Oder: Lieber ein bisschen Sonne als nur Regen und Schatten.
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Oder: Lieber ein bisschen Sonne als nur Regen und Schatten.
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Sie sei im Kindl Boulevard gewesen und habe dort ans FACETTEN-Magazin denken müssen, teilte uns gestern eine Leserin mit. Super Motive für Fotos gebe
es dort, schrieb sie weiter und beschrieb dann bildhaft die Situation, die sie in der Einkaufspassage an der Neuköllner Hermannstraße vorgefunden hatte: „Durch den ganzen langen Gang hat es geregnet, Eimer ohne Ende, mit Hinweisschildern auf „Rutschgefahr!“. Da nicht alle tropfenden Stellen mit einem Eimer versehen werden können (zu viele, kein Platz mehr zum Treten), empfiehlt sich auch Weiterlesen
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An den Protesten vieler Anwohner liegt es nicht, dass sich heute ihr Wunsch nach einem markt-
freien Sonnabend erfüllt. Das von ih- nen angestreng- te juristische Ver- fahren gegen den Neuköllner Stoff– Markt am Maybachufer läuft noch. Wesentlich rigo- roser ging da das aktuell über Berlin wabernde Tiefdruckgebiet Quentin vor: Aufgrund der Wetter- lage werde der Markt an diesem letzten Juli- Samstag nicht stattfinden, erfuhren Händler wie die Cremetörtchen-Manufaktur „Ben und Bellchen“ ges- tern Abend von der Marktverwaltung Perske. Was sie mit den frisch und eigens für den heutigen Neuköllner Markt angefertigten Leckereien machen sollen, erfuhren sie nicht.
=ensa=
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Straßen ohne Bauarbeiten sind in Neukölln derzeit Mangelware. Genauso selten trifft man auf Straßenzüge, in denen kein einziges Haus eingerüstet ist. Viele empfinden es zweifellos als Ärgernis, nun temporär hinter Metallstangen, Laufstegen und Planen wohnen zu müssen. Andere Neuköllner hingegen wissen die Fassadengerüste vor allem an den Wochenenden durchaus zu schätzen und nutzen die zusätzlichen Stellflächen für unterschiedlichste Bedürfnisse – bis hin zum Ersatz-Balkon.
=ensa=
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Nun ist es offiziell: Am kommenden Dienstag wird das Café Selig wiedereröffnet. „Um 10 Uhr“, sagt Memis Vurulkan, der zusammen mit einer Geschäftspartnerin die Lokalität neben der Genezareth-Kirche am Herrfurthplatz übernom- men hat.
Die Wände sind nun in einem freundlich-warmen Terracotta- Ton gestrichen. Auch beim Interieur und Ambiente des licht- durchfluteten, groß- zügigen Raumes wird alles auf einen Neuanfang hindeuten – wenn die letzten Arbeiten und das Feintuning erledigt sind: „Da ist noch einiges zu tun, bis alles so ist, wie wir es uns vorstellen.“ Die Rahmenbedingungen sollen stimmen, wenn das auf der Achse zwischen Tem- pelhofer Feld und Hermannstraße liegende Café nach einem Pächterwechsel (wir berichteten) und dreimonatiger Pause wieder Gäste empfängt.
Innerhalb dieses Rahmens will der erfahrene Gastronom Memis Vurulkan viel Platz für die Wünsche der Kunden lassen und auf Flexibilität setzen. Ein starres Konzept gibt es nicht. Eine kleine Mittagstischkarte schwebe ihm vor, sagt er, vorwiegend regionale Produkte sollen verarbeitet werden und Öffnungszeiten von 10 bis 22 Uhr seien angedacht. Sollte die Praxis jedoch zeigen, dass ersteres nicht goutiert wird und letzteres nicht zu den Bedürfnissen der Gäste passt, werde er darauf reagieren. „Aber“, räumt er ein, „ein Tagescafé soll das Selig schon bleiben.“
Rauchfrei definitiv auch. Wer zum Bier, das die Neupächter von der Privatbrauerei am Rollberg beziehen werden, eine Zigarette mag, muss das draußen auf der Terrasse trinken. „Wir hoffen natürlich sehr, dass der August und der Herbst besseres Wetter bringen“, sagt Memis Vurulkan. Das würde bestimmt auch dem Olivenbaum gefallen, der den neuen mediterranen Stil des Café Selig auch in den Kiez sichtbar macht.
