„Wenn Buschkowsky hier wohnen würde, wären die längst fertig“, ist der Rentner überzeugt. Mit „hier“ meint er die Lahnstraße und mit „die“ die Bauarbeiten. Seit nun- mehr 1 1/2 Jahren gleicht die Verbin- dung zwischen der Neuköllnischen Allee und der Karl-Marx-Straße einem Ausstellungsgelände für Absperr- schranken, Signalleuchten, Sicher- heitsbaken und Baumaschinen. „Na- türlich“, sagt der Mann, der seit fast 30 Jahren an der Lahnstraße lebt, „musste mal was gemacht werden. Die Straße und die Bürgersteige wa- ren ja in einem fürchterlichen Zu- stand. Aber dass das so lange dauert, ist wirklich eine Frechheit.“
Für andere Anlieger der Lahnstraße ist es mehr als das. „Die Bauarbeiten treiben uns alle in den Ruin“, befürchtet Ro- bert Berridge, der seinen Laden „Bri- tain in Neukölln“ im Haus mit der Nummer 85 hat. Umsatzeinbrüche von 50 Prozent, weiß er aus Gesprä- chen mit anderen Betroffenen, seien eher die Regel als die Ausnahme in den Geschäften entlang der Lahn- straße, die schon von der Schließung der JobCenter-Zweigstelle im letzten Jahr arg gebeutelt wurden. Das be- stätigt auch die Inhaberin vom „Copy-Center Neukölln“. Parallel zum Kundenrückgang hat sie ein zusätzliches Problem: „Unseren empfindlichen Geräten setzt der Bau-
schutt- und Sandstaub enorm zu.“ Der sei immer da – im Gegensatz zu Arbeitern, die das Ende der Bauzeit vorantreiben. „Die tun mal einen Tag lang was und dann wieder drei Tage nichts“, so ihre Beobachtungen. Weshalb nicht zügig durchgearbeitet wird, ist ihr völlig unver- ständlich, Erklärungen und Informationen von offizieller Seite gäbe es nicht. Ihre Geduld ver- ringert sich in dem Maß, in dem sich die Exis- tenzangst vergrößert. Die Fähigkeit zu Empathie ist der Frau dennoch nicht abhanden gekom- men: „Glücklicherweise musste noch nie der Strom abgestellt werden. Beim Wasser kommt das schon ab und zu mal vor, und das bringt für die Leute vom Imbiss nebenan jedes Mal große Probleme mit sich.“ Da gehe es um mehr als darum, dass es dann eben für ein paar Stunden keinen frischen Kaffee gibt und die Klospülung nicht funktioniert.
„Das Ende der Straßenbauarbeiten in der Lahnstraße ist für Ende 2011 geplant“, teilte Neuköllns Baustadtrat Thomas Blesing Anfang Mai in einer Presseinformation mit. Dann sollen die Straße und die Bürgersteige in einem ansehnlichen und funktionalen Zustand sein. Einige sind verhalten optimistisch, andere skeptisch, dass der Zeitplan funktioniert.
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