Drei für Neubritz

Der Reuterkiez ist bekannt, der Richardkiez auch, ebenso der Rollberg-, Schiller- und Körnerkiez. Fragt man Neuköllner jedoch nach Neubritz, könnte es mit der Antwort schon ein wenig länger dauern. Möglicherweise braucht die sogar nur Gesten statt Worte: ein Achselzucken oder irritierte Blicke.

Dieses Problem ist auch den Neubritzern bestens bekannt. Einer davon ist Bertil Wewer (2. v. r.): „Der Kiez wird gerne über- sehen“, weiß er.  Dabei hat das Gebiet Ausmaße, die mit der Fläche anderer Quartiere locker mithalten können. Nördlich wird es von der Ringbahn begrenzt, südlich vom Teltowkanal, öst- lich von der Karl-Marx-Straße/ Buschkrugallee und im Westen von Hermannstraße und Britzer Damm. Um das Übersehen zu erschweren, mehr Aufmerksamkeit auf den Kiez zu lenken und die Lebensqualität der Anwohner zu verbessern, wurde vor gut 2 1/2 Jah- ren der Verein proNeubritz gegründet.

Doch jetzt wollen die Neubritzer so richtig durchstarten und dafür sorgen, dass künftig auch in der Neuköllner Bezirksverordnetenversammlung (BVV) mehr über ihren Kiez gesprochen als geschwiegen wird. Die Berlin-Wahl am 18. September soll’s richten, und die Weichen dafür sind vorbildlich gestellt: Mit Bertil Wewer, Bernd Szczepanski (2. v. l.) und Mahwareh Christians-Roshanai (l.) haben es gleich drei der Neubritzer Aktivposten in die Top Ten der BVV-Kandidatenliste der Neuköllner Grünen ge- schafft, die von Jugendstadträtin Gabriele Vonnekold (r.) angeführt wird.

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Neuköllner Augenschmaus

Dubiose Job- oder Geldangebote, Hinweise auf Beratung bei Problemen jedweder Natur, Einladungen zum Mittrommeln, Baby- schwimmen oder zu kostenlosen Yoga- Schnupperstunden, Informationen über zugelaufene Katzen und vermisste Hunde, Wohnungs- oder Ladengesuche: Die La- ternenpfähle, Bäume und Ampelmasten Neuköllns sind voll von Aushängen, die zum erfolgreichen Rendezvous von denen, die etwas haben wollen, und denen, die etwas anbieten, führen sollen.

Doch angesichts der immer ausufernderen Zettelwirtschaft wird es zusehends schwie- riger, dass die Mitteilung überhaupt wahr- genommen wird. War vor nicht allzu langer Zeit bei einem Wohnungsgesuch noch der Hinweis auf einen seriösen Beruf oder die Beschäftigung bei einem renommierten Unternehmen Garant für reichlich Resonanz, so gilt heute in diversen Neuköllner Kiezen: Es geht nichts über einen wirklich spektakulären Eyecatcher.

Insofern hat diese multikulturelle, aus drei Österreichern, einer Ostfriesin und einem Pfälzer bestehende WG einen furiosen Grundstein gelegt. Bei „möglichst billig, möglichst Altbau“ gerät jedoch auch der heftig ins Bröckeln.

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Klarer Fall

„Ist das Kunst oder kann das weg?“ Mit dieser Frage ist nicht nur die Berliner Stadtreinigung (BSR) tagtäg- lich in Neukölln konfrontiert, sondern auch jeder, der sich wachen Auges durch den Bezirk bewegt.

Dass die Antwort so ein- deutig mit einem Votum für die Kunst ausfällt wie bei dieser illuminierten, in lufti- ger Höhe baumelnden In- stallation, ist zugegebener- maßen eher selten. Umso häufiger fällt die Entschei- dung berechtigterweise pro Müll aus.

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Unerwünscht, verfolgt, versetzt, entlassen

Sie standen als Straßenbahnschaffner, Oberbaurat, Brandmeister, Sekretärin, Stra- ßenreiniger, Oberinspektor, Historiker oder als Direktor des Strandbads Wannsee bei der Stadt Berlin in Lohn und Brot. Sie gehörten als Angestellte, Beamte oder Ar- beiter zu den rund 100.000 öffentlich Beschäftigten der damaligen Reichshaupt- stadt, waren beliebt, erfolgreich und integer.

Doch all ihre fachlichen Fä- higkeiten und Sekundärtu- genden nütz- ten Friedrich Küter, Robert Kauffmann, Lucian David, Rosa Hartoch und Hermann Clajus 1933 nach der Machtergreifung der Nazis nichts mehr. Es erging ihnen wie Tausenden anderen: Weil sie Kommunisten, Juden, Sozialdemokraten oder einfach nur mit der „falschen“ Frau verheiratet waren, wurden sie von einem Tag auf den anderen zu unerwünschten Beschäftigten der Verwaltung, zu Staatsfeinden, die versetzt, zwangspensioniert oder entlassen wurden.

Die Ausstellung „… auf dem Dienstweg“ dokumentiert noch bis zum 14. Juli in der Stadtbibliothek Neukölln anhand von 11 Einzelschicksalen die Verfolgung von Angestellten, Arbeitern und Beamten der Stadt Berlin in der Zeit des NS-Regimes. Zugleich zeigt sie, wie Kurator Christian Dirks bei der Vernissage betonte, die maßgeblichen Akteure und Täter der Verfolgung. „Wenig bekannt ist allerdings noch über die Unterstützer, die sie auf mikropolitischer Ebene hatten“, schränkte er ein.

