B wie Buschkowsky … oder Büge

daa neukölln hoffestUm die Chancen für Bildung und Arbeit in Berlin und Neukölln sollte es kürzlich bei einer Podiumsdiskus- sion gehen, die im Rahmen eines Hoffests anlässlich des fünfjahrigen Bestehens der Deutsche Angestellten-Akademie (DAA) in Neukölln stattfand. Außer Gastgeber und Institutsleiter Markus Metke und Moderator Micha- el Strauß nahmen Sebastian Schlüsselburg (Die Linke), Franziska podiumsdiskussion, 5 jahre daa neuköllnEich- städt-Bohlig (MdA, Bünd- nis 90/Die Grünen), Mie- ke Senftleben (MdA, FDP), Neuköllns Schul- stadträtin Franziska Giffey (SPD) und Michael Büge (CDU), der Neuköllner Stadtrat für die Bereiche Sozia- les, Wohnen und Umwelt, im Schatten unter dem Dach der kleinen Bühne Platz. Letzterer jedoch weniger als Repräsentant des ak- tuellen Amts, sondern vor allem als Kandidat für den Posten des Bezirksbür- germeisters. Das stellte Michael Büge gleich bei der Vorstellung klar: „Ja“, sagte der 45-jährige Linkshänder, „ich würde gerne Buschkowsky ablösen!“ Wie ernst ihm podiumsdiskussion daa neukölln, sebastian schlüsselburg, franziska eichstädt-bohlig, franziska giffeydas ist, bekam besonders Franziska Giffey (r.) zu spüren.

Stichwort: Kitapflicht. Die sei das einzige Mittel, betonte sie und stieß damit ins Horn des amtierenden Be- zirksbürgermeisters, um eine früh- kindliche Förderung zu erreichen und zu verhindern, dass Kinder bereits mit erheblichen Sprachstands- und Ent- wicklungsdefiziten eingeschult wer- den. Eine konkrete Antwort auf Fran- ziska Eichstädt-Bohligs (M.) Nachfrage, wie die Kitapflicht-Forderung angesichts jetzt schon fehlender Kitaplätze praktisch erfüllt werden soll, blieb Giffey freilich schuldig. Ein völlig anderes Lösungsmodell schwebt dagegen Michael Büge vor, der von einer Kitapflicht gar nichts hält: Die Eltern seien für die Förderung ihrer Kinder verant- wortlich und müssten dabei von entsprechenden Institutionen unterstützt und be- gleitet werden, die wiederum besser als jetzt mit den Schulen vernetzt sein müssen.

Stichwort: Integrierte Sekundarstufe. Die 12  Sekundarschulen in Neukölln würden sehr gut angenommen werden und eine gute Nachfrage verzeichnen, verteidigte Giffey das vor einem Jahr eingeführte zweigliedrige Schulsystem. „Was soll denn angenommen werden, wenn es keine Alternative dazu gibt?“, hakte Michael Büge nach. Im Schulbetrieb kranke es an allen Ecken und Enden, Unterrichtsausfall sei eher Regel als Ausnahme und der Übergang in den Beruf werde Jugendlichen durch eine schlechte Vorbereitung seitens der Schule erschwert. Mit einer viel eng- podiumsdiskussion daa neukölln, michael büge, mieke senftleben, markus metkemaschigeren Vernetzung zwischen Schulen und Wirtschaftsbetrieben könne das wesentlich besser laufen. Deshalb, so Büge (l.), müsse die dringend gefördert werden.

Stichwort: Arbeitslosenquote. „Sind die jetzigen Mittel wie ÖBS-, AGH– und MAE-Stellen zur Reduzierung der Ar- beitslosenquote in Berlin geeignet oder sind die nur Kosmetik für die Statistik?“, wandte sich Moderator Michael Strauß an die Diskutanten. „Unter Harald Wolf sind in der Stadt 112.000 sozialversicherungspflichtige Jobs entstanden“, lobte Sebastian Schlüsselburg zu- erst seinen Parteigenossen, den Berliner Wirtschaftssenator, und dann die Ein- führung des ÖBS: Der leiste sehr viel für die Infrastruktur und den sozialen Zusammenhalt in Berlin. Das sahen Mieke Senftleben und Franziska Eichstädt-Bohlig jedoch entschieden anders. Als Erfolg wollte erstere es nicht sehen, wenn ein 50 Million-Euro-Programm gerade mal 5.600 neue Arbeitsplätze schafft. „Der ÖBS finanziert den Arbeitsplatzabbau vor allem im soziokulturellen Bereich“, setzte Eichstädt-Bohlig nach. Die Kritik des diplomierten Kaufmanns Michael Büge zielte in erster Linie in Richtung der Abteilung Wirtschaftsförderung im Neuköllner Bezirksamt. Er untermauerte sie mit nur einem beispielhaften Gespräch, das er mit einem Neuköllner Geschäftsmann geführt hatte, machte jedoch keinen Hehl daraus, viele andere nennen zu können. Eine Unterstützung der Unternehmen vor Ort, so sein Fazit, sehe anders aus. „Mit mir als Bezirksbürgermeister“, kündigte Büge an, „wird es zwar weniger Talkshow-Auftritte, aber da- für mehr aktives politisches Handeln ge- ben.“

Was außerdem von ihm erwartet werden darf, verriet er mit einigen Schlagwörtern: Der Ansatz der Politik in und für Neukölln müsse ein anderer werden, das Positive im Bezirk eine stärkere Betonung bekom- men. Wichtig sei, die Nähe zu Migranten zu suchen und ihnen als Partner zu begeg- nen, damit ihre Potenziale noch intensiver genutzt werden können. Die durch die Entwicklung im Norden Neuköllns gebotenen Möglichkeiten müssen zum Wohle der Neuköllner bearbeitet werden. Zudem, so der Bürgermeisterkandidat, plädiere er unbedingt dafür, dass Akteure und Anwohner in die Gestaltung der Zukunft des Tempelhofer Feldes eingebunden werden.

Was Michael Büge in Neukölln gestalten darf, entscheiden die Wähler am 18. Sep- tember. Dass der Nachname des nächsten Neuköllner Bezirksbürgermeisters auch wieder mit B beginnt, ist höchstwahrscheinlich.

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