Ausge(t)räumt

cafe selig, neukölln„Ab sofort reduzierte Preise“ steht seit Tagen auf einigen Fenstern des Café Selig am Herrfurthplatz. Heute Mittag um 12 hat Martina Fandrich, derzeit noch Pächterin des Selig, das Café zum letzten Mal geöffnet, um Gäste zu bewirten. Zu Supersonder- preisen, denn „je mehr abends weg ist, desto besser“, sagt sie und meint damit nicht nur alles, was gegessen oder getrunken werden kann. Auch für das komplette Interieur vom Teelöffel über Tische und Stühle bis zum Kühlschrank werden Abnehmer gesucht. Nur die Theke bleibe drin.

Für Martina Fandrich endet damit ein fünfjähriges Abenteuer als Gastronomin: Sie habe den Kampf um die Verlängerung des bis zum 31.5. laufenden Pachtvertrags mit der Genezareth-Gemeinde verloren. Von verhärteten Fronten spricht sie, von Differenzen, die irgendwo zwischen Emotionalem und Rationalem angesiedelt scheinen, und von einem fruchtlosen Mediationsgespräch im November letzten Jahres. Alles in allem mehr Indizien für ein zerrüttetes Verhältnis als für eine harmonische geschäftliche Beziehung.  Denkbar schlecht waren folglich Martina Fandrichs Chancen, als Pächterin die Etablierung des Cafés direkt neben der Genezareth-Kirche fortsetzen zu dürfen.

Da nützte ihr auch eine dicke Kladde voller Unterschriften von Anwohnern und Gästen nichts, die ihr den Rücken stärken wollten. „Die Kirche“, so Martina Fandrich, „wollte aber einen Betreiberwechsel.“ Als erste, durch  Missverständliches befeuerte cafe selig, neukölln, genezareth-gemeindeGerüchte im Kiez began- nen die Runde zu machen, das Café Selig werde geschlossen, reagierte sie ihrerseits durch das Aus- hang einer Mitteilung im Schaukasten des Ge- meindebüros. Doch die scheint eine Spur zu de- zent zu sein, um allge- meine Aufmerksamkeit zu finden.

Eine Frau rüttelt empört an der verschlossenen Tür des Büros, fragt, wo man denn jemanden von der Kirche sprechen könne. Sie wohne im Kiez und habe gehört, dass das Café Selig geschlossen werden soll. „Das ist doch ein Unding“, echauffiert sie sich. Das dürfe doch nicht sein, schließlich habe sich Frau Fandrich so sehr um das cafe selig, neuköllnCafé bemüht. Neben derartigen persönlichen Protesten hat sich auch eine Initiative gebildet, die ihren Unmut durch Zettel zum Ausdruck bringt, die rund um das Epizentrum der Aufruhr angebracht wurden.  Außer Wut und Enttäuschung symbolisieren die freilich auch ein gewisses Maß an Naivität und Verpeiltheit. Das Ansinnen der Initiative, sich basisdemokratisch in marktwirtschaftliche Belange einmischen zu können, wird jedenfalls am Betreiberwechsel für das Café Selig nichts ändern.

„Der Traum ist ausgeträumt“, sagt Martina Fandrich mit Tränen in den Augen. Aus- gerechnet jetzt, bedauert sie, wo sich das Café durch die Öffnung des Tempelhofer Feldes im Aufwind befinde und die Flaute vorbei sei. Ihre persönliche Zukunft sieht sie weniger optimistisch: „Insolvenz und Arbeitslosigkeit. Was soll schon sonst kommen?“

=ensa=

Attention please!

Schon erstaunlich, worauf offenbar manche Leute aufmerksam gemacht werden müssen: Dass Tiere beißen können, Verletzungen beim Sturz in Müllcontainer drohen und Straßen nicht überquert werden sollten, ohne auf den Verkehr zu achten.

Angesichts der Erfolge solcher Warnungen könnten weitere Hinweise – an geeig- neten Stellen platziert – sinnvoll sein:  Beispielsweise die, dass durch das Ankokeln von Kinderwagen, Papier oder Müll in Hausfluren ebenso Menschenleben gefährdet werden  wie durch brutale körperliche Attacken in U-Bahn-Stationen.