Insbesondere in Neukölln, so der Historiker, wurde allzu deutlich, dass „die Verwaltung weitaus weni- ger rot als geglaubt“ war. Von den berlinweit etwa 750 eliminierten städtischen Angestellten hatten 35 Prozent bis dato eine Tätigkeit beim Bezirk Neukölln inne: „Das ist ein Spitzenwert in Berlin.“

Zu denen, die ob ihrer SPD-Mitgliedschaft und der jüdischen Herkunft aus dem öffentlichen Dienst entlassen wurden, zählte auch Helene Nathan, die bis 1933 als Bibliothekarin in Neukölln tätig war. Dass die Ausstellung über Menschen, die das gleiche Schicksal wie sie erlitten, nun in der Neuköllner Stadtbibliothek gezeigt wird, die ihren Namen trägt, könnte als posthume Würdigung verstanden werden. Ausschlaggebend waren jedoch eher massive Probleme, in Neukölln überhaupt einen Ort und Termin für die so sehenswerte wie bedrückende Wanderausstellung der Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum und der Agentur Bergzwo zu finden: Das Bezirksamt Neukölln habe das Angebot, „… auf dem Dienstweg“ im Rathaus zu zeigen, dankend abgelehnt.

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Feste feiern

feiermeile boddinstraße, neukölln, flughafenkiez-fest, umweltconsulting dr. hoffmannNachbarschaftsfest Donaustra- ße, 1. Internationales Suppen- fest im Ganghoferkiez, Okerstra- ßenfest, Feiermeile Boddin- straße, Fest der Nachbarn in der High-Deck-Siedlung, Körner- kiezfest …

Wer Straßenfeste mag und ei- nen Aktionsradius hat, der über die Grenzen des eigenen Kiezes hinaus reicht, hat seit Anfang Mai allein in Neukölln einiges geboten bekommen – sowohl quantitativ als auch qualitativ. Die Spannbreite der aus Quartiersmanage- ment-Budgets finanzierten Open Air-Feiern zur Förderung des sozialen Miteinanders und zur Präsentation der Akteure war groß. Von Festen, die diesen Namen nicht verdienten, die dilettantisch vorbereitet und ideenlos durchgeführt wurden und potenzielle Besucher eher abstießen als anzogen, bis hin zu solchen, denen das genaue Gegenteil anzusehen war, war alles dabei.

Ein Paradebeispiel für letzteres lieferte zweifelsohne gestern die von Umwelt- consulting Dr. Hoffmann organisierte „Feiermeile Boddinstraße“, die das Nach- barschaftsfest des Flughafenkiezes und das Fest der Hermann-Boddin-Schule mit- einander verband. Die Marktstände zwischen Isar- und Reuterstraße boten den  zahl-

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reichen Besuchern einen attraktiven Mix: Trödelstände, an denen Anwohner Spielzeug, Kleidung und Wohnutensilien verkauften, reihten sich an Infotische von Kiezprojekten, Aktionsflächen und Buden mit verschiedenen kulinarischen Angeboten. Dazu gab es ein feiermeile boddinstraße, neukölln, flughafenkiez-fest, umweltconsulting dr. hoffmann, frauenbewegungberlin e.v., reinhold steinlevon Reinhold Steinle moderiertes Bühnenprogramm, das mit spektakulären Taekwondo-Vorführungen von Frauen Bewegung Berlin erfeiermeile boddinstraße, neukölln, flughafenkiez-fest, umweltconsulting dr. hoffmann, frauenbewegungberlin e.v.öffnet, mit dem Internationalen Chor Neukölln fort- gesetzt wurde und anschließend für jeden Geschmack etwas präsentierte: eine Kinderrockband, afrikanische Chansons, Rap, Tanzgruppen, Jazz, Latino-Akustik-Pop, Folkloristisches und nicht zuletzt Neuköllns Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky. Dessen Sommerpause dürfte in diesem Jahr wahlbedingt etwas kürzer ausfallen. Die der Kiezfeste endet mit den Sommerferien.

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Unerreichbares Objekt der Begierde

An aprilmäßig anmutenden Sommertagen kann der Hang der Neuköllner, ihr Wohnumfeld zu vermüllen für sie unnütz ge- wordenen Krempel der Allge- meinheit zu überlassen, durch- aus etwas Positives haben. Noch sozialer wäre es aller- dings gewesen, den ausran- gierten Schirm ein paar Äste tiefer zu hängen, damit sich auch Nicht-Kletterer bei spontan einsetzenden Güssen des Re- genschutzes bedienen können.