=ensa=
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„Wenn Buschkowsky hier wohnen würde, wären die längst fertig“, ist der Rentner überzeugt. Mit „hier“ meint er die Lahnstraße und mit „die“ die Bauarbeiten. Seit nun- mehr 1 1/2 Jahren gleicht die Verbin- dung zwischen der Neuköllnischen Allee und der Karl-Marx-Straße einem Ausstellungsgelände für Absperr- schranken, Signalleuchten, Sicher- heitsbaken und Baumaschinen. „Na- türlich“, sagt der Mann, der seit fast 30 Jahren an der Lahnstraße lebt, „musste mal was gemacht werden. Die Straße und die Bürgersteige wa- ren ja in einem fürchterlichen Zu- stand. Aber dass das so lange dauert, ist wirklich eine Frechheit.“
Für andere Anlieger der Lahnstraße ist es mehr als das. „Die Bauarbeiten treiben uns alle in den Ruin“, befürchtet Ro- bert Berridge, der seinen Laden „Bri- tain in Neukölln“ im Haus mit der Nummer 85 hat. Umsatzeinbrüche von 50 Prozent, weiß er aus Gesprä- chen mit anderen Betroffenen, seien eher die Regel als die Ausnahme in den Geschäften entlang der Lahn- straße, die schon von der Schließung der JobCenter-Zweigstelle im letzten Jahr arg gebeutelt wurden. Das be- stätigt auch die Inhaberin vom „Copy-Center Neukölln“. Parallel zum Kundenrückgang hat sie ein zusätzliches Problem: „Unseren empfindlichen Geräten setzt der Bau-
schutt- und Sandstaub enorm zu.“ Der sei immer da – im Gegensatz zu Arbeitern, die das Ende der Bauzeit vorantreiben. „Die tun mal einen Tag lang was und dann wieder drei Tage nichts“, so ihre Beobachtungen. Weshalb nicht zügig durchgearbeitet wird, ist ihr völlig unver- ständlich, Erklärungen und Informationen von offizieller Seite gäbe es nicht. Ihre Geduld ver- ringert sich in dem Maß, in dem sich die Exis- tenzangst vergrößert. Die Fähigkeit zu Empathie ist der Frau dennoch nicht abhanden gekom- men: „Glücklicherweise musste noch nie der Strom abgestellt werden. Beim Wasser kommt das schon ab und zu mal vor, und das bringt für die Leute vom Imbiss nebenan jedes Mal große Probleme mit sich.“ Da gehe es um mehr als darum, dass es dann eben für ein paar Stunden keinen frischen Kaffee gibt und die Klospülung nicht funktioniert.
„Das Ende der Straßenbauarbeiten in der Lahnstraße ist für Ende 2011 geplant“, teilte Neuköllns Baustadtrat Thomas Blesing Anfang Mai in einer Presseinformation mit. Dann sollen die Straße und die Bürgersteige in einem ansehnlichen und funktionalen Zustand sein. Einige sind verhalten optimistisch, andere skeptisch, dass der Zeitplan funktioniert.
=ensa=
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Dem Schillerpalais geht’s miserabel. Die 2002 an der Neuköllner Schiller- promenade eröffnete Galerie sei akut von der Schließung bedroht nachdem Mitarbeiterstellen und Regiegelder ge- strichen wurden, teilte der Trägerverein kürzlich mit. Eine zweiwöchige Bene- fizveranstaltung, bei der Exponate ver- steigert werden, solle nun helfen, das Aus abzuwenden und eine Umstruktu- rierung von der Galerie zum Showroom mit Kunst-Shop-Charakter einzuläuten. Letzten Freitag wurde begonnen das neue Konzept in die Tat umzusetzen.