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Jetzt geht’s rund

Bis morgen Nachmittag haben sie noch Zeit, ihre Fahrgeschäfte, Futterbuden und Losstände aufzubauen: Um 17 Uhr wird Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky mit dem obligatorischen Fassbieranstich die 46. Neuköllner Maientage in der 46. neuköllner maientage, hasenheide, neuköllnHasenheide eröffnen.

Noch heute ist das Gelände, auf dem das größtes Parkfest Berlins bis zum 22. Mai wieder hunderttausende Be- sucher anlocken wird, eine Anein- anderreihung vieler verschiedener großer und kleiner Baustellen. Der Eingang am Columbiadamm, der ab morgen illuminiert sein soll, ist noch nicht fertig. Die Männer vom Neuköllner Natur- und Grünflächenamt wuseln noch durch die Beete rund um das 46. neuköllner maientage, hasenheide, neukölln, natur- und grünflächenamt neuköllnRummelareal, um sie von natürlichen Relikten des Winters und menschlichem 46. neuköllner maientage, hasenheide, neuköllnund tieri- schem Müll zu befreien. Ein- zig die Bäume, während der Maientage be- währte und gut geschützte Kabelträger, scheinen bereits bestens auf alles vorbereitet zu sein. Doch grundsätzlich gilt das auch für alle anderen Beteiligten.

Einer von ihnen, wenn nicht gar der wichtigste, ist Thilo-Harry Wollenschläger, der das vom Bezirksamt Neukölln veranstaltete Volksfest erstmals organisiert. Er fühle sich den Maientagen schon aus einem sehr 46. neuköllner maientage, hasenheide, neukölln, thilo-harry wollenschlaeger, franziska giffeypersönlichen Grund eng verbunden, erzählt er: Als er am 14. Februar 1966 geboren wurde, wurde der Vertrag für das erste Volksfest in der Hasen- heide unterschrieben. Nun hat der Spross einer traditionsreichen Schau- stellerfamilie die Festplatzleitung übernommen, die jahrzehntelang in der Hand von Richard Simmons und der Hans Purwin KG gelegen hatte. Alles umkrempeln wolle er selbstverständlich nicht, erklärte er heute an der Seite der Neuköllner Bezirksstadträtin Franziska Giffey bei einer Pressekonferenz: „Aber es wird schon einige Neuerungen geben.“ Den Event-Euro beispielsweise. Wer 10 Euro in ihn investiert, bekommt dafür Maientage-Zahlungsmittel im Wert von 12 Euro, die an 46. neuköllner maientage, hasenheide, neuköllnallen Buden und Fahr- geschäften verjubelt wer- den können. „Das Wich- tigste ist doch“, so Wollen- schlaeger, „dass ein Volksfest für die Menschen im Bezirk bezahlbar ist.“ Dazu trage auch der freie Eintritt bei.

Ein weiteres Novum sei die enge Zusammenarbeit mit mehreren Migranten- vereinen, die unter dem Motto „Einheit in Vielfalt“ vom 6. bis 8. Mai ein arabisch-deutsches und vom 13. bis 15. Mai ein türkisch-deutsches Freundschaftsfest mit Bühnenprogrammen organisieren. Er sei guter Dinge, sagte Thilo-Harry Wollenschlaeger, dass wir tolle Maientage erleben werden.

Seinen Optimismus teilt auch der Betreiber des Riesenrads, kanalisiert ihn jedoch 46. neuköllner maientage, hasenheide, neukölln, riesenradzunächst in die kommenden Stunden. Einen Tag, erzählt er, brauchen seine Leute und er – wenn alles glatt läuft – bis die Einzelteile zusammengesteckt 46. neuköllner maientage, hasenheide, neukölln, riesenradund -geschraubt sind und al- les geputzt ist: „Das wird beim Aufbau ge- macht, weil beim Ab- bauen alles schnell gehen muss.“ Routine für die Männer. Dass die Gondeln am Tag vor der Eröffnung der Maientage noch wie überdimensionale Müslischüsseln übereinander gestapelt sind, beunruhigt sie nicht.