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Mit Teamgeist zum „Neuköllner Globus“?

theaterlabor, bürgerstiftung neukölln,neuköllner globus 2011,adolf-reichwein-schuleVielleicht werden sie heute sogar noch mit dem Neuköllner Globus für ihr Stück „Görkem und Angie – eine Neuköllner Liebesgeschichte“ ausgezeich- net. Ein Jahr haben die zehn Zehntklässler der Adolf-Reichwein-Schule es erarbeitet und geprobt und dabei wahrlich höhere Hürden genommen als ihre Konkurrenten um den Kinder- und Jugend- theaterpreis der Kategorie Sekundarstufe. Denn die Grund- und Oberschule an der Sonnenallee ist ein  sonderpädagogisches Förderzentrum mit dem theaterlabor, bürgerstiftung neukölln,neuköllner globus 2011,adolf-reichwein-schuleSchwerpunkt „Lernen“. Da birgt das Halten der Konzentration, die zum Merken der Texte und Einsätze nötig ist, größere Her- ausforderungen in sich. Zugleich gewinnen die Unterstützung der Mitspieler, ihre Auf- merksamkeit und ihr Teamgeist an Bedeu- tung.

Eine durchaus geschlossene Mannschaftsleistung brachten die fünf Mädchen und fünf Jungen der Adolf-Reichwein-Schule kürzlich bei ihrer Aufführung im Rahmen des Theaterlabors auf die Bühne. Erstmals war dieser eintägige Workshop für Thea- tergruppen der Sekundarstufe Bestandteil des Neuköllner Globus-Wettbewerbs. Zu den drei Gruppen, die von einer Jury ausgewählt wurden, daran teilzunehmen, theaterlabor, bürgerstiftung neukölln,neuköllner globus 2011,adolf-reichwein-schulegehörten auch die ARS-Zehntklässler mit ihrem Stück um die Protagonisten Angie und Görkem und Liebe, Gewalt, Jugendgangs, Rivalität und Identität.

„Dieser Workshop“, so die Neuköllner Globus-Koordinatorin Andrea Beh- rendt, „sollte einerseits eine Wür- digung für die schulische und außer- schulische Jugendtheaterarbeit im Bezirk sein.“ Andererseits gab er den Teilnehmern die Möglichkeit, die Bereiche Stimme, Sprache und Bewegung mit professionellen Schauspielern, Tänzern und Theaterpädagogen zu trainieren und so  neue Einblicke in die Schauspielerei zu bekommen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt war die Präsentation der Stücke vor anderen Thea- tergruppen des Wettbewerbs und der konstruktiv kollegiale Austausch darüber. Unterm Strich gab es viel Lob für „Görkem und Angie“ und die jungen Schauspieler der Adolf-Reichwein-Schule. In wenigen Stunden werden sie erfahren, ob sie nicht nur die Konkurrenz, sondern auch die Neuköllner Globus-Jury überzeugen konnten.

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Essen für den guten Zweck

Wer das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden will, ist im Ausbildungsrestaurant Neukölln zwei- fellos per se an der richtigen Adresse. Denn in dem etwas versteckt liegenden Backsteingebäude auf dem Gelände der alten Kindl-Brauerei, das seit einigen Jahren Dependance der Akademie Berlin-Schmöckwitz ist, werden Azubis und Umschüler für den Berufsalltag in der Gastronomie fit gemacht. Beobachtet und angeleitet von Profis lernen sie hier alle praktischen Fertigkeiten in Küche und Service, die Grundlage für eine erfolgreiche Karriere in Res- taurants, Kantinen oder auch auf Kreuzfahrtschiffen sind. Ergo: Wer im Ausbildungsrestaurant Neukölln isst, kommt nicht nur in den Genuss leckerer Mahl- zeiten zu moderaten Preisen, sondern fördert damit zudem den Start in berufliche Laufbahnen.

In dieser Woche nun bekommt das Essen für den guten Zweck eine zusätzliche work4peace, ausbildungsrestaurant neukölln, kepler-oberschule neuköllnEbene. Bereits Montag und Mittwoch und noch morgen mischen sich Schülerinnen und Schüler von vier 7. Klassen der Neuköllner Kepler-Ober- schule in das Geschehen und bekochen die Gäste des Ausbildungsrestaurant  zwischen 11.30 und 14.30 Uhr mit Spezialitäten aus der afrikanischen Küche. Anlass dafür ist ihre Teil- nahme am Bildungsprojekt work4peace des Weltfriedensdienstes e. V., das in Berlins Schu- len über den Alltag Jugendlicher in den Ländern Afrikas aufklärt und zu Empathie und  sozialem Engagement animiert.

Mit „Samosa-Teigtaschen mit Gemüsefüllung, dazu Tomatensugo“ und „Piri Piri vom work4peace, ausbildungsrestaurant neukölln, kepler-oberschule neukölln, afrikanische samosasLamm mit Taboulé“ stehen zwei Ge- richte auf der Tageskarte, die die Initiative work4peace direkt unterstüt- zen. Die mit indischen Samosas so gar nicht vergleichbaren afrikanischen Teigtaschen schlagen mit 4,50 € zu Buche, die Fleisch-Mahlzeit mit 6 €; jeweils ein Drittel des Preises fließt als Spende an Bildungsprojekte in Guinea-Bissau, den Senegal und Südafrika. Welche das konkret sind, sollte man sich jedoch besser erst nach dem Essen von der WFD-Mitarbeiterin erklären lassen, da vor allem ersteres ein ebenso wichtiges wie erschütterndes und unappetitliches Thema aufgreift.

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Mehr als ein Fünkchen Wahrheit

Die letzte Zeile dieses Schilds kennt jeder – sei es in gramma- tikalisch richtiger oder auch un- korrekter Schreibweise.