Dessen Alltagstauglichkeit erweist sich jedoch bereits jetzt – oder: noch? – als sehr fragwürdig. Gestern Nachmittag: Der Mann, der in der heißen Phase der Rettung des Schillerpalais die Galerie-Aufsicht hat, würdigt eintretende Besucher keines Blickes. Mit einem Kopfhörer auf den Ohren und einem so unsichtbaren wie unübersehbaren „Nicht stören!“-Schriftzug auf der Stirn starrt er auf den Monitor, der vor ihm auf dem Schreibtisch steht. Die an ihn gerichtete Begrüßung bleibt unerwidert.
An den Wänden hängen die Werke der Künstler, die zum Erhalt der Kultureinrichtung beitragen wollen: groß- und kleinformatige Bilder verschiedenster Stilrichtungen, Ob-
jekte und Collagen. Alle sind nummeriert und sollen versteigert werden; ein Teil des Erlöses geht an die Künstler, der andere ans Schillerpalais. Auf dem Tisch im hinteren Bereich des Ausstellungs- raumes steht eine Auktionsbox. Zettel, auf denen Gebote abgegeben werden können, liegen bereit. Am 5. August, erfährt man, werde das höchste Ge- bot pro Werk ermittelt, wer es ab- geben hat, erhalte den Zuschlag und bekomme eine Benachrichtigung. „Mit Ihrem Gebot unterstützen Sie unseren Kunstraum“, informieren die Auktionsscheine weiter und weisen zugleich auf Bedingungen hin, mit denen man sich einverstanden erkläre. Sie liegen nicht aus.
Das wisse er nicht, er sei ganz neu hier und außer ihm sei niemand da, antwortet der Mann am Schreibtisch bräsig auf die Frage, was denn in den Bedingungen stehe. Ebenso unbekannt scheint ihm seine Rolle bei der Rettung des Schillerpalais zu sein. Statt durch rudimentäre Freundlichkeit und Auskunftsbereitschaft zu Solidarität zu motivieren, zwingt er förmlich zur Beschäftigung mit äußerst konträren Fragen:
Wie soll der angepeilte Kunstverkauf mit enthusiastischen Mitarbeitern wie diesem funktionieren? Ist die Präsenz des Schillerpalais e. V. durch kostenträchtige Galerie- räume und personell abzudeckende Öffnungszeiten wirklich ein Muss? Lohnt es sich, sich ausgerechnet für dessen Erhalt zu engagieren? Insbesondere vor dem Hintergrund, dass es auch um die weitere Existenz anderer Neuköllner Kulturbetriebe nicht wesentlich besser bestellt ist.
=ensa=
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Wenn jemand, der in Neukölln lebt, die Befürchtung äußert, dass ihm bald die Decke auf den Kopf fallen wird, dann muss das nicht unbedingt metaphorisch gemeint sein. Manchmal droht diese Gefahr auch ganz real.
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Passt, wackelt und hat Luft – zumindest nach Norden, Süden und oben. Damit, dass die Entfaltungsmöglichkeiten in andere Richtungen sehr beschränkt sind, scheint dieser grüne Neuköllner sich abgefunden zu haben.
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Er macht sich ausge- sprochen rar und ist insofern dem diesjäh- rigen Berliner Sommer verblüffend ähnlich. Nass ist er außerdem – noch eine Gemein- samkeit also.
Doch sonderlich sym- pathisch dürfte die aktuelle Ausgabe der Jahreszeit zwischen Frühling und Herbst dem Wassergeist vom Körnerpark trotzdem nicht sein. Denn um sich überhaupt zeigen zu können, braucht er Sonne, weil der Bezirk Neukölln natürlich kein Geld für Kunstlicht hat. Würde der Wasser- geist samt seines Brunnens nach Britz umziehen, wo in genau sechs Wochen neben dem Museum Neukölln das Kulturzentrum Gutshof Britz eröffnet werden soll, sähe die Sache höchst- wahrscheinlich ganz anders aus.
