Spielhallen, Laubbläser, Hasenheide, Baustellenmarketing: ein lokalpolitisches Potpourri bei den Ausschusssitzungen

Fans öffentlicher Ausschusssitzungen der Neuköllner Bezirksverordneten haben in dieser Woche ein strammes Programm. Und vor allem morgen geht ohne eine gewisse Entscheidungsfreudigkeit gar nichts, denn ab 17 Uhr tagen zeitgleich der  Wirtschaftsausschuss und der Ausschuss für Bildung, Schule und Kultur.

Letzterer trifft sich in der Stadt- bibliothek in den Neukölln Arcaden und hat neben dem Thema „Leh- rerstundenzuweisung“ Punkte, die sich um Stadthistorisches ranken, auf der Tagesordnung. Parallel dazu kommen im Köln-Zimmer des Neuköllner Rathauses die Mitglieder des Wirtschaftsausschusses zusammen: Der Spielhöallen-Problematik wird bei ihrer Sitzung behandelt; zudem stehen die Vorstellung des Citymanagements und des Baustellenmarketings in der Karl-Marx-Straße auf ihrer To Do-Liste.

Um den Einsatz von Laubbläsern geht es u. a. Mittwoch ab 17 Uhr im Wetzlar-Zimmer im Rathaus Neukölln bei der Sitzung des Ausschusses für Wohnen und Umweltschutz. Donnerstag ab 17 Uhr kommen dann – ebenfalls im Wetzlar-Zimmer – bei der Zusammenkunft des Ausschusses für Naturschutz und Grünflächen die Artenschutzbeauftragten zu Wort und die Personalprobleme beim Neuköllner Grünflächenamt (NGA) zur Sprache. Ferner wird es unter dem TOP Ö3, der auf der Tagesordnung „Hasenheide soll endlich zur Ruhe kommen“ heißt, um die Neuköllner Maientage und ihre verheerenden Auswirkungen auf die Grünanlage gehen.

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Schemenhafte Transparenz

Winternachmittag in einem SB-Waschsalon in Neukölln

Total daneben

Das sogenannte Unterschichten-TV-Format „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ ist in der heißen Phase angekommen. Heute endet die Amtszeit der 2009 gekürten Dschungelcamp-Königin Ingrid van Bergen und die der Thronfolgerin oder des Thron- folgers beginnt.

Da geht die Post offenbar davon aus, dass im sogenannten Unterschichtenbezirk Neu- kölln Briefkästen lässlich geworden sind, weil alle nur noch pausenlos ihre Telefone malträtieren, um für Katy Karrenbauer, Peer Kusmagk oder Thomas Rupprath zu voten. Dem ist aber nicht so!

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Neukölln feiert

Die Festivitäten rund um das 650-jährige Jubiläum der ersten urkundlichen Er- wähnung Rixdorfs sind gerade vorbei, endeten mit dem Jahr 2010, da wird in Neukölln schon wieder gefeiert. Weißes Konfetti fällt über dem Bezirk vom Himmel, die Hausdächer sind dezent gepudert. Zudem haben zahlreiche Neu- köllner kahle Straßen- bäume mit Dingen ge- schmückt, die ihnen einst lieb waren. Allüberall Re- likte, die das Loslas- sen-Können symbolisie- ren, denn um das geht es am heutigen Feiertag.

Man schrieb den 27. Ja- nuar 1912, als Kaiser Wilhelm II. das Gesuch des damaligen Oberbürgermeisters Curt Kaiser geneh- migte, Rixdorf in Neukölln umzubenennen und so dem mit dem Namen Rixdorf verbundenen Image ein Ende setzte.

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Verkehrsberuhigung leicht gemacht

Eigentlich gehört die Kienitzer Straße gar nicht zu dem Bereich im Schillerkiez, der nach einem Beschluss der Bezirksver- ordnetenversammlung (BVV) Neukölln vom 8. Dezember 2010 zur verkehrsberuhigten Zone werden soll. Diese auf Antrag der Neuköllner CDU beschlossene Maßnahme wird lediglich die Schillerpromenade von der Okerstraße bis zum Herrfurthplatz betreffen, nicht aber die Seitenstraßen. Unklar ist derzeit noch, wann sich die Bezirks- haushaltskasse öffnet, entsprechende Schil- der aufgestellt und Aufpflasterungen oder Bremsschwellen installiert werden.