Weitaus weniger bekannt ist da- gegen das Antonym, das im Fens- ter von Berliner Jungs zu besich- tigen ist und dem Original in Sa- chen Aussagekraft und Wahrheits- gehalt in nichts nachsteht. Die Mitarbeiter der Neuköllner Ein- richtung, die sich seit Jahren der Prävention von sexueller Gewalt an Jungen sowie der Beratung von Betroffenen annimmt, müs- sen es wissen. Tagtäglich sind sie mit den Folgen konfrontiert, die sich aus einem Übermaß an Ig- noranz seitens der Erziehungs- berechtigten (und -verpflichteten) ergeben können.

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Die letzte Adresse

ricam-hospiz, neukölln, tag der offenen türBerlin-Neukölln, Delbrückstraße 22. Für alle, die in der 5. Etage des Hauses ein Zimmer beziehen, ist diese Adresse die letzte. Denn hier, über den Dä- chern des Ortsteils Neubritz, hat vor 13 Jahren das Ricam Hospiz eröffnet. Damals war es das erste Hospiz in Berlin, inzwischen gibt es neun Ein- richtungen im Stadtgebiet, die auf die medizini- sche Versorgung, Betreuung und ricam-hospiz, neuköllnPflege Todkranker spezialisiert sind.

Alle haben, wie es gesetzlich für Hos- pize vorgeschrie- ben ist, 12 bis 16 Zimmer. Das Ricam Hospiz hat 15; jedes ist ein Einzelzimmer. An die meisten schließt sich ein ricam hospiz, neukölln, dachterrasseeigenes Stück Dachterrasse an, vor allen Türen hängt ein kleiner Stern aus Papier. Wer will, kann so- gar sein Haustier mitbringen, um es auf der letzten Etappe des Lebens bei sich zu haben.

Fünf Frauen und zehn Männer im Alter zwischen 46 und 82 Jahren gehen ihren finalen Weg derzeit im Ricam Hospiz. „Dieses Zahlenverhältnis hab ich vorher noch nie erlebt“, sagt Karen Marsollier, die stellvertretende Pflegedienstlerin. Woran es liegt, dass die Verhältnisse momentan auf den Kopf gestellt sind, kann sie sich nicht erklären. Aber eigentlich spiele es auch keine Rolle. Größere  Effekte auf die Pa- tienten habe ohnehin die Altersspanne. Die tut allen gut, stellt sie immer wieder fest.

Gelegenheiten das Miteinander der Menschen zu beobachten, die die Diagnose „austherapiert“ eint, haben die Mitarbeiter und rund 35 ehrenamtlichen Helfer ricam-hospiz, neukölln, dachterrasse, neubritzreichlich. Die Mahlzeiten können in den Zimmern, aber auch in der Wohnküche mit Blick auf das Wirbeln des Kochs eingenommen werden, der den Speiseplan weitgehend nach Anregungen der Patienten gestaltet. Im Sommer ist der große Dachgarten ein zusätzlicher, gerne genutzter Gemeinschaftsraum, der ein Stück Normalität bietet und Leben in die Prozesse des Sterbens holt.  Sel- biges schaffen auch Schülergruppen, die häufig im Ricam Hospiz anzutreffen sind, um den Patienten Gesellschaft zu leisten, mit ihnen zu backen, zu spielen, zu lesen ricam-hospiz, neuköllnoder einfach nur zu reden. „Gleichzeitig tragen die jungen Leute aber durch ihr Engagement auch das Thema Sterben in ihren Alltag und die Welt“, weiß Karen Marsollier.

Im Ricam Hospiz ist das Sterben Alltag. Fast alle Patienten haben Krebs im Endstadium und den Tod in Sichtweite. Die Geschwindigkeit, mit der sie sich ihm nähern, variiert, kann nur wenige Tage aber auch Wochen dauern. Viele Kranke haben sich schon lange vor ihrem Einzug angemeldet. Ob der nicht eben kurzen Warteliste  muss meist die Dringlichkeitsstufe über die Aufnahme entscheiden.

Eine brennende Kerze und ein Blumenstrauß vor der Tür zeigen an, welches Zimmer als nächstes frei wird. Wer das, so Hospizleiterin Dorothea Becker, „außerordentlich beschwerdereiche letzte Ende“ hinter sich ge- bracht hat. Was bleibt, sind Erinnerungen und der namentlich gekennzeichnete Papierstern, der vor der Zimmertür hing.

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Immer an der Wand lang

t-hall kletterhalle, neukölln, offene berliner landesmeisterschaften im sportkletternVorgestern in Neukölln. Stöhnende Laute, enttäuschtes Seufzen, Schreie und Anfeuerungsrufe quellen aus den gekippten Fenstern der unschein- baren Halle in einem Hinterhof zwi- schen Sonnenallee und Neuköllner Schiffahrtskanal: „Los, mach’s! Go! Weiter! Du schaffst das!“

Mit künstlerisch-kulturellen Darbietun- gen von 48 Stunden Neukölln hatte die Geräuschkulisse nichts zu tun, auch nicht mit dem Langen Tag der Stadtnatur: Sie kam von den Athleten, die in der T-Hall an den Offenen Berliner Landesmeisterschaften im Sportklettern teil- t-hall kletterhalle, neukölln, offene berliner landesmeisterschaften im sportkletternnahmen. Und von den Fans, Teams und t-hall kletterhalle, neukölln, offene berliner landesmeisterschaften im sportkletternBetreuern, die die Kunst der Vertikal-Akrobaten mit festem Boden unter den Füßen und in den Nacken gelegten Köpfen beobachteten und jeden gelungenen Griff oder Tritt an der Wettkampfroute beju- belten. Je besser einer die Überhänge meisterte und je näher er der Hallendecke kam, desto lauter wurde es.