=ensa=
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Wirklich erwünscht ist er nicht. Aber das hält die Neuköllner nicht davon ab, ihn gastfreundlich zu empfangen. Auf den Bänken, die in Grünanlagen und auf Bür- gersteigen stehen, darf er sich so richtig breit machen. Sogar für den Fall, dass Herr
Regen mal eine rauchen will, ist vorgesorgt. Wenn der aber dachte, dass das Alkoholverbot auf dieser Bank durch das Verwässern des handgeschriebenen Schildes aufgehoben ist, dann hat er sich gründlich getäuscht. Zu wohl soll er sich ja auch nicht fühlen.
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Eigentlich sollte Helga Schneider schon vor einigen Wochen mit der Verdienst- medaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet werden. „Das hab ich aber erst ’ne halbe Stunde vor dem Termin erfahren und das war mir dann doch ein bisschen zu kurzfristig“, sagt die 72-Jährige. Amüsiert erzählt sie von den Irrungen und Wirrungen, die durch ihren Umzug innerhalb Berlins ob der fehlenden Koordination zwischen den gelben und grünen Briefzustellern ent- standen waren: „Mein Nachsendeantrag funktionierte zwar bei der Post einwandfrei, aber von dem wusste die PIN AG nichts, die die ganzen Schreiben vom Senat immer weiter lustig in meinen alten Briefkasten stopfte.“ Bis sich eine ehemalige Nachbarin der Sache annahm. „Das sieht alles so offiziell aus. Du kriegst bestimmt ’nen Orden“, habe die Frau geunkt, bevor sie auf Helga Schneiders Anweisung die Ku- verts öffnete und ihr telefonisch mitteilte, dass der Spaß Ernst sei und die Zeremonie bereits in einer halben Stunde beginnen solle. Die Neuköllnerin ließ den Termin verstreichen, setzte sich dann aber am nächsten Tag mit der Senatsver- waltung in Verbindung.
„Denen hab ich erstmal gesagt, dass ich es maßlos übertrieben finde, dass ich die- se Auszeichnung für mein ehrenamtliches Engagement bekommen soll, weil es viele gibt, die genauso viel oder noch mehr leisten“, erinnert sich Helga Schneider. Seit vielen Jahren ist die pensionierte Krankenschwester für das Berliner Herz, die Bürgerstiftung Neukölln und das Ricam-Hospiz tätig.
Ersteres, ein ambulantes Kinderhospiz, sei eine absolute Herzensangelegenheit und die ehrenamtliche Aufgabe, die ihr mit Abstand am wichtigsten ist: „Man kriegt da so viel zurück, wenn man sich auch nur stundenweise um schwerstkranke Kinder kümmert und den Eltern und Geschwistern dadurch die Möglichkeit schenkt, zu- mindest sporadisch ein Stück ganz normales Leben zu haben.“ Momentan kommt eine Familie im Norden Berlins jeden Dienstag in diesen Genuss. Im Ricam-Hospiz sind es vorwiegend die Pflanzen, die von Helga Schneiders Lebenselixier, Gutes tun zu wollen, profitieren. Zweimal wöchentlich wird sie dort als Blumenfee aktiv und sorgt dafür, dass die botanische Pracht, die viel zur Atmosphäre des Hauses beiträgt, wächst und gedeiht. Indes ist ihr Engagement bei der Bürgerstiftung Neukölln vor allem Spaß und Entspannung in eigener Sache: Sie helfe da beim Trödelstand mit und mache was fürs Büffet, wenn Feste sind.