Indes wird in der Kienitzer Straße bereits demonstriert, dass verkehrsberuhigende Verfahren auch zum Nulltarif möglich sind. Einige dieser Fahrbahnabsenkungen kreuz und quer über die Straße verteilt, dürften selbst sportlichste Raser zur Räson bringen. Man muss eben nur aufpassen, dass sich die Fallgruben nicht zu einem großen Ganzen vereinigen, in dem statt eines Reifens gleich das komplette Auto verschwindet. Das wäre dann doch vielleicht ein bisschen zu viel der Verkehrsberuhigung.

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Live dabei sein

Waren es in der letzten Woche vor allem die Fachausschüsse der Neuköllner Lokalpolitik, die öffentlich im Rathaus tagten, so kann man in dieser am 26. Januar live dabei sein, wenn in der 43. Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) über Vorlagen, Anfragen und Anträge beraten wird.

Ab 17 Uhr geht es im BVV-Saal – nach Dringlichkeiten, Geschäftlichem und nach- dem The Big Buschkowsky das Wort hatte – um diverse mündliche und große schriftliche Anfragen zum Thema Schule/Bildung. Einen Schritt weiter gehen die Neuköllner Grünen: Sie fordern mit ihrem Antrag „Recht auf Schulbesuch“, dass der Bezirk allen in Neu- kölln lebenden Kindern – unabhängig vom Aufenthaltsstatus der Eltern – den Schulbe- such ermöglichen möge. Etwas unprakti- kabel mutet dagegen der der SPD Neukölln an, die das Bezirksamt bittet, „die gesetzlichen Vorschriften zur Kontrolle des Rauchverbots in Gaststätten durchzusetzen“. Wobei: Bitten kann man ja um vieles.

Die komplette Tagesordnung gibt es hier als pdf-Datei.

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Tag und Nacht im Einsatz: Der Neuköllner Bauer Mette ist Stallmeister bei der Grünen Woche

„Zum Stichtag 3. November 2010 wurden im Land Berlin 655 Rinder gehalten“, teilte das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg in der vergangenen Woche mit. Mehr als ein Viertel der Wiederkäuer, fanden die Zahlenmaterialsammler heraus, gehören der Rasse Holstein-Schwarz- bunt an.

Über 20 Rinder besitzt auch Werner Mette, der im Neuköllner Ortsteil Bu- ckow in vierter Generation den Bauernhof seiner Fa- milie betreibt und zu den sechs Berliner Vollzeit- bauern gehört, die mit Ackerbau und Viehhal- tung ihren Lebensunter- halt erwirtschaften. Auf insgesamt etwa 100 Hektar Land baut der 45-Jährige Getreide, Raps, Mais und Kürbisse an; zum Viehbestand zählen neben den ungarischen Steppenrindern Schweine, Schafe, Pferde, Hühner, Wachteln und Kaninchen.

Mit eben dieser tierischen Bandbreite hat es Bauer Mette auch aktuell zu tun. Seit dem 21. und noch bis zum 30. Januar muss der heimische Hof gänzlich ohne ihn auskommen, da der Landwirt erstmals den Posten des Stallmeisters bei der Internationalen Grünen Woche übernommen hat. Die Hallen 25 und 26 sowie der Erlebnisbauernhof sind nun sein Reich, in dem er die Verantwortung für das Wohl der etwa 3.000 Nutztiere vom massigen Kaltblüter über quiekende Ferkel bis zur Honigbiene trägt – rund um die Uhr.

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Recycling total: Neues aus Autositzen, Socken und Anzughosen

Öko-Mode – das klingt für viele immer noch nach Frischkornbrei und „Atomkraft? Nein danke“-Buttons, nach grauem Recycling-Papier, entenfußähnlichen Lederschuhen, in der Badewanne gefärbten Latzhosen und groben Stoffen in Naturtönen.

Dass sich ökologisch korrekt hergestellte Klei- dung und Accessoires längst nicht mehr von Designtem unterscheiden müssen und wollen, das ohne diesen Anspruch hergestellt wurde, zeigt derzeit die theKEY.to-Messe in der Colum- biahalle. Heute ist dort – nach zwei  Tagen für Fachbesucher und Presse – Pub- likumstag (10 – 18 Uhr; Eintritt: 5 €).

