Wer im Norden Neuköllns wohnt, hat in letzter Zeit vielleicht nicht nur Post in Sachen Zensus 2011 und Berlin-Wahl bekommen, sondern womöglich außerdem einen vierseitigen Fragebogen von TOPOS Stadt- forschung, der im Auftrag der Senatsver- waltung für Stadtentwicklung entstand.
Befragung Nord-Neukölln 2011 steht in Fett- druck auf dem, und im Anschreiben erfährt der Adressat, dass er einer von rund 9.000 Haus- halten ist, die „durch eine Zufallsstichprobe ausgewählt“ wurden. In Neukölln habe es in den vergangenen Jahren viele Veränderungen und einen verstärkten Zuzug gegeben, Pro- bleme wie z. B. Arbeitslosigkeit seien jedoch nach wie vor nicht beseitigt. Auswirkungen auf die Bezahlbarkeit von Wohnungen könnten Folgen der Entwicklung sein. Deshalb wolle man nun per Fragebogen die Sozialstruktur und gesellschaftlichen Veränderungen so- wie die Meinungen zum Wohngebiet und dessen Entwicklung ermitteln, um möglicherweise entstandene Probleme oder Verbesserungen analysieren zu können.
Funktionieren soll das durch Fragen zur Wohnung, Fragen zur Nachbarschaft und zum Gebiet und Fragen zum Haushalt. Jeweils sechs sind es bei den ersten beiden Themenkomplexen. In welcher Straße liegt die Wohnung, wie groß ist sie und wie ausgestattet? Wie hoch ist die Miete und wurde die in den letzten drei Jahren erhöht? All das ist von Interesse. Ebenso: Welche Qualität und Intensität haben die nachbarschaftlichen Kontakte? Was fehlt und was stört im Kiez? Welche Ver- besserungsvorschläge sind nach eigenem Dafürhalten die dringlichsten? Bei einigen Fragen müssen nur Kreuze ge- setzt werden, bei anderen sind Text- felder auszufüllen.
Das Prozedere setzt sich auf den letzten beiden Seiten fort, auf denen sich alles um den eigenen Haushalt und dessen Ange- hörige dreht, 19 Fragen lang. Geschlecht, Geburtsjahr, berufliche Stellung, höchster Abschluss der Berufsausbildung und wann dieser absolviert wurde, aktuelle Tätigkeiten der Haushaltsmitglieder: Nichts, was nicht unerforscht bleiben soll. Gehören zum Haushalt ein oder gleich mehrere Autos? Wird Wohngeld bezogen? Wie hoch ist das Haushalts- nettoeinkommen? Welche Nationalitäten wohnen zusammen und welche Spra- chen werden in den eigenen vier Wänden gesprochen? Hat ein Haushaltsmitglied die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen? Trägt man sich mit vagen Umzugsgedanken oder haben die womöglich schon konkretere Formen?
Ein Dank für die Mitarbeit beschließt die Erforschung der Nord-Neuköllner. Die Angabe des Namens sei nicht vorgesehen, teilt der Begleitbrief mit, und die Ant- worten würden selbstverständlich anonym ausgewertet werden. Außerdem wird darauf hingewiesen, dass die Teilnahme an der Umfrage freiwillig ist. Aber die Angeschriebenen erfahren auch: „Senden Sie den Fragebogen bitte auf jeden Fall zurück, auch wenn Sie ihn nicht ganz vollständig ausgefüllt haben.“ Ein Freiumschlag liegt dafür natürlich bei.
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