„Was soll ich denn sonst tun? Ausm Fenster gucken? Oder Kreuzfahrten machen?“, fragt Helga Schneider. „Was Langweiligeres gibt’s doch gar nicht.“ Außerdem seien weite Reisen ohnehin kein Thema mehr für sie. „Die hab ich früher gemacht, vor vier Jahren die letzte. Heute kann ich in meinem Wohnwagen im Spreewald am besten auftanken.“ Sie klingt dabei wie eine, die mit ihrem Leben einfach zufrieden ist und das Glück, dass es ihr gut geht, tag- täglich lebt.
Seit gestern darf sich Helga Schneider „Trägerin der Bun- desverdienstmedaille“ nennen. Senatorin Carola Bluhm verlieh ihr die Auszeichnung im Namen von Bundespräsident Christian Wulff – nebst einer Urkunde. „Und einer Gebrauchsanleitung, in der genau steht, wie sie zu tragen ist“, erzählt sie lachend. Für Damen gelte, dass die Medaille bei öffentlichen Anlässen genau eine Handbreit unter dem Schlüsselbein auf der linken Seite anzubringen sei. „Ich finde die Auszeichnung zwar immer noch maßlos übertrieben“, sagt Helga Schneider, „habe sie aber angenommen – für alle, die namenlos und ungeehrt ehrenamtlich aktiv sind.“
=ensa=
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(Fortsetzung) Ein Umfeld, in dem sich auch Gabriele Prellwitz mit der Ladenwerkstatt ihres Strickdesign-Labels anyonion wohlfühlen könnte – theoretisch. Praktisch würde im Schokofabrik-Hof aber die Laufkundschaft gehörig fehlen. Insofern war die Ansiedlung des Geschäfts in der Bürknerstraße eindeutig die bessere Wahl. „Seit einiger Zeit kommen auch immer mehr Laufkunden in den Laden“, sagt die Mitarbeiterin als alle Fragen zur 3,5 Tonnen schweren Strickmaschine beantwortet sind, auf der alle Teile der Kollektion sowie Accessoires hergestellt wer- den: „Wir merken also durchaus, dass sich im Kiez etwas zum Positiven verändert.“
Reinhold Steinle lenkt die Blicke auf die Fassaden der Häuser auf der gegenüber liegenden Seite der Bürk- nerstraße. Die Gebäude seien alle nach 1912, ergo: nach der Umbenen- nung Rixdorfs zu Neukölln, errichtet worden – mit geräumigen, repräsen- tativen Wohnungen. Analog zur Schil- lerpromenade sollte hier eine Ge- gend für das Bürgertum entstehen. Das sähe man auch an den teils aufwändig verzierten Haustüren, merkt ein Mann aus der Gruppe an. „Architekten“, weiß er, „haben damals oft Türen extra für die von ihnen konstruierten Häuser ent- worfen.“ Eine Information, die auch dem Stadtführer bisher unbekannt war. Er bedankt sich dafür und kündigt an, bei künftigen Touren darauf hinzuweisen. So wie darauf, dass schräg gegenüber des Ladens von Gabriele Prellwitz früher der Geschäftsführer der Karstadt-Filiale am Hermannplatz wohnte.
Weiter geht’s zur Kreuzung Bürkner-/Hobrechtstraße, wo Steinle an James Hobrecht, den Erfinder und Konstrukteur der Berliner Kanalisation erinnert. Am 13. August 1873 wurde mit dem Bau des Abwassernetzes für die Stadt begonnen; im heutigen Reuterkiez herrschten noch Wiesen und Felder vor.