Es war eine Limousine der Marke Lincoln, die ausgeschlachtet wurde, damit diese Tasche entstehen konnte. Sie gehört zur Limited Edi- tion des kanadischen Labels Mari Cla Ro, das in Toronto beheimatet ist. Vor allem auf Schrottplätzen wird das Designer-Team fündig, wenn es um die Produktion neuer Teile für die aus Taschen, Porte- monnaies und Jacken be- stehende Kollektion geht: „Sicherheitsgurte, Beschichtungen von Armaturenbrettern und Innenraumver- kleidungen, Sitzbezüge – es gibt eigentlich nichts, was wir nicht recyclen können“, sagt einer von ihnen. Sogar Fragmente explodierter Airbags finden sich als Details an Business- und Freizeit-Taschen wieder oder werden zu sportiven Jacken.

Auch bei der Wienerin Anita Steinwidder kommt vermeintlich der Mülltonne oder dem Alt- kleidercontainer Geweihtes zu neuen Ehren. Die ausgebildete Architektin zerreißt oder zer- schneidet alte T-, Sweatshirts und Pullover und setzt sie zu schicken, alltagstauglichen Remade-Unikaten zusammen. Ausschließlich aus ausgemusterten Socken und Strümpfen entstanden ist ihre Kollektionsreihe „Shape“, die mit den Struktu- ren und deut- lichen Ge- brauchsspuren wie Fersenab- drücken der verwendeten Materialien spielt.

Ausgediente Männerhosen aus dem Fundus der Wiener Volkshilfe Box sind es dagegen, die vom Label MILCH verarbeitet werden: zu originellen Klei- dern, Röcken, Jacken und Kappen, die nur selten ein Geheimnis daraus machen, was für sie zweck- entfremdet und recycelt wurde.

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Heute international, in Neukölln tagtäglich

Googelt man nach Neukölln+Jogginghosen präsentiert die Suchmaschine nach nur 0,07 Sekunden stolz ungefähr 18.100 Ergebnisse. Damit steht Neukölln zwar weit hinter dem Bezirk Friedrichshain zurück, der es auf 48.600 Ergebnisse bringt,  doch das ändert nichts daran, dass Neukölln als die Jogginghosen-Hochburg in Berlin – wenn nicht gar deutschland- oder weltweit – gilt. Wer jedoch denkt, dass es im Bezirk vor Läufern nur so wimmelt, liegt vermutlich weit daneben. Denn die meisten Neuköllner Jogginghosen werden höchstwahrscheinlich  nur selten schneller als im gemächlichen Schritttempo bewegt, sind meist in Wohnungen oder im Straßenbild und nur in Ausnahmefällen auf einschlägigen Laufstrecken anzutreffen. Gut möglich, dass das das Schicksal etlicher Jogginghosen, nicht nur in Neukölln, ist. Dass die geräumigen Hosen mit Gummizug und Bändsel am Bund längst vom Synonym für Sportlichkeit zum Ausdruck eines „Ich mach’s mir dann mal bequem“-Lebensgefühls mutiert sind. Wie auch immer: Heute wird dem variablen Kleidungsstück mit dem Internationalen Jogginghosentag 2011 gehuldigt.

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Dem Wetter zum Trotz: es grünt in der Columbiahalle

THEKEY.TO,conspiracy,columbia-halleZu verdanken ist das aber nicht etwa der morgen beginnenden Grünen Wo- che, sondern dem Neuköllner Unter- nehmen theKEY.to. Von heute bis Samstag präsentiert es vis-à-vis vom Hangar des ehemaligen Flughafens Tempelhof eine internationale Messe für grüne Mode und Lifestyle-Produkte mit Nachhaltigkeitsfaktor.

Rund 50 Labels und Designer aus 15 Nationen sind bei der vierten theKEY.to-Auflage, die unter dem Motto „Conspi- racy“ steht, dabei. Als Schirmherrin konnte erneut die Bündnis 90/Die Grü- nen-Chefin Renate Künast gewonnen werden.

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Gewusst wo, wer und was

„Wo ist denn Knut?“ – das ist nach wie vor eine Frage, die viele Besucher des Berliner Zoos beschäftigt. Und der macht es ihnen ob seiner Ausschilderungsantipathie wahrlich nicht leicht, den direkten Weg zum Objekt der Begierde zu finden. Eine völlig andere Informationspolitik  fährt dagegen  der Tierpark Neukölln in  der Hasenheide.