Die Kollegen  vom „Break Dance“, das  in Sichtweite steht, sind  auch  noch nicht  viel

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weiter. Die Achterbahn „High Explosive“ ist nur mit enormer Phantasie als Achterbahn 46. neuköllner maientage, hasenheide, neukölln, achterbahn high explosivezu erkennen. Die Wagen stehen noch auf 46. neuköllner maientage, hasenheide, neukölln, achterbahn high explosiveeinem Tief- lader, ebenso die Kulisse. Per Kran wer- den Fragmen- te der Strecke zu ihren Posi- tionen gebracht und dort montiert. Die Protagonisten der Geisterbahn stehen schon bereit, um für 46. neuköllner maientage, hasenheide, neukölln, geisterbahngruselige Momente zu sorgen. Um die zu erleben, müsste man sich aber zu Fuß durch das Dunkel bewegen, denn die Wagen sind noch nicht fahrtüchtig. Dagegen sieht es an der großen Losbude am 46. neuköllner maientage, hasenheide, neukölln, losbudeFestzelt schon fast so aus, als dürfe es gleich losgehen. Ein bisschen gewischt wird noch, und aus großen Plastiksäcken werden weitere quietschbunte Trost- und Hauptpreise gezerrt, die ab morgen von denen mitgenommen werden können, auf deren Losen Ziffern stehen.

Vor allem der Crew von „Atlantis Rafting“ wird es recht sein, dass die Neuköllner Maientage nicht schon heute beginnen. Gestern stand die Wildwasserbahn noch in 46. neuköllner maientage, hasenheide, neukölln, atlantis rafting wildwasserbahnHamburg. Heute Mittag war das Fahrgeschäft fast komplett in die Hasenheide überführt. „Auf einen Wagen warten wir noch, aber das 46. neuköllner maientage, hasenheide, neukölln, atlantis rafting wildwasserbahnwird“, sagt einer der Fahrer. Er hat die Tour bereits hinter sich und steht am Columbiadamm, um seinen Kollegen herbei zu gucken. Auf dem Festplatz ist schon alles für seine Ankunft vorbereitet.

=ensa=

Party für Kate und William

Noch zwei Tage bis sich Catherine Elizabeth Middleton und William Arthur Philip Louis Mountbatten-Windsor in der Westminster Abbey die royalen Ja-Worte geben, die die Braut des  ältesten Sohns des britischen Thronfolgers zur Prinzes- sin machen.

Hunderttausende, schätzt man, werden übermorgen in London die Strecke von der Kirche bis zum Buckingham Palace säu- men, um einen Blick auf die Frischvermählten zu erhaschen. Millionen wer- den das Spektakel im Fernsehen oder bei Public Viewings verfolgen.

Und auch in Neukölln bereitet man sich auf die Hochzeit von Kate und William vor. Robert Berridge, der Inhaber von Britain in Neukölln/British Foods, lädt am Freitag ab 12 Uhr zur Party in seine Privaträume hinter dem Laden ein. Sandwiches wird es geben, der Grill wird angeworfen und der Fernseher laufen – das war schon jetzt zu erfahren. Ebenso, dass Gäste herzlich willkommen sind und der Verkauf im Vorderhaus selbstverständlich nicht durch das Ereignis unterbrochen wird. Schließlich seien ja nicht alle Royalisten oder Fans königlicher Hochzeiten, die britische Lebensmittel oder Bücher lieben.

=ensa=

Irreführend

Der Bekanntheitsgrad eines Platzes hängt nicht zwangsläufig von dessen Attraktivität ab. Ein gutes Beispiel dafür ist mitten im Neuköllner Norden der Platz, an dem die fakhro supermarkt, neukölln, platz der freundschaft, da-wo-aldi-ist-platzBöhmische Straße, Kan- nerstraße und Schönewei- der Straße auf die Richard- straße treffen.

Im Spätsommer 2007 be- kam dieser Platz nach einer zurückhaltenden Auf- hübschung aus „Soziale Stadt“-Mitteln des Quar- tiersmanagements Ri- chardplatz-Süd gleich noch einen offiziellen Namen verpasst: Freundschaftsplatz sollte nun genannt werden, was bei allen im Kiez nur als Da-wo-Aldi-ist-Platz bekannt war.

Das Vorhaben scheiterte kläglich, und bis heute können weder Kauperts Stra- ßenführer durch Berlin, noch Google Maps oder der berlin.de-Stadtplan den Freundschaftsplatz einer Örtlichkeit in Neukölln zuordnen. Dass sie mit dem Begriff „Da-wo-Aldi-ist-Platz“ auch nichts anfangen können, steht auf einem anderen Blatt.

