Da kennt der nix!

Seit Tagen schon sind die Männer von der Berliner Feuerwehr im Dauerstress. Doch es ist nicht nur das Element Feuer, das sie ausrücken lässt: Fast die Hälfte der Einsätze geht derzeit auf das Konto von gefrorenem Wasser, das an Dachkanten hängt und sich auf Fußgänger zu stürzen droht. Die Einschätzung, welche Eiszapfen es damit besonders eilig haben und welche sich noch eine Weile in feuerwehrabsperrung, eiszapfenabgang, neuköllnluftiger Höhe festhalten werden, obliegt den Experten der Feuerwehr. So kann es dann vorkommen, dass die zunächst nur ein Absperrband um das Bürgersteigstück zurren, die Eiszapfen-Bergung auf ihre To Do- Liste setzen und erstmal zu einem Einsatzort mit höherer Priorität eilen.

Was in Nebenstraßen meist zum gewünschten Effekt führt, hat jedoch in den Hauptstraßen Neuköllns manchmal nur einen zeitlich sehr begrenzten Erfolg. Mit Limbo-Einlagen auf dem Weg zum Pfannkuchenkauf oder Friseur will sich der gemeine Neuköllner im Jahreswechsel- stress nicht aufhalten. Also wird das Ab- sperrband kurzerhand so weit an den Laternenpfählen empor geschoben, dass alle ohne sportlich-tänzerische Darbietungen ans Ziel kommen.

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Warme Gedanken

Frostig bleibt es heute in Berlin: Tageshöchsttemperaturen weit unter dem Nullpunkt sind angekündigt. Da tun ein paar warme Gedanken gut. Prädestiniert dafür sind Erinnerungen an das zweite Juli-Wochenende dieses Jahres. Die Sonne heizte der Hauptstadt kräftig ein, im Schatten hängende Thermometer zeigten über 38 Grad an.

Das Tempelhofer Feld, heute ein Skilanglauf-Paradies mit Sibirien-Flair, glich damals einer ausgedörrten Steppenlandschaft. Menschen und Tiere suchten sich schattige Plätze, auch wenn bei deren effektiver Ausnutzung zuweilen die Bequemlichkeit etwas litt und zu unorthodoxen Körperhaltungen zwang.

Das allerdings ist heute nicht anders, wenn auf notdürftig geräumten Bürgersteigen Gegenverkehr naht, die Kapazitätsgrenzen der gestreuten Schneisen deutlich und Ausflüge auf die Schneeberge am Wegesrand unvermeidbar werden. Praktisch, dass Winters Bruder Sommer uns schon trainieren lassen hat, mit weniger Platz aus- zukommen.

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Unüberwindbare Hürden

„Das wird wieder ein teurer Winter“, befürchtet Frau Behnke und meint damit weniger die Heizkosten. „Mit dem Heizen übertreib ich’s nicht“, sagt sie, „aber kalt will ich’s auch nicht haben.“ Wer den 2. Weltkrieg miterlebt hat, dem sei eine tiefe Abneigung gegen das Frieren geblieben. Frau Behnke hat ihn miterlebt und – anders als ihr Mann – überlebt. 83 wird sie nächstes Jahr im Frühling: „Darauf freu ich mich jetzt schon.“ Nicht wegen des dann noch weiter fortgeschrittenen Alters, sondern vielmehr, weil das Frühjahr gemein- hin den Winter vertreibt. Obwohl Frau Behnke auch den mag – eigentlich. Wenn die Begleiterschei- nungen nicht wären.

„Seit vier Wochen lauf ich nur noch um den Pud- ding“, sagt die Neuköll- nerin. Aus der Haustür raus, bis zur Ecke, um die Ecke und um drei weitere Ecken, bis sie wieder vor ihrer Haustür steht. Tag für Tag, weil sie Bewegung braucht, unter Menschen sein will und raus muss, um nicht rammdösig zu werden. Dicke Socken in den Winterstiefeln verhindern, dass die Rentnerin kalte Füße kriegt, Spikes unter den Sohlen reduzieren die Gefahr auszurutschen. Aber die Angst vor einem Sturz ist trotzdem immer dabei. Eine Straße zu überqueren, kommt für die 82-Jährige zurzeit nicht infrage: „Das ist doch lebensgefährlich, und die Schneeberge an den Straßenrändern werden immer höher.“ Eine Freundin von Frau Behnke hat vor einigen Tagen versucht, einen zu überwinden, um zum Discounter zu schleichen. Jetzt liegt sie mit einem Oberschenkelhalsbruch und einer eingegipsten rechten Hand im Krankenhaus. Auch für „einen jungen Hüpfer von 71 Jahren wie sie“ sei das gewiss keine angenehme Sache.