Kuriosum am Rande: Wer bisher dachte, Kletterer seien – egal ob sie ihren Sport t-hall kletterhalle, neukölln, offene berliner landesmeisterschaften im sportkletternhobby- oder leistungsmäßig betrei- ben – vom Ehrgeiz eines latenten Aufwärtstriebs gepackt, sieht sich im Treppenhaus der T-Hall eines Bes- seren belehrt. Schon nach wenigen Stufen der insgesamt knapp 30 bis zum Eingang zur Indoor-Alpinisten- Arena muss ein Schild mit der Aufschrift „Noch eine Etage!“ Motiva- tionshilfe leisten. Nicht ausge- schlossen, dass mancher Kletterer schneller im ersten Obergeschoss wäre, wenn statt einer Treppe eine Kletterwand dort hinführen würde.

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Neuköllner Bankenkrise

Oder wie soll man es sonst nennen, wenn eine Bank so einladend wie einsam im schönsten Sonnenschein in der Hasenheide steht, die Menschen aber allein oder gruppenweise an ihr vorbei ziehen, ohne sie auch nur eines Blickes zu würdigen oder gar zu besetzen? Dass sie dieses Schicksal häufig mit anderen Exemplaren der Spezies Bank teilt, macht die Misere wahrlich nicht kleiner.

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Die perfekte Synthese aus Kunst und Impertinenz

Keine Frage, es ist schon als hohe Kunst des Einparkens zu sehen, ein Auto mit den Achsen genau auf  die Radwegbegrenzung zu  stellen. Der größere  Künstler ist aller-

dings zweifelsohne der, der es schafft, sein Fahrrad unter dem Auto durch zu bug- sieren, ohne dieses oder jenes dabei zu beschädigen.

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Der Luxus des Neuköllner Kultur-Dschungels

581 Veranstaltungen in 48 Stunden an über 330 Orten – im Norden Neuköllns bricht heute wieder die kulturelle Gigantomanie aus. Dass mit 1.700 Akteuren weniger Mitwirkende als im letzten Jahr dabei sind, ist bei solchen Größenordnungen unerheblich. Die Besucher der 48 Stunden Neukölln erleben ohnehin nur einen Bruchteil davon. Vielleicht haben die ganz Eifrigen unter ihnen Sonntagabend, wenn das Kunst- und Kulturfestival endet, mehr als 10 Events hinter sich, bei den meisten dürften es aber weniger sein.

Für die generalstabsmäßige Orientierung, wann wo was stattfindet, gibt es ein 24-seitiges, eng bedrucktes pressekonferenz 48 stunden neukölln, v. l.: katharina rohde, franziska giffey, auguste kuschnerow, christoph böhmer (biotronik), martin steffensProgrammheft im halbrheini- schen Format, außerdem infor- mieren alle  sieben teilneh- menden Kieze mit eigenen Fly- ern über die Veranstaltungen in ihren Gebieten. Und dann ist da noch der von den Organisato- ren, dem Kulturnetzwerk  Neu- kölln, auch bei der Presse- konferenz massiert beworbene und bei vielen Künstlern glei- chermaßen umstrittene High- lights-Flyer: Er stelle, so Auguste Kuschnerow (M.) vom Kulturnetzwerk-Vorstand, 48 „besonders interessante Projekte vor, die von einer Jury ausgewählt wurden“.

Er unterteile die Akteure in eine Zwei-Klassen-Gesellschaft, halten die Kritiker dem entgegen. Besondere Brisanz gewinnt der Vorwurf dadurch, dass bei dieser 13. Auflage des Festivals erstmals ein dotierter Publikumspreis unter 42 Events mit dem Prädikat Highlight ausgelobt wird. Somit stellt die, laut Pressesprecher Clemens Kuhnert „demokratisch nach einem Kriterienkatalog“ agierende Jury, die aus Kulturamtsleiterin Dorothea Kolland, Andreas Altenhof und Denise S. Puri (beide Vorstandsmitglieder des Kulturnetzwerks), Ilka Normann (Geschäftsführerin des Kulturnetzwerks) und Klaus Bortuluzzi (Akteur bei 48 Stunden Neukölln) besteht, nicht nur die Weichen für eine exponierte Vermarktung, sondern auch die für die Ambitionen auf eine zumindest partielle Refinanzierung des monetären Aufwands.