Inzwischen hat der Lebensmittel-Discounter seine Filiale im Richardkiez ge- schlossen. Demnächst wird dort der Fakhro-Supermarkt eröffnen. Ob der sich auch als neuer Namensgeber für den gegenüberliegenden Platz mausern kann, wird sich zeigen. Bei den alteingesessenen Kiezbewohnern dürfte das schwierig werden, bei neu zugezogenen weniger. Das Aufleben der kaum benutzten Bezeichnung Freundschaftsplatz könnte das Kommunikations- und Orientierungsproblem zwischen beiden Gruppen minimieren. Vielleicht setzt sich aber auch das etwas sperrige Konstrukt  Da-wo-Aldi-war-und-jetzt-Fakhro-ist-Platz durch.

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Verschnaufpause

Kühler und grauer als in den letzten Tagen soll es heute bleiben. Fürs Tempelhofer Feld bedeutet das, dass der Ansturm von Spaziergängern, Picknickern und Grillern, Skatern und Radfahrern, Drachensteigenlassern, Touristen und Berlinern verhaltener

ausfallen dürfte. Die Grillzonen werden weniger überlaufen sein, die Rauchwolken über  ihnen  weniger dicht, und  auch die  Chance,  einen Parkplatz  nahe  am Feld  zu

kriegen, sollte größer sein. Für Frauen hat die kleine Verschnaufpause des Sommers im  Frühling einen  weiteren Vorteil: Geduldiges  Schlangestehen vor den  Klos dürfte

heute nicht nötig sein. Was ja sehr angenehm ist, wenn’s nötig ist.

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Neukölln, das Eidorado für Ostern-Fans

Denn in Berlins krudestem Bezirk findet man nicht nur massig Gelegenheiten zum Erwerb erschwinglicher Osterpräsente, sondern  auch  reichlich Anregungen fürs  ös-

terliche Dekorieren von Hausfluren, Wohnungstüren und Fensterbänken. Da in Neukölln jedoch vieles gerne etwas exzessiver betrieben wird, wurden vor zahlreichen Häusern  im Bezirk  Gerüste  aufgestellt, die  von allen, die  sich dazu  berufen fühlten,

mit farbenfrohem Osterschmuck bestückt werden konnten. Ob die Aktion mit einem Wettbewerb enden soll, der das schönste Baugerüst Neuköllns prämiert, ist derzeit noch nicht bekannt.

=ensa=


Licht am Ende des Tunnels?

la rosa home collection, hermannstraße neuköllnEs bedeutet oft nichts Gutes, wenn vor einer Neuköllner Gewerbeimmobilie diese wunderbar kitschigen, floralen Arrangements aufgestellt la rosa home collection, hermannstraße neuköllnwurden. Für vie- le sind sie be- reits das Syno- nym für die Er- öffnung einer weiteren Spiel- halle.

Auch die lange Zeit verwaisten Räumlichkeiten in der Hermann- straße wären für ein solches Etablissement gut geeignet gewesen: Nebenan buhlt ein Handy-Shop mit Supersonderangeboten um Kunden, einige Meter weiter sorgt der Geld- automat der Postfiliale rund um die Uhr für verzockbaren Nachschub – zumindest theoretisch. Doch, oh Wunder, statt einarmiger Banditen erwarten einen im Inneren des Ladens Utensilien zur Ausstattung der heimischen vier Wände: Porzellan, Bestecke, Deko-Artikel und Wohnaccessoires. Indizien für das Ende des Spielhallen-Booms in Neukölln? Oder „nur“ für einen Hausbesitzer, der nicht nach dem Motto „Hauptsache vermietet“ handelt?