Heute sind Grünflächen auf dem etwa 70 Hektar großen Gebiet rar. Eine, die erst 1999 dazu kam, liegt zwischen Hobrecht- und Friedelstraße. Reinhold Steinle zieht einen Schlüssel aus seiner braunen Ak- tentasche. Wer den nicht hat, muss sich mit einem Blick durch die Bullaugen in den Toren begnügen. Früher habe auf dem Gelände eine Papierwarenfabrik gestanden, erzählt Steinle. Nun heißt das Areal Kids‘ Garden und bietet den im Kiez lebenden Familien zumindest ein wenig Grün. „Hundekackefrei“, wie Steinle betont. Der große Sandspiel- platz ist bei Kleinkindern heiß begehrt, für Größere gibt es Rasenflächen zum Austoben. Nahe dem Tor zur Friedelstraße wurden Beete angelegt, auf denen Blumen, Kräuter und Nutzpflanzen gedeihen. „Jede Kita“, erzählt Reinhold Steinle, „hat hier ihr eigenes Beet, das nach dem Geschmack der Kin- der bepflanzt werden kann.“ Wie lange ihnen dieses kleine Paradies noch bleibt, ist unklar. „Das ist ein ständiges nerviges Hin und Her wie bei so vielen Projekten“, kritisiert eine Mutter, die sich mit anderen dort regelmäßig trifft. Der aktuelle Stand sei, dass der Nutzungsvertrag bis
zum Frühjahr nächsten Jahres verlängert wurde.
Der „Hüttenpalast“ ist die letzte Entdeckung im Reuterkiez, die Reinhold Steinle bei dieser Tour präsentiert. In zwei ehemaligen Fabrikhallen in der Hobrecht- straße haben sich Silke Loren- zen und Sarah Vollmer einen Traum erfüllt: Alle aus der Grup- pe haben sich dessen Umset- zung schon im Fernsehen ange- guckt, nun stehen sie zum ersten Mal selber staunend in der ehemaligen Staubsaugerfabrik, die durch ein innovatives Raum-in-Raum-Konzept zu einer Mischung aus Campingplatz, Ferienhaus-An- lage und Bed & Breakfast-Pen- sion für 12 Per- sonen wurde. Ein Schlafplatz mehr hätte die behördliche Ge- nehmigung des ungewöhnlichen Übernachtungsbetriebs sehr viel komplizierter gemacht. Doch auch so sei eine gute Portion Überraschungseffekt und Überrumpelungs- taktik im Spiel gewesen: Dass jemand ein paar alte Wohnwagen in eine Fabrikhalle stellen, zusätzlich einige Holzhütten aufbauen, daraus Doppelzimmer machen und alles Hotel nennen will, kommt schließlich nicht jeden Tag vor.
Nicht mal im angesagtesten Kiez Neuköllns. „Jede Woche“, sagt Reinhold Steinle, „macht hier irgendwo ein neues Geschäft auf.“ Einige Läden und Einrichtungen, die der Stadtteilführer noch vor Jahresfrist bei seinen Touren vorstellte, sind inzwischen nicht mehr da. „Die Gentrifizierung frisst ihre Kinder“, fasst Christina Both von der Café-Galerie „Klötze und Schinken“ den Wandel des Reuterkiezes zusammen, der erst zum Problem-Quartier abgestempelt war und nun Szene-Viertel ist – mit neuen Problemen. Über die will Reinhold Steinle eigentlich nicht gerne reden. Ihm geht es in erster Linie darum, die positiven Seiten des Bezirks zu zeigen. „Als ich vor drei Jahren unter diesem Motto meine Neukölln-Führungen begann“, erinnert er sich, „haben mich alle für verrückt gehalten.“ Auch das hat sich geändert.
Die nächste „Entdeckungen im Reuterkiez“-Tour mit Reinhold Steinle findet am kommenden Freitag (22.7.) statt. Der Kiezspaziergang, der dann von einem Kamera-Team begleitet wird, startet um 15 Uhr an der Café-Galerie Klötze und Schinken. Die Teilnahme kostet 10 €; telefonische Anmeldung unter 030 – 53 21 74 01 erwünscht.
=ensa=
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Die Mitte Berlins liegt in Neukölln, fand der Potsdamer Geograf Arnold Zenkert im Frühjahr letzten Jahres heraus. Das wird man im Bezirk Mitte höchstwahrscheinlich nicht gerne gehört haben. Doch inzwischen gibt es sehr deutliche Anzeichen dafür, dass der Sachverhalt akzeptiert und bereits einiges in die Wege geleitet wurde, Neukölln mit allem auszustatten, was zu einer repräsentativen Stadt- mitte gehört. Und die soll nicht etwa auf der Karl- Marx-Straße, sondern auf der Hermannstraße er- richtet werden.