Denn von den von Kulturstadträtin Franziska Giffey (2. v. l.) mit rund 55.000 Euro bezifferten Förderungen, die das Festival erhält (15.000 Euro davon steuert das Bezirksamt als Basisunterstützung bei), sieht das Gros der Akteure nicht viel bis nichts. Schon die Teilnahme an der alljährlichen Leistungsschau der Neuköllner Kreativszene ist für sie der pure Luxus, in den Geld und noch mehr Zeit gebuttert wird. Dessen ist sich auch Christoph Böhmer (2. v. r.) bewusst. Er ist Geschäftsführer des in Neukölln ansässigen Unternehmens Biotronik, das nunmehr zum fünften Mal die Position des privatwirtschaftlichen Hauptsponsors des Kunst- und Kulturfestivals übernimmt. „Neukölln“, so die Überzeugung des Herrn über derzeit 2.500 Arbeitsplätze, „bietet den Luxus vieler kreativer intelligenter Menschen.“ Die Unterstützung des Kulturwochenendes sieht er als „Teil der Verantwortung, dem wir gerecht werden sollten.“

Einen Schritt weiter bei der Auseinandersetzung mit dem aktuellen Festival-Motto Luxus geht der diesjährige 48 Stunden Neukölln-Schirmherr Wolfgang Joop: Luxus, schreibt er in sei- nem Grußwort, ist für ihn eine Bewusstseinsebene, ein Begriff, der nicht dinglich sondern me- taphysisch zu verstehen sei. Gut möglich, dass sich diverse Neu- köllner Künstler besser mit dem identifizieren könnten, was Herbert Grönemeyer in seinem Lied „Luxus“ besingt: „… die Träume werden leider immer kleiner …“

Der Traum, Wolfgang Joop in den Straßen Neuköllns zu begegnen, wird allen Besuchern unerfüllt bleiben. Der Schirmherr gönnt sich den Luxus der Abwesenheit. Aber vielleicht bringen ja die kostenlosen Skoda-Limousinen-Shuttles, die  morgen von 14 bis 21 Uhr erstmals auf der Route von der Neuen Nationalgalerie in Mitte nach Neukölln unterwegs, den einen oder anderen Promi in den Bezirk. Über das, was sie am Ziel erwartet, können sich Passagiere dieser Neuköllner Variante des Bussings mit Luxus-Touch  hier informieren. Und alle anderen natürlich auch.

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Im Konsum und im Grünen

200 jahre turnplatz hasenheide, karstadt am hermannplatz, mobiles museum neuköllnNoch drei Tage, dann jährt sich die Inbe- triebnahme des ersten deutschen Turn- platzes in der Hasenheide zum 200. Mal. Bereits heute wurde bei Karstadt am Her- mannplatz die Ausstellung „200 Jahre Turn- platz Hasenheide“ eröffnet.

14 Schautafeln skizzieren auf einer Sonder- fläche im Erdgeschoss – zwischen Hüten, Dessous und Süßwaren – die Entwicklung des Areals, der Turnbewegung und Sta- tionen aus dem Leben des Initiators. Fried- rich Ludwig Jahn, der mit seinen extremen politischen Positionen polarisierte, schuf mit dem Turnplatz in der Hasenheide die Möglichkeit zur standesübergreifenden Lei- besertüchtigung. „Er verfolgte“, so Bezirks- stadträtin Franziska Giffey bei der Vernissage, „schon damals das, was man heute 200 jahre turnplatz hasenheide, karstadt am hermannplatz, mobiles museum neuköllnals  ganzheitlichen  Ansatz  bezeichnen  würde.“

200 jahre turnplatz hasenheide, karstadt am hermannplatz, mobiles museum neuköllnNeukölln könne stolz sein, dass die deutsche Turnbewegung hier im Bezirk ihren Anfang ge- nommen habe. Einen Teil der Anerkennung stellt die bis zum 6. Juli dauernde Ausstellung des Mobilen Museums Neukölln dar, die den Turnvater ins Alltägliche integriert. Nur ein paar Hundert Meter entfernt, am Jahn-Denkmal in der Hasenheide, hat der Ehrung zweiter Teil deutliche Spuren hinterlassen.

Am Platz rund um die bronzene Statue von Friedrich Ludwig Jahn, der kürzlich noch einen vernachlässigten Anblick bot, wurde in den letzten Wochen gründlich Hand angelegt. Je- weils 15.000 Euro haben der Bezirk Neukölln und der Berliner Senat laut Franziska Giffey in die  Sanierung der Anlage in- vestiert: In eine Treppe, die hinauf zum Denkmal führt, in die Bepflanzung der Blumenbeete, vor allem aber  in die Reinigung der Ehrentafeln am  Sockel, die durch

jahn-denkmal, turnplatz hasenheide, neuköllnjahn-denkmal, turnplatz hasenheide, neukölln

Schmiereien nahezu unkenntlich geworden waren. Nun sind die Inschriften – zu- mindest vorübergehend – wieder leserlich und die Steine neue gesetzt. „Der Ort ist Jahn wieder würdig und sieht so aus, dass man dem Turnvater dort gedenken kann“, jahn-denkmal, turnplatz hasenheide, neuköllnsagte die Bezirksstadträtin für Bildung, Schule, Kultur und Sport. Samstagnachmittag wer- de dort der Landesturnverband Sachsen-Anhalt eine Feier- stunde abhalten.

Viel Zeit ist also nicht mehr, um auch die Jacke des Turnvaters auf Vordermann zu bringen.