=ensa=


Sonnige Plätze am Wasser

Bereits im Oktober letzten Jahres wurde die neu gestaltete Treppenanlage an der treppenanlage sonnenbrücke nord, sonnenterrasse estrel hotel, neuköllnSonnenbrücke der Öffent- lichkeit übergeben (wir be- richteten) – mit monate- langem äußerst mäßigem  Zuspruch, da das Wetter nicht eben zum Verweilen auf blankem Stein einlud.  Einen gewissen Schub in Sachen Attraktivität erfuhr die Sonnenterrasse zwi- schen dem Estrel Hotel und dem Neuköllner Schif- fahrtskanal erst mit den gestiegenen Temperaturen der letzten Tage. Dass der Run noch sehr verhalten ausfällt, liegt sicher nicht daran, dass Plätze an der Sonne nicht begehrt wären. Ursache scheint vielmehr eine gewisse Verunsicherung unter den potenziellen Nutzern zu sein. Und die wurde dieser Tage auch dadurch genährt, dass das an der Sonnenallee gelegene Eingangstor verschlossen und somit nur der treppenanlage sonnenbrücke nord, sonnenterrasse estrel hotel, neuköllnZugang von der Estrel-Seite möglich war.

Da beließen es viele Passanten bei sehn- süchtigen Blicken auf das 900.000 €-Pro- jekt. Etwas mutigere Naturen wagten sich zögernd auf die große Freitreppe, um den Nächstbesten zu fragen, ob man Hotelgast treppenanlage sonnenbrücke nord, sonnenterrasse estrel hotel, neuköllnsein oder et- was zum Es- sen oder Trinken bestellen müsse, um sich hier aufhalten zu dürfen. Dem ist definitiv nicht so, wenn es einzig um das Besetzen oder Belegen der Freitreppe geht. Anders ist der Fall jedoch – eigentlich – bei der Benutzung der gepolsterten Liegen: „Bitte haben Sie Verständnis, dass dieser Bereich nur für Hotelgäste reserviert ist“ steht an den Seiten des hölzernen Podests, dessen Er- klimmung für Arthrose-Patienten und Unsportliche eine echte Herausforderung sein dürfte.  Umgekehrt könnte es denen schwerfallen, aus den Alternativen – zwei treppenanlage sonnenbrücke nord, sonnenterrasse estrel hotel, neuköllnebenerdigen Liegeeiern – wieder heraus zu kommen.

Doch ein weiteres Manko der Sonnenterrasse betrifft Hotelgäste wie sonstige gleichermaßen: Mülleimer zur Entsorgung von Verpackungsmüll oder Zigarettenkippen sucht man dort vergeblich. Bleibt zu hoffen, dass mit der heutigen Eröffnung des neugestalteten Estrel-Sommergartens, der sich an die öffentliche Freitreppe anschließt, auch diesbezüglich eine neue Ära anbricht. Im eigenen Interesse des Hotels sollte es so sein, denn das ist für die Pflege des gesamten Bereichs zuständig.

=ensa=

Besetzt statt betreten

Da leicht der Eindruck entstehen könnte, der alle überragende Junge würde die Rasenfläche betreten: Er stand auf einer Wolldecke.


Do it yourself

Immer mehr Kreative ziehen nach Neukölln, und darauf reagiert auch der pfiffige Neu- köllner Einzelhändler. Pünktlich zum Oster- fest erweiterte der sei- ne aus frischen und industriell gefärbten Eiern bestehende Pro- duktpalette um Artikel, die kleine und große Künstler frohlocken lassen dürften: Weiße, schon gekochte Eier, die nach eigenem Gusto bemalt und gestaltet werden kön- nen, ohne sie vorher selber zu Wasser las- sen zu müssen.

=ensa=

Steigerungsfähig

Wer nach Neukölln zieht, sich häuslich einrichtet und dabei auch auf ein adrettes Wohnumfeld Wert legt, fängt mit dessen Aufwertung gerne vor der eigenen Haustür an. Ent- sprechend häufig werden so kahle, verlotterte Baum- scheiben zu urbanen Mi- niatur-Gärten.

Dass selbst die ein wenig Arbeit machen, scheint auch dem Begrüner dieser Baumscheibe klar zu sein, weshalb er es erstmal mit einem Scheibchen versucht. Dass die häufig an Baumscheiben vorzufindenden Zäune nicht dazu da sind, die Pflanzen vor den Bäumen zu schützen, sollte ihm aber noch jemand sagen – falls er es nicht gerade erfahren hat.

