Unerwartete (Un-)Möglichkeiten

Normalerweise ist es im Gemeinschaftshaus Gropiusstadt rappelvoll, wenn Fiete Münzner und Uta Carina dort mit ihrer maritimen Advents-Revue auftreten. Wer sich in den letzten Jahren nicht rechtzeitig eine Karte für die Show gesichert hatte, hatte Pech. In diesem Jahr ist das anders, sind plötzlich Karten für Kurzentschlossene erhältlich. Doch das liegt nicht daran, dass die beliebten Entertainer der 70plus-Generation, die nächsten Dienstag wieder im großen Saal des Gemeinschaftshauses gastieren, an Anziehungskraft verloren haben.

Ganz im Gegenteil: Der Kapitän der guten Laune und seine blonde Partnerin stehen bei den Senioren nach wie vor hoch im Kurs. Viele von ihnen hatten sich bereits seit Wochen auf den Termin gefreut, hatten längst Karten reserviert oder sich in ihrer Tagesstätte, ihrem Alten- oder Pflegeheim in die Teilnehmerliste für eine or- ganisierte Gruppenfahrt in die Gropiusstadt eingetragen.

Aber dann brach erneut das Phänomen über Berlin herein, das die Stadt schon vor gefühlten wenigen Monaten heimgesucht hatte: der Winter.  Wochenlang hatte seine 2009/2010-Ausgabe im kongenialen Zusammenspiel mit uneffektiven oder gleich ganz ausgefallenen Winterräumdiensten verhindert, dass sich alte Leute und Gehbehinderte in der frischen Luft bewegen können. Das dürfe sich nicht wiederholen, hörte man damals. Doch genau das ist nun der Fall – und eben deshalb gibt es plötzlich für Kurzentschlossene die Möglichkeit, Fiete Münzner, Uta Carina und den Shanty-Chor Berlin live im Gemeinschaftshaus Gropiusstadt zu erleben.

„Der Preis, sich auf dem Weg dahin die Knochen zu brechen, wäre einfach zu hoch“, sagt eine 78-Jährige traurig, die  gerne wieder dabei gewesen wäre, ihre Reservierung aber storniert hat. „Für unsere Bewohner war die Absage der Fahrt zu der Veranstaltung wirklich ein herber Schlag“, weiß der Ergotherapeut eines Berliner Seniorenpflegeheims, „doch wir wissen wirklich nicht, wie wir sie bei den ver- heerenden Verhältnissen auf den meisten Bürgersteigen sicher hin und wieder zurück bringen könnten.“ Stinksauer seien die alten Leute – auf den Senat.

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