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Dort gibt es Schilder, wohin man auch sieht. Aber außer vielen Schildern, die ankündigen, was früher oder später gebaut werden soll, gibt es natürlich auch bereits fertige Gehege, in denen (zum Nulltarif!) richtige Tiere be- staunt werden können: Kleine wie Hühner und Enten, größere wie Lamas, Schafe und Emus und richtig große,  die selbstver- ständlich ebenfalls nicht ohne sachdienliche Hinweise für Großstadtkinder und -eltern präsentiert werden.

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Neues Pionierprojekt auf dem Tempelhofer Feld?

Oder sieht das nicht schwer nach der Konfrontations-Lektion einer Therapiegruppe für Agoraphobiker aus?

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Hingehen, -gucken und -hören

Mehrmals pro Woche kommen die Neuköllner Bezirksverordneten im Rathaus  zu den Sitzungen verschiedenster Ausschüsse zusammen. Gemeinhin sind diese Sitzungen öffentlich, doch da die Termine und Tagesordnungen nicht wirklich offensiv beworben werden, bleiben die Damen und Herren Volksvertreter meist unter sich, was vom Sinne des Erfinders weit entfernt sein dürfte. Deshalb wird es hier nun jeden Montag einen Überblick über das geben, was auf lokalpoli- tischer Ebene öffentlich im Rathaus stattfindet.

So tagt morgen ab 16.30 Uhr der Ausschuss für Verwaltung und Gleich- stellung, in dem es u. a. um Berichte über die Task Force Od(?)erstraße (ge- meint ist vermutlich die TF Okerstraße) und die Umsetzung des Leitbildes zur interkulturellen Öffnung des Bezirksamts gehen wird.

Donnerstag ab 17 Uhr trifft sich dann der Jugendhilfeausschuss im Deutsch-Arabischen Zentrum in der Uthmannstraße und berät z. B. über die Möglichkeit der nachhaltigeren Jugendarbeit gegen Rechts- radikalismus in Rudow.

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Rätselraten um Frollein Langner

Vor kurzem stand noch „Café Roseneck“ über der Tür, aber dieses Kapitel der Historie des Hauses an der Kreuzung Oker-/Weisestraße ist nun endgültig passé. „Glücklicherweise“, sagt eine Frau aus der direkten Nachbarschaft. Der Laden, auf den sie sich zunächst gefreut hatte, habe nichts als Ärger gemacht. Denn die Lokalität mit dem nach Filterkaffee, Sahnetorten und Kellnerinnen mit weißen Spit- zenschürzchen klingenden Namen erwies sich als Spielcasino. „Damit hatte wirklich niemand gerech- net“, erzählt die Nachbarin.

Bei „Frollein Langner“ wähnt sie sich vor derlei Überraschungen sicher. Junge Leute, hat sie beobachtet, würden dort momentan ein- und ausgehen, um den Laden zu renovieren. „Das wird bestimmt eine Szene-Kneipe“, vermutet die Frau. „Oder vielleicht ja ein Eiscafé. Das könnte die Gegend gut gebrauchen.“

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Neuköllnisch-kreuzbergische Legendenbildung

Ayman, der es im Jahr 2000 mit „Mein Stern“ in die Charts schaffte, wurde in Berlin geboren – das steht fest. In welchem Bezirk der deutsch-tunesische Musiker zur Welt kam, ist jedoch unklar. Erstaunlicherweise offen- bar auch für Ayman selber.

So ist in einem Portrait über ihn in der November-Ausgabe des Magazins CLIQUE zu lesen: „Wie wir erfuhren, ist AYMAN in Neukölln geboren und wohnt seit der 6. Klasse in Buckow. Also ein echter Südstaatler. (…) Der Süden ist auch für AYMAN etwas ganz Besonderes. Er liebt es hier im Süden zu wohnen.“

Schmökert man sich dann aber durch die Website des Musikers, erfährt man in der Biografie, dass er „1974 in Berlin Kreuzberg“ geboren wurde.

Ja, wo denn nun?

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Berliner heizen der BSR ein

In einigen Bezirken wurden sie schon abgeholt, in anderen – und natürlich auch in Neukölln – liegen sie noch bis morgen ein- trächtig neben Streusplit, Zigarettenkippen, Döner- resten und Verpackungs- müll auf den Bürgerstei- gen rum: die abgetakel- ten Weihnachtsbäume.