=ensa=

Neukölln, träum schön weiter

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Wahnsinnige
Eingesperrt in einen Körper
Taubenfrau herzlose Dame
Sie las Zeitung
Höchst merkwürdigerweise
Umgekehrt
Nebenbei fütterte sie Tauben

So beginnt ein Text im Eingangsraum der Ausstellung „Träum schön weiter“ in der Galerie im Saalbau in Neukölln – und die erste Zeile dürfte wohl auch Pate gestanden haben für den Titel der Ausstellung.

„Träum schön weiter“ zeigt Fotos und Geschichten von 13 jungen Neuköllnern, Schülerinnen und Schülern der Albrecht-Dürer-Oberschule. Entstanden sind die Werke in einer Schreib- und Fotowerkstatt, angeleitet von den Autoren Anja Tuckermann und Guntram Weber und den Fotografen Ester Vonplon und Jörg Metzner.

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Die Fotos zeigen den persönlichen Blick in den Heimatbezirk und die Umgebung der jungen Fotografen: Neuköllner Augenblicke, bei Tag und bei Nacht, der Blick vor und hinter die Fassaden, Privates und Öffentliches, Schönes und weniger Schönes. Mit träum schön weiter, galerie im saalbau, neukölln, b like berlinihren sehr persönlichen Texten geben die jungen Schüler den Blick auf sich und ihr Innerstes frei.

Die Ausstellung ist Neuköllnern und Nicht-Neuköllnern zu empfehlen und noch bis zum 24. April zu sehen (Di. – So. 10 – 20 Uhr; Eintritt frei).

Die Ausstellung ist ein Projekt des Archivs der Jugendkulturen e.V. in Berlin-Kreuzberg. Das Archiv besteht seit 1998 und sammelt authentische Zeugnisse aus den Jugend- kulturen, wie Fanzines, Flyer, Musik, sowie wissenschaftliche Arbeiten, Medienberichte usw., und stellt diese der Öffentlichkeit in seiner Präsenzbibliothek kostenfrei zur Verfügung. Darüber hinaus veröffentlicht das Archiv seine Ergebnisse in einer eigenen Verlagsreihe. Das Archiv der Jugendkulturen wurde mit dem Kulturpreis 2010 der Kulturpolitischen Gesellschaft ausgezeichnet.

=B like Berlin=


Neukölln zeigt Herz

Ganz liebevoll gestaltet und gut geschützt in Gärten …

… und als leuchtende Reklame. Denkmäler für Ewald Friedrich Graf von Hertzberg, der den Seidenanbau in Berlin einführte und auf dem Schloss Britz lebte, sind beides nicht. Dafür wurde eine Straße in Neukölln nach ihm benannt, die wiederum nicht mit der Herzbergstraße verwechselt werden sollte. Denn die ist in Lichtenberg.

=ensa=


Spritzig

Montag ist sie vorbei – die entspannte Zeit für Aquaphobiker und Menschen mit schwacher Blase, die gerne im Kör- nerpark die Seele baumeln lassen.

Pünktlich um 11 Uhr will Neuköllns Bau- stadtrat Thomas Blesing zur Tat schrei- ten: Mit dem obligatorischen „Wasser marsch!“-Ruf nebst technischer Un- terstützung sollen die Brunnenanlage auf der östlichen Seite des lauschigen Gartendenkmals aus dem Winterschlaf geweckt und die Fontänen zum Sprudeln gebracht werden.

Den Wasserstellen am Neuköllner Rat- haus, am Schloss Britz und im Von-der- Schulenburg-Park steht das noch bevor. Rechtzeitig vor Ostern sollen aber auch die wieder zu nasser Hochform auflaufen.

=ensa=

Nur in Neukölln: die nasse Dimension der 3. Langen Nacht der Opern und Theater

Sie ist viel jünger als die Lange Nacht der Museen, die im nächsten Winter 30 wird, und die Lange Nacht der Wissenschaften, die schon mehr als 10 Jahre auf dem Buckel hat: die Lange Nacht der Opern und Theater. Morgen findet sie zum dritten Mal statt, mit 60 Bühnen in ganz Berlin, die von 19 bis 1 Uhr ihre Pforten öffnen und den Besuchern Appetithäppchen der darstellenden Künste servieren.