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Eine schwierige Aufgabe und ihre Lösung

Das Tempelhofer Feld ist ein circa 400 Hektar großes Areal direkt am hoch- verdichteten Neuköllner Norden. Über den aktuellen Planungstand zur Nutzung dieses Geländes berichteten letzte Woche zwei Vertreter der Tempelhof Projekt GmbH  im Köln-Zimmer des Rathauses Neukölln bei einer  gemeinsamen Veran- staltung von Lokaler Agenda 21 und Volkshochschule Neukölln.

Die Planung, an der die Senats- verwaltungen für Stadtentwick- lung und Finanzen, die Se- natskanzlei sowie die drei An- rainerbezirke Tempelhof-Schö- neberg, Neukölln und Fried- richshain-Kreuzberg mitarbei- ten, sieht sich unterschied- lichsten Forderungen gegen- über: Wollen einige  das Ge- lände bebauen, fordern andere, es einfach so zu lassen wie es ist. Die  Tempelhof Projekt GmbH steht also vor keiner einfachen Aufgabe.  Für deren Lösung wurde ein eingängiges Konzept erarbeitet, das auf folgenden sechs Leitbildern basiert:

1. Leitbild „Bühne des Neuen“: Nutzung des Flughafengebäudes für qualitätsvolle Ausstellungen und Messen, um finanziellen Defizite in anderen Bereichen aus- zugleichen oder zu verhindern.

2. Leitbild Thema „Wissen und Lernen“: Bildungscluster mit Zentral- und Lan- desbibliothek sowie Gedenkstätte für das ehemalige KZ Columbia-Haus.

3. Leitbild Thema „Saubere Zukunftstechnologien“:  Industrieansiedlung auf dem Gelände als Ergänzung zu denm Standorten in Adlershof und Tegel nach Schließung des dortigen Flughafengeländes.

4. Leitbild Thema „Sport und Gesundheit“: Vielfältige Nutzungsmöglichkeiten für individuelle Breitensportler und Vereine.

5. Leitbild Thema „Integration der Quartiere“: Voraussetzungen für die Verbindung hochverdichteter Wohnquartiere in Neukölln und Tempelhof mit dem Gelände schaffen.

6. Leitbild Thema „Dialog der Religionen“: Schaffung von Begegnungsstätten der Weltreligionen.

Detailliert sind die Pläne der  Tempelhof Projekt GmbH  hier nachzulesen.

In der Lokalen Agenda 21 der Stadt Berlin (Abgeordnetenhausbeschluss Drs. 15/3245), dem SPD, Linke und einige Parlamentarier der Grünen im Sommer 2006  zustimmten, fehlen leider genaue Aussagen zur Nutzung des ehemaligen Flughafengeländes vollständig. Alle, die für eine naturnahe Nutzung des Geländes eintreten, können sich allerdings  am Kapitel 4 der Berliner Agenda 21 mit dem Titel „Berlin in der märkischen Landschaft“ orientieren.  Die Broschüre steht hier zum Download bereit.

Der nächste öffentliche Auftritt der Tempelhof Projekt GmbH ist heute ab 18.30 Uhr bei der öffentlichen Sitzung des Ausschusses für Stadtplanung und Bauen der BVV Friedrichshain-Kreuzberg.

=Christian Kölling=

Interdisziplinäres Ausbremsen

Dass die falsche Postleit- zahl den Abschluss eines Handyvertrags verhindert und die falsche Adresse, nämlich eine in Neukölln, ei- nem Schüler die Chance nimmt, zum Vorstellungsge- spräch eingeladen zu wer- den – das soll alles schon vorgekommen sein.

Dass sich nun aber auch noch Gerüstbauer in Neu- kölln in die Riege der  Kar- rierekiller aufschwingen und entscheiden wollen, welcher Emporkömmling genehm ist und welcher nicht, das geht entschieden zu weit. Zudem sollten sie wissen, dass sich schon der gebürtige Neuköllner Horst Bosetzky nicht davon abhal- ten lassen hat, trotz seiner dafür nicht eben prädestinierten Herkunft den Aufstieg bis zur Soziologieprofessur zu schaffen.

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„Drei Dinge meines Lebens“ – eine spannende Variante der Insel-Frage im Museum Neukölln

drei dinge meines lebens, museum neukölln„Was würdest du mit auf eine ein- same Insel nehmen?“ – diese Frage kennt wohl jeder. Mit einer ähnlichen Frage wurde neun Frauen und Män- ner, die unterschiedlichste Verbin- dungen zu Neukölln haben, vom Museum Neukölln konfrontiert. Aller- dings ging es nicht darum, etwas mitzunehmen, sondern sie sollten et- was abgeben: drei persönliche Ge- genstände, die ihnen wichtig sind. Dinge ihres Lebens oder eines Lebensabschnitts, an die Erinnerungen geknüpft sind. „Ein Vierteljahr“, sagt Museumsleiter Udo Gößwald, „hatten sie Bedenkzeit.“ Noch bis zum Jahresende werden die Objekte und ihre Geschichten nun unter dem Motto „Drei Dinge meines Lebens“ im Museum Neukölln präsentiert.

drei dinge meines lebens, museum neukölln, otmar l.Der heute 90-jährige Otmar L. ist der älteste der Protagonisten. Das Gemälde, das seine Frau Christa zeigt, hängt normalerweise im Wohn- zimmer des ehemaligen Augenarztes.   Im Museum wacht sie nun über die gläserne Vitrine mit einer koreanischen Vase, die ein Hochzeitsgeschenk drei dinge meines lebens, museum neukölln, beate f.war, und dem ver- schnörkelten Rahmen mit dem  „Lied der Bayern“.

