l. n. r.) erlebt hat, kommt nicht umhin, selbst zumindest ein we- nig neugierig gemacht worden zu sein.
=kiezkieker=
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