In einen Supermarkt würde Frau Behnke auch gerne mal wieder gehen, doch das verbieten die Straßen, die zwischen dem und ihrer Haustür liegen. „Manchmal lass ich mir Lebensmittel liefern oder von dem netten Pärchen mitbringen, das über mir wohnt. Aber das meiste besorg ich im Spätkauf um die Ecke, auch wenn die Preise da höher sind“, erklärt die Rentnerin. Sie habe zum Glück gut verdient und könne sich die Investitionen in ein Stück Alltagsnormalität leisten. Andere Alte, denen es nicht so geht, tun ihr einfach nur leid. Mit einigen davon ist sie befreundet. „Wir telefonieren häufiger als sonst, wiedersehen werden wir uns aber wohl erst, wenn der Schnee weg ist“, erzählt Frau Behnke. So profitiere außer dem Inhaber des Spätkaufs auch noch die Telekom vom Kapitulieren des Berliner Senats vor dem Winter: „Was haben Wowereit und wie sie alle heißen nach dem letzten getönt, dass sich solche Verhältnisse nicht wiederholen dürfen. Und was ist nun besser? Nüscht! Schämen sollten die sich was!“

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Abgeschrieben?

Mit Neukölln werden seit jeher die mannigfaltigsten und oft zugleich kontro- versesten Klischees in Verbindung gebracht. Was man dem Bezirk jedoch, wie dieses Foto beweist, zu Unrecht unterjubeln würde, ist: Da kommt alles weg, was auch nur kurz aus den Augen gelassen wird.

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Wie machen die das? Und wo?

Neuköllns Hunde sind gemeinhin nicht eben zurückhaltend, wenn es darum geht, die Gehwege mit dem zu versauen, was hinten aus ihnen rausfällt. „Auf manchen Bürgersteigen muss man Slalom laufen, um die Tretminen zu umgehen“, sagen viele.

Geht man davon aus, dass sich die Zahl der Hunde, die in Neukölln ihre Verdauungsspaziergänge machen, in den letzten Wochen nicht reduziert hat, müssten die schneebedeckten Wege jetzt von kontrastierenden braunen Haufen übersät sein. Sind sie aber nicht. Gelbe Sprenkel sieht man häufig, Hundekacke jedoch kaum. Geht man weiter davon aus, dass die Zahl derer unverändert ist, die nicht bereit sind, den Hundemüll im Beutelchen nach Hause zu tragen, drängt sich der Verdacht auf, dass Schnee eine lähmende Wirkung auf den Magen-Darm-Trakt bellender Vierbeiner haben muss. Ein Argument für noch mehr weiße Pracht wäre aber auch das nicht.

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Rundes Jubiläum

Der 26. November war ein Freitag, bis zum 1. Advent waren es noch zwei Tage. Auf vielen Einkaufszetteln standen Kerzen, Adventskalender, Tannenzweige, Zutaten fürs Plätzchenbacken, Dominosteine und Marzipanbrote, als es passierte: Aus dem grauen Himmel über der Hauptstadt rieselten die ersten Schneeflocken der Wintersaison 2010/2011, um sich auf Dächer, Bäume, Straßen, Rasenflächen und Bürgersteige zu legen und die Berliner in zwei Fraktionen zu spalten. Während die einen sich an Begegnungen mit der bösen Schwiegermutter erinnert fühl- ten, freuten sich die anderen wie über den Besuch des spendablen Onkels über das Weiß. Schon wenige Tage später machte es  durch eine großzügige Zugabe, der weitere folgten, klar, dass der Aufenthalt mehr als ein kurzes Intermezzo sein und die Gastfreundschaft der Berliner wieder auf eine harte Probe gestellt werden soll. Ein Monat reicht nun aber wirklich!

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Gesucht wird:

der durch dieses Stillleben in einem Neuköllner Hinterhof treffend symbolisierte Titel eines Buches, von dem innerhalb weniger Monate über 2 Millionen Exemplare verkauft wurden.

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Gesucht war: „Ich bin dann mal weg“ von Hape Kerkeling.

 

Neuköllner Besinnlichkeit

Das FACETTEN-Magazin wünscht allen – wo auch immer sie gerade noch schlittern, sich stauen, shoppen oder feststecken – ein schönes, entspann- tes Fest.

Allen, denen der Sinn nach einem Heiligabend der anderen Art steht, sei zur Einstimmung der heute im Tagesspiegel erschienene Beitrag „Zum Fest in die Kneipe“ von Johannes Groschupf empfohlen.

 

Schöne Bescherung

Was zwei Neuköllner Einrichtungen  schon letzten Donnerstag erleben durften, steht heute auch für alle anderen an – so sie es noch rechtzeitig per Bahn, Auto oder Flieger zur festlich geschmückten Tanne schaffen: eine schöne Bescherung.

Der Sonnen-Grundschule und dem Eltern-Kind-Treff Purzelbaum wurde es dagegen vergleichsweise leicht gemacht, beschenkt zu werden. Den Impuls dafür hatten die Kunden der beiden Neuköllner C&A-Filialen gegeben: Sie waren vier Wochen lang aufgefordert worden, auf Wunschzetteln eine im Bereich der Kinder- oder Jugendarbeit tätige gemeinnützige Organisation, ein Projekt oder eine Initiative aus dem Bezirk zu benennen, die bei der C&A-Weihnachts- spendenaktion bedacht werden soll. „Allerdings war es nicht so, dass wir die beschenkt haben, die die meisten Stimmen bekommen hatten“, sagte Filialleiter Andreas Grunert. Die Wunschzettel seien lediglich eine Orientierungshilfe für die Jury gewesen, die aus ihm, seiner Kollegin vom C&A Small Family Store auf der gegenüberliegenden Straßenseite und Neuköllns Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky bestand.