Für Beate F. hätte die Vitrine auch etwas kleiner ausfallen dürfen. Sie hat einen winzigen Aschen- becher, eine Pfeife, die einst einem Freund gehörte, und einen Klopapierhalter aus Porzellan zu den Dingen ihres Lebens auserkoren.

drei dinge meines lebens, museum neukölln, seray i.Seray L., mit 24 Jahren die Jüngste derer, die dem Museum in Britz drei Leihgaben zur Verfügung stellte, brauchte dagegen reichlich Platz für ihre Objekte: ein Mo- nopoly-Spiel, ein Kinderbuch mit dem Titel „Woher stammt die Freiheitsstatue?“ und Nike-Basketballschuhe aus der Air Jordan-Kollektion. Vor 10 Jahren, drei dinge meines lebens, museum neukölln, daniella g.erfährt man, ha- be ihre Mutter sie ihr für 120 Mark gekauft.

Nur 75 DDR-Mark hat die Geige gekostet, die – ne- ben dem Teddy Traudl und einem Gemälde – zu den drei Dingen des Lebens von Daniella G. gehört. Das Musikinstrument mausert sich kurioserweise zum Objekt, das am Infotresen des Museums für allerhand Gesprächsstoff sorgt, denn … es ist nicht da. So unsichtbar wie die imaginären Turnschuhe in einer anderen Vitrine. Die Vermutung liegt nahe, dass es der Violine im ehemaligen Ochsenstall zu warm sein könne. Doch die Erklärung ist noch profaner: „Das Instrument wird täglich benutzt.“

Ihm ginge es wohl genauso, wenn er sich für drei Dinge, die ihm wichtig sind, entscheiden müsste, sagt der Museums-Mitarbeiter, der – wie Daniella G. – Musik macht. Ein Mikrofon, meint er, wäre ganz sicher dabei. „Bestimmt auch ’ne Lederhose oder ’ne andere Klamotte“, frotzelt ein Kollege von ihm, der selber höchstwahr- scheinlich ein Foto von früher als Exponat präsentieren würde. Über die Gegenstände zwei und drei müsse er länger nachdenken. Einfach, finden beide, sei es wirklich nicht, die richtigen drei Dinge auszuwählen.

Die Ausstellung „Drei Dinge meines Lebens“ ist noch bis zum 30. De- zember im Museum Neukölln zu sehen; der Eintritt ist frei. Die Geschichten zu den Gegenständen werden mit einem audiovisuellen Führungssystem sowie in einem Begleitbuch zur Ausstellung erzählt.

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Zur Freude der Zuschauer und zum Leidwesen der Autofahrer: der 16. Karneval der Kulturen ist unterwegs!

Noch tanzen, singen und trommeln sie – die Teilnehmer des diesjährigen Karnevals der Kulturen. Um halb 1 startete das in Neukölln aus der Taufe gehobene Ereignis inkarneval der kulturen 2011, umzug, hermannplatz neukölln seine 16. Auflage: 4.758 Karnevalisten aus 70 Nationen sind diesmal dabei, 67 Wagen bahnen sich den Weg durch Hunderttausende Schau- lustige vom Hermannplatz bis zur Yorckstraße, wo der Zug gegen 21.30 Uhr enden soll.

Mit dabei sind auch Neuköllner Initiativen: Die KIDZ 44 – WIR SIND NEUKÖLLN! beispielsweise, die mit Coversongs ordentlich einheizen, und das BAOBAB!-TEAM,  das  das Spektakel  nutzt,  um  für  das  Fußballturnier  afrikanischer

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afrikanischer Mannschaften am 25./26. Juni zu werben. Da rücken die Showelemente etwas in den Hintergrund, bei anderen hingegen geht es nur um die und um Spaß.

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Die grüne Hölle von Neukölln

Besonders schön ist die Schöneweider Straße nicht, die die Wipper- mit der Richard- straße verbindet. Sie ge- hört zu den wenigen Straßen Neuköllns, in die sich nicht mal ein Google Street View-Auto verirrt hat. Dabei hat die Schöne- weider Straße durchaus Sehenswertes zu bieten – allem voran dieses Haus, das ein wahrlich perfek- tes Sinnbild für den Lan- gen Tag der Stadtnatur ab- gäbe.

Insbesondere in Höhe der ersten und zweiten Etage tobt hier ein erbitterter Kampf zwischen Zivilisation und Vegetation, wobei letztere nicht den Eindruck aufkommen lässt, als  würde  sie den  Konflikt als Verlierer  beenden  wollen.  Besonders  deutlich

wird das im zweiten Obergeschoss. Gardinen sind als Schutz vor neugierigen Blicken längst überflüssig geworden, da die Wildnis außer der Fassade auch die Fenster bestens im Griff hat und nur noch wenig fehlt, bis sie ebenfalls hinter einer grünen Wand verschwunden sind. Eine weitere lässliche Investition ist die in Balkonpflanzen. Einzig die Satellitenschüssel schafft es, sich gegen das wuchernde Grün durchzusetzen und einen Teilerfolg für die Zivilisation zu erringen. Noch!

=ensa=