Dort, wo Friedhöfe das Straßenbild prägen und momentan eine Bau- stelle die Magistrale zum Nadel- öhr verengt. Von „Bauarbeiten am U-Bahntunnel“ ist offiziell die Re- de, die Beschilderung der Stra- ßensperren macht jedoch aus dem wahren Grund für die Baumaßnahmen kein Geheimnis mehr und lüftet es nonchalant: Die Buchhandlung BerlinStory finde man nun nach 250 Metern in Richtung Brandenburger Tor, erfahren alle, die die U8 an der Station Leinestraße verlassen. Der entsprechende Pfeil zeigt in die Stadt- auswärtsrichtung der Hermannstraße.
Wo das Wahrzeichen Berlins seinen neuen Standort bekommen wird, lässt sich derzeit nur vermuten: Der momentan ziemlich schmucklose S- und U-Bahnhof Her- mannstraße böte sich an.
=ensa=
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Es ist Freitag, 16.50 Uhr. In der Pförtnerloge vom Rathaus Neukölln ist gerade Ablösung, und innerhalb der nächsten Minuten verlassen noch drei Bedienstete das Gebäude. Dann bleibt die Halle leer und ich sehe mich lediglich mit dem allegorischen Schmuckwerk an den Säulen konfrontiert.
Ich warte, denn ich habe ei- nen Besichtigungstermin: mit Alex, wie sich bald heraus- stellen wird. Er jobbt in seinen Ferien beim STADT- LEBEN e. V., und ermöglicht es damit, mittwochs und freitags, jeweils dreimal pro Tag im 30-Minuten-Takt den Neuköllner Rathausturm zu betreten. Offen, zugewandt und gut gelaunt nimmt er die 17 Uhr-Gruppe (das bin ich) in Empfang – aufwärts geht es.
Der Turm ist durch eingezogene Decken in Geschosse unterteilt, die hell gestrichen und gut beleuchtet sind und in denen die einmal in der Galerie im Körnerpark gelaufene Ausstellung über Rixdorfer und Neuköllner Bautätigkeit ihren Platz gefunden hat. Leider erlaubt es die Zeit nicht, sich in die Schrifttafeln zu vertiefen, aber quasi im Vorbeigehen bekomme ich mit, dass die in Kupfer getriebene Fortuna auf dem Dach des Turmes eine Schöpfung des Bild- hauers Josef Rauch ist.
Dann erreichen wir die offene Galerie und ein „frisches Lüftchen“, lässt Alex in seinem leichten Dress recht bald frösteln. Die Aussicht ist dennoch grandios. Wir
tauschen uns aus und einer bestätigt dem anderen, dass er mit seiner jeweiligen Zuordnung von Namen und Bauwerk richtig liegt. Die auf den angebrachten Schildern verzeichneten Namen von Türmen und Gebäuden sind leider aus- gesprochen dürftig.
Von Alex lerne ich, dass die Spitze am Türmchen des Amtsgerichts, die einem Sturm zum Opfer fiel, immer noch nicht ersetzt ist. Ich weise ihn im Gegenzug auf die Besonderheit der Berliner „Bescheißerchen“-Dächer aus der Gründerzeit hin, deren Sichtflächen ein komplettes Ziegeldach vorgaukeln, aber oben nur mit Dachpappe gedeckt sind.
So plaudern wir uns auch wie- der die Treppen herunter, ohne dass ich die Stufen gezählt habe – und das war doch meine feste Absicht. Na, dann beim nächs- ten Mal, und das gibt es be- stimmt, denn die Führungen werden bis Anfang November angeboten.