Das wohl ungewöhnlichste Amuse-Gueule bietet sich dabei in Neukölln – auf einer Bühne, die gar keine ist. Die nach Chlor statt nach Kulturtempel riecht, weil dort normalerweise  geschwommen und nicht gesungen oder geschauspielert wird. Doch

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das gilt nicht mehr, seit im Neuköllner Stadtbad in der Ganghoferstraße, das zu den schönsten Jugendstilbädern Deutschlands zählt, für die Unterwasseroper AquA- ria_PALAOA geprobt wird, die dort am 1. Mai ihre Premiere erlebt. Bei der Langen unterwasseroper aquaria_palaoa, stadtbad neukölln, gropius chorNacht der Opern und Theater gibt es bereits die Möglichkeit, Kostproben der Aufführung zu genießen.

Für die gebürtige Dresdenerin Clau- dia Herr, Mezzosopranistin und Ini- tiatorin der Produktion, ist die Situa- tion, in diesem Ambiente aufzutreten, nichts Neues. Bereits vor 11 Jahren startete sie das Experiment des Unterwassergesangs im Stadtbad Neukölln. Von anderen indes, die neu zum Ensemble gestoßen sind und die große Schwimmhalle bisher nur als Stätte sportlicher Aktivitäten kannten, erfordert  es eine beträchtliche Umgewöhnung. Chorproben mit nassen Füßen, in Badeanzug oder -hose, bei  tropischem  Klima und mit  laminierten Notenblättern – das ist  für die  Mit-

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glieder des Gropius-Chors, die in der Unterwasseroper einen Chor alter Robben geben, besonderes Erlebnis und Herausforderung zugleich. So blieb auch die Gelegenheit zur Erfrischung im 26° warmen Nass weitgehend ungenutzt. Wesentlich enthusiastischer zeigten sich dagegen die Sängerinnen und Sänger des jungen Robbenchors, besetzt durch das Ensemble AquAria_PALAOA, beim Umgang mit dem

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Element Wasser. Als Claudia Herr zur Besprechung an den Beckenrand rief, mussten die erst wieder auftauchen. Morgen wird man alle dann zu Wasser und an Land erleben können.

=ensa/kiezkieker=


Isa Genc hat den Plakat-Malwettbewerb für die „Neuköllner Maientage“ gewonnen

isa genc, albert-schweitzer-schule, gewinner plakatwettbewerb, maientage 2011, neuköllnNoch 15 Tage, dann beginnen in der Hasenheide die 46. Neuköllner Maien- tage. So lange muss sich Isa Genc nicht mehr gedulden, denn die Plakate, die auf das größte Parkfest Berlins hinweisen, werden selbstver- ständlich schon früher gehängt, und die sind für den 15-Jährigen in die- sem Jahr mindestens ebenso wichtig wie der Neuköllner Traditionsrummel selbst. Es ist nämlich die von ihm gemalte Jahrmarktszenerie, die die 1.500 Plakate schmücken wird, weil der Schüler der Albert-Schweitzer-Schule mit ihr zum Gewinner des Malwettbewerbs wurde.

Über 100 Neuköllner Schülerinnen und Schüler hatten daran teilgenommen, wie Bezirksschulstadträtin Dr. Franziska Giffey (2. v. l.) gestern bei der Präsentation des Sieges und der fünf Platzierten verriet: „An Isas Bild gefiel uns vor plakatwettbewerb neuköllner maientage, dr. franziska giffeyallem die Dominanz der vielen Details.“ Die seien ihm auch sehr wichtig gewesen, erklärte der stolze Nachwuchskünstler. Er gehe gerne und oft zum Rummel in der Hasenheide und sehe bei den Buden und Fahrgeschäften immer ganz genau hin.

Eine völlig andere Herange- hensweise zeichnete den Wettbewerbsbeitrag der Drittplatzierten aus. „Die gina piehl, plakatwettbewerb, neuköllner maientageOriginalität des Bildes hat uns sehr beeindruckt“, sagte Franziska Giffey über das Werk von Gina Piehl. Die 17-Jährige, die bevorzugt Mangas und Portraits malt, hatte zwei Figuren mit bläulich-lilanem Teint in eine talwärts sausende Achterbahn gesetzt. Die Vermutung, dass die Hautfarbe Rückschlüsse auf den womöglich zweifelhaften Fahrspaß zulassen soll, dementierte die Schülerin des Hannah-Arendt-Gymnasiums umgehend: „Ich wollte nur nicht, dass sie eine bestimmte der vielen Nationalitäten in Neukölln repräsentieren.“

