Autofahrer hatten es gestern nicht leicht in Neukölln: Die Karl-Marx-Straße stadt- auswärts vom Hermannplatz bis zur Fuldastraße gesperrt, die Hermannstraße stadteinwärts auf dem Abschnitt zwischen Flughafenstraße und Hermannplatz dicht, und auf der Flughafenstraße gab es für Motorisierte ebenfalls kein Durchkommen. Grund dafür war aber kein Großeinsatz der Berliner Feuerwehr oder Polizei, sondern das Revival des Rollbergrennens.
2004 hatte der Klassiker für Radrennfahrer zuletzt stattgefunden. „Da lebte mein Mann noch“, sagt die 82-Jährige, die seit fast 40 Jahren in der Flughafenstraße wohnt. Ihr Wohnzimmerfenster steht weit offen, die Blumentöpfe sind von der Fensterbank ge- räumt, auf der nun ein dickes Kissen liegt. Als Hubert noch war, hätten sie die Rennen immer zusammen von hier aus verfolgt, erinnert sich die Frau. Eine ziemlich brenzlige Ecke sei die Kreuzung vor der Haustür gewesen. Mit vollem Karacho seien die Fahrer vom holperigen Kopfsteinpflaster der abschüssigen Mainzer Straße in die notdürftig geflickte Flug- hafenstraße eingebogen.
Statt einer gefährlichen Kurve hatte die radsportbegeisterte Rentnerin gestern von ihrem Logenplatz aus den Start-/Zielbereich im Blick. Denn bei der Neuauflage des Traditionsrennens gab es eine geänderte Streckenführung. Nach einem
kurzen Anstieg bis zur Kreuzung Hermann- straße ging es rechts rasant bergab bis zum Hermannplatz, auf der Karl-Marx-Straße bis zu den Neukölln Arcaden und
dort wieder die Flug- hafenstraße hinauf. Ein Rundkurs von 2,1 Kilometern, der – im Gegensatz zu
früher – zur Freude der Sportler ausschließlich über asphaltierte Stra- ßen führte und trotz zeitweiligen Regens gute Zeiten ermöglichte. Nicht mal drei Minuten
brauchten die Fahrer vom Spitzenfeld des Hauptrennens, das über 105 Kilometer ging, für die
Runde. Die schnells- ten U15-Schüler und U17-Jugendlichen wa- ren nur unwesentlich langsamer, hatten je- doch auch nur sieben bzw. 15 Runden zu absolvieren.
„In der Zeit, in der die ’ne ganze Runde fahren, bin ich gerade die Flughafenstraße hoch“, sagt eine Frau schmunzelnd und treibt die Führenden vom Straßenrand aus klatschend an. Viele sind es nicht, die wie sie das von der NRVg. Luisenstadt organisierte 55. Rollbergrennen live miterleben wollen. „Schade für die Sportler“, findet die Mittfünfzigerin. Wenn es im nächsten Jahr eine 56. Auflage geben sollte, meint sie, müsse unbedingt vorher mehr Reklame dafür gemacht werden: „Die war diesmal ja wirklich sehr mager.“
=ensa=
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Filed under: berlin, neukölln | Tagged: 55. rollbergrennen, neukölln, neuköllner rennfahrer vereinigung (nrvg.) luisenstadt 1910 |
So wenig Zuschauer waren für mein Geschmack garnicht an der Strecke, es hat sich auf rund 2,1km halt sehr gestreut.
Auch das mit der Werbung sehe ich angesichts der Werbeplakate in den Neukölln Arcaden und auf der Strecke nicht allzu kritisch – ich kann mir vorstellen, dass es für einen Vereien, vorallem im Radsport, schwer ist kostengünstig Werbung zu machen.
Ich habe gehört es sollen sehr großzügige Preisgelder gegeben haben, eventuell wurde die Öffentlichkeitsarbeit als zu großer Ausgabe-Faktor gesehen?!
Ein Radrennen ist sicherlich nicht ganz Kostengünstig und obendrein garantiert ein Haufen Arbeit.
Ich selber habe mir auch einige Rennen gestern angeschaut und ziehe den Hut, dass eine solch große Veranstaltung wieder ins Leben gerufen wurde, trotz der Pause in den vergangenen Jahren.
Als Radsport-Freund sehe ich dort in eine positive Zukunft und bin optimistisch, was den Deutschen und vorallem dem Berliner Radsport angeht.
Weiterso
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