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Die Rathausturm-Führungen beginnen mittwochs um 11, 11.30 und 12 Uhr sowie freitags um 16, 16.30 und 17 Uhr. Treffpunkt ist am Brunnen vor dem Neuköllner Rathaus. Anmeldung erwünscht unter: Tel. 030 – 766 89 575; Teilnahmegebühr: 1 Euro.
=kiezkieker=
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Wer schon die Gelegen- heit hatte, sich im Herz- stück – sprich: der Produk- tionshalle – der Blutwurst- manufaktur am Karl-Marx- Platz umzusehen, kriegt Montagabend beim ZDF sein ganz persönliches Déjà-vu-Erlebnis serviert: mit „Salami Aleikum“.
In der Culture-Clash-Komödie von Ali Samadi Ahadi, die vor zwei Jahren über deutsche Kinoleinwände flimmerte, versucht der deutsch-iranische Metzgersohn Mohsen Taheri die angeschlagene Schlachterei seiner Eltern in Köln zu retten und verfängt sich dabei in den Fallstricken einer Notlüge. Das zur Fiktion.
Im echten Leben liegt der Ausgangspunkt der „Salami Aleikum“-Geschichte nicht in Köln, sondern in Neukölln. Und der vor über 100 Jahren gegründeten Fleischerei, die von Blutwurstritter Marcus Benser und Mathias Helfert geführt wird, geht es bestens. Sie ist weit über Neukölln hinaus für ihre Produkte bekannt. Anlässlich der Dreh- arbeiten musste die Produktion jedoch aus hygienischen Gründen tageweise unterbrochen werden, erinnert sich Helfert: „Vor drei Jahren fanden sie statt.“ Vier Drehtage seien es maximal gewesen, an denen das Filmteam die Regie übernahm – Umbauarbeiten inklusive. Um den weiß gekachelten Räumlichkeiten in einem Hinterhof am Karl-Marx-Platz ein wenig von ihrer Größe zu nehmen, wurde in der Zerlegehalle eine zusätzliche Wand errichtet. Dem Wiedererkennungswert hat die aber nichts anhaben können.
=ensa=
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Wenn Josef Foos vom Fahrrad steigt, es auf dem Bürgersteig abstellt und mit gezückter Digitalkamera in einem Hauseingang verschwindet, hat das einen Grund: Oft den, dass er wieder ein neues Graf- fito entdeckt hat. Eines, das Kunst und keine Schmiererei ist und es wert ist, in seine Neuköllner StreetArt-Galerie auf- genommen zu werden. Die Dreiaugen der XXCrew gehören für ihn definitiv dazu.
Doch Josef Foos sammelt nicht nur im öffentlichen Raum präsentierte Kunst- werke anderer, er macht auch selber Kunst. Aus Korken und Streichhölzern bastelt der Neuköllner Heilpraktiker sei- ne Street-Yoga-Figuren, die zunächst nur in Neukölln ihre Übungen vorführten, längst aber auch in vielen anderen Bezirken Berlins auf Straßenschildern rumturnen.
=ensa=
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Der Rücken schmerzt, im Nacken ziept’s und die Sehnenscheiden zwacken: Mensch und statische Schreib- tischarbeit im 9-to-5-Rhythmus passen ein- fach nicht zusammen. Dass sich auch kurze Pausen nutzen lassen, um eine gewisse Fit- ness und Beweglichkeit zu erhalten, konnten ges- tern die Besucher des Wochenmarkts am Neu- köllner Maybachufer er- leben. Auf beeindruckende Weise zeigte eine Performerin, dass ein Schreibtisch durchaus auch zum Sportgerät taugt. Irritierte bis bewundernde Blicke des Kollegi-
legiums dürften einem beim Nachturnen der Übungen verschiedener Schwie- rigkeitsgrade sicher sein. Zudem wirken sich die kleinen Lektionen positiv auf den Teamgeist aus, da sicher bei manchem eine Hilfestellung sehr willkommen ist.
=ensa=
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