Im Rahmen der Eröffnung der gut dreiwöchigen Maientage, die erstmals durch ein türkisch-deutsches und ein  arabisch-deutsches Freund- schaftsfest mit Kulturprogramm ergänzt werden, werden Isa Genc, der gestern verhinderte Zweitplatzierte und Gina Piehl dann vor großem Publikum geehrt. Dass sie Freifahrtscheine als Anerkennung für ihre künstlerischen Beiträge erhalten, ist bereits sicher; alles andere bleibt bis zum 29. April ein Geheimnis.

=ensa=

 

Vom Brandenburger Tor bis Britz: volles Programm für Königin Beatrix und Karl

Auf Karls Anwesenheit hätte die niederländische Königin am zweiten Tag ihres Berlin-Aufenthalts höchstwahrscheinlich gerne verzichtet. Doch der stürmisch-nasse Begleiter ignorierte einfach jegliche Etikette und schaffte es ohne Einladung oder Akkreditierung auf die Gästeliste des royalen Besuchsprogramms.

Das begann heute Morgen um halb 9 am Brandenburger Tor und führte Königin erlebniscircus e.v.,mitmachzirkus mondeo neuköllnBeatrix anschließend zum Fernsehturm am Alexan- derplatz.  Um kurz vor 11 wird die 73-Jährige nach einer Bootstour auf der Spree, bei der ein wenig Zurückhaltung von Karl si- cher besonders erwünscht wäre, ihre dritte Station erreichen: das Hotel nhow, wo sie gemeinsam mit Klaus Wowereit über die Kreativwirtschaft in der Region Osthafen informiert werden soll. Um 14.50 Uhr schließlich ist mit der Ankunft der Königin beim  Mitmachzirkus Neukölln im Neuköllner Ortsteil Britz die letzte Attraktion der Berlin-Tour erreicht. Statt Karl wird Beatrix der Niederlande dann Heinz an ihrer Seite haben – Buschkowsky.

=ensa=

 

Nach Neukölln geschwappt

Wer sich im Norden Neuköllns auskennt und häufig im Bezirk aufhält, weiß, wie lästig sie sind: diese Heerscharen von Touristen, die sich mit Reiseführern und Kameras durch die Straßen jenseits des Reuterkiezes wälzen, in Kneipen, Cafés und Restaurants südlich des Hermannplatzes einfallen und in den Geschäften zwischen Neuköllner Schiffahrtskanal und Tempelhofer Feld ihre Reisebudgets verjubeln, dass die Kassen nur so klingeln. Es war folg- lich nur eine Frage der Zeit, wann die einschlägigen Beschützer vor dem Bösen die Besucher des Bezirks in die Liste ihrer Feindbilder aufnehmen und – nach Kreuz- berger Vorbild – mit dem Touristen-Bashing begin- nen würden.

Nun sind erste Anzeichen dafür aufgetaucht, dass die Welle es nach Neukölln geschafft hat. Unweit der Schmierereien schloss vor nicht langer Zeit ein winziges Café, weil die Ausgaben über den Einnahmen lagen. In Sichtweite wird demnächst ein Delikatessenladen mit Gastronomie-Segment er- öffnen, um den Kampf ums Überleben aufzunehmen. Die Unterstützung durch Touristen wird dabei sicher gerne angenommen.

=ensa=

 

Reminiszenz an eine (Neuköllner) Legende

Frank Zander, die ehemalige Bundesverfassungsgericht-Präsidentin Jutta Limbach, der Kameramann Robert Baberske, Kurt Krömer-Erfinder Alexander Bojcan, der Komponist Gerhard Winkler, Gunnar Möller, Günter Pfitzmann und Inge Meysel – alles berühmte Neuköllner.

horst buchholz, das erste, wdr, legendenEin weiterer ist Horst Buchholz, und um den geht es heute Abend in der ARD. Ab 21 Uhr zeigt der Sender in der Reihe „Legenden“ eine Rück- schau auf das Leben und Wirken des Schauspielers, dessen Todestag sich vor sechs Wochen zum achten Mal jährte.

=ensa=