„Für die Sonnen-Grundschule sprach“, so Grunert, „dass sie aus eigener Kraft ein Projekt ins Leben gerufen hat, das den überwiegend migrantischen Kindern nachmittags einen spielerischen Förderunterricht anbietet.“ Dank der 2.000 Euro-Spende könne nun ein Ruheraum eingerichtet werden. Beim  Votum für die Unterstützung des Eltern-Kind-Treffs Purzelbaum e. V. sei vor allem der Fokus auf Angebote für Alleinerziehende entscheidend gewesen: „Der Verein hat im Kiez mit viel ehrenamtlichem Einsatz einen Treffpunkt mit Großfamilienflair kreiert und leistet in seinen Räumen eine wirklich vorbildliche Nachbarschaftshilfe.“ Der C&A-Scheck über 2.000 Euro solle helfen, diese so wichtige Arbeit weiterhin leisten zu können. Wenn die Weihnachtsferien vorbei sind, wird das im Purzelbaum wie auch in der Sonnen-Grundschule in die Tat umgesetzt.

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Mit Blaulicht zur Ernte

Nach tagelanger knackiger Kälte sind nun in Berlin vorübergehend Tempera- turen um den Gefrierpunkt angesagt, die das Eine oder Andere in luftiger Höhe ins Rutschen und zum Absturz bringen könn- ten. Schön, wenn die Männer von der Feuerwehr schneller sind und Eis- zapfen wie diese von den Dachkanten pflücken, bevor sie  unbedarfte Passanten attackieren können.

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Und die Neuköllner Ehrennadel 2011 geht an …

Jedes Jahr verleiht Neuköllns Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky die Neu- köllner Ehrennadel an Menschen, die sich in besonderer Weise um den Bezirk verdient gemacht haben. In diesem Jahr wurden Henriette Abitz, Edelgard Baatz, Klaus-Peter Doettloff, Kazim Erdogan, Christina Rau und Bernd Szymanski mit dieser Auszeichnung dekoriert.

Ob es Buschkowsky sein wird, der auch im nächsten Jahr wieder die Ehrungen vornimmt, wird sich zeigen. Vorher sind schließlich noch Wahlen. Ein aussichts- reicher Anwärter auf eine Neuköllner Ehrennadel 2011 sollte aber definitiv der pflichtbewusste Schneeschipper sein, der den Bürgersteig vor diesem Haus in der Leinestraße vorbildlichst konsequent auf ganzer Breite eis- und schneefrei hält und so allen Fuß- gängern ein ge- sundheitlich unbe- denkliches, kom- fortables Stück Weg beschert. Ein Geschenk, das die für den Bürgersteig vor einer Neuköllner Schule zuständigen Winterdienstler offensichtlich nicht aus dem Sack holen wollen.

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Kratzige Stimme, weicher Kern: Frank Zander lädt heute zum 16. Mal zur Weihnachtsfeier für Obdachlose ein

Er war der, der auf Maries Wohl trank, war Fred Sonnenschein, Kurt und der Ururenkel von Frankenstein. Für Berlins Obdachlose und Bedürftige ist Frank Zander jedoch eher so etwas wie obdachlosenfest, frank zander, estrel hotel berlinein guter Engel: Seit 1995 organisiert der Mann mit der rauen Stimme, der am Neuköllner Karl-Marx-Platz aufwuchs, alljährlich eine Weih- nachtsfeier für sie.

Heute ist es zum 16. Mal soweit. Am Nachmittag bringen Son- derbusse der BVG Frank Zan- ders Gäste aus allen Teilen der Stadt zum Estrel Convention Center in Neukölln, wo der für sein Engagement u. a. mit dem Bundesver- dienstkreuz Geehrte, seine Familie sowie zahlreiche Prominente Gänsebraten mit Rotkohl und Klößen servieren, Geschenke verteilen und ein Showprogramm präsentieren. War es anfangs noch eine verhältnismäßig überschaubare Zahl von 300 Menschen, die die Einladung zu dieser Auszeit vom Alltag annahmen, so sind es heute etwa 2.800, die erwartet werden.

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1.080 für Alp Dogan und andere Leukämiekranke

Der breit gestreute und auch hier veröffentlichte Aufruf, an einer Typisierungsaktion in Neukölln teilzunehmen, um einen Knochenmarkspender für den leukämiekranken Alp Dogan zu finden, führte zu einem beeindruckenden Zwischenergebnis: „An dieser Stelle möchte ich mich als DKMS-Mitarbeiterin bei allen, wirklich allen, bedanken, die sich so tatkräftig für diese Typisierungsaktion und somit auch für den kleinen Alp Dogan eingesetzt haben! Insgesamt ließen sich am Samstag 1080 potenzielle Spender aufnehmen, um Leukämiepatienten helfen zu können. Es kamen Geld