Etwa 400.000 Tannen sollen es stadtweit sein, die im Laufe des Monats von der BSR abgeholt werden und dann in der neuen Biomasseheizung landen, die die alte Ölheizung auf dem Gelände des Abfallbehandlungswerks Süd ersetzt.

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Bewundernswert konsequent

Mit den guten Vorsätzen ist das ja so eine Sache: Weniger essen, das Rauchen auf- geben, mehr Zeit mit Freunden und der Familie verbringen – oft fällt die Bilanz am Jahresende ernüchternd aus, stellen viele fest, dass daraus wieder nichts geworden ist und das Wollen im krassen Missverhältnis zum Tun gestanden hat.

Da lobt man sich doch die Konsequenz, mit der hier der Vorsatz, pazifistisch durch 2011 zu kommen, in die Tat umgesetzt und spontan auf dem Parkplatz eines Neuköllner Supermarkts abgerüstet wurde.

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Hinter der Fassade

Schon das Äußere der Woolworth-Filiale in der Hermannstraße lässt hoffen, dass sich diese Zweigstelle der Einzelhandelskette von den meisten anderen unter- scheidet. Und das trifft auch zu – wenngleich das Sortiment und das Grabbeltisch-Ambiente kein bisschen von der Firmenphilosophie abweichen. Business as usual. Doch  ein  Blick nach  oben  offenbart,  dass  hier früher  anderen Vergnügen  als  der

woolworth hermannstraße, ehemaliger kindl-saal, neukölln woolworth hermannstraße, ehemaliger kindl-saal, neukölln

Schnäppchenjagd nachgegangen wurde. „Hier hab ich tanzen gelernt“, erzählt ein Mann, der darauf wartet, ein Dreierpack Feinripp-Unterhemden bezahlen zu dürfen. Damals waren, wo seit 1992 die Woolworth-Filiale untergebracht ist, die Festsäle der Kindl-Brauerei, von denen immerhin die stuckverzierten Decken geblieben sind.

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Umsonst und draußen

open air-fitness, boddinplatz, neuköllnNoch hindert ein Zaun Bewe- gungslustige daran, ihre Mus- keln im neuen Open Air-Fit- nesscenter am Boddinplatz spielen zu lassen, doch das soll sich schon bald ändern. Dann stehen dort – finanziert durch Soziale Stadt-Mittel des Quar- tiersmanagements Flughafen- straße – vier Geräte zur Verfü- gung, an denen rund um die Uhr kostenlos der innere Schweinehund vertrieben werden kann.

„Ich bin mal gespannt, wie lange die überhaupt intakt genug sind“, fragt sich eine Anwohnerin des Platzes. Grundsätzlich, sagt sie, begrüße sie den kleinen Trimm-dich-Parcours durchaus, doch direkt vor ihrer Haustür möchte sie ihn nicht haben: „Der Platz hat schon ohne den genug Trinker, Ganoven und Halbstarke angezogen.“ Darauf hätten sie und viele andere auch bei den Bewohnertreffen zum Thema „Umgestaltung des Boddinplatzes“ hingewiesen. Für die Jugendlichen wird er nun bestimmt noch attraktiver, befürchtet sie. „Prost Mahlzeit, wenn die dann im Sommer nachts ihre Übungen machen und sich dabei gegenseitig anfeuern.“ Da sei wohl ohne Ohropax ans Schlafen nicht mehr zu denken. „Insofern hoffe ich fast, dass die Geräte schnell kaputt sind und ihren Reiz verlieren“, grinst sie.

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Schwierige Entscheidung

Manchmal macht Neukölln es einem wirklich nicht leicht. Heute zum Beispiel. Schon beim Blick aus dem Fenster ist das Bedürfnis passé, singend oder summend in den Boomtown Rats-Klassiker „I Don’t Like Mondays“ einzustimmen. Strahleblauer Himmel über den Dächern präsentiert sich den Augen, wenn sie nach oben sehen. Geht die Blickrichtung nach unten, entdeckt man ein anderes Phänomen: Bür- gersteige, die wochenlang unter Schnee und Matsch versteckt oder von Pfützen übersät waren, zeigen sich zumindest partiell endlich wieder von ihrer trockenen Seite. Da weiß man gar nicht, wohin man zuerst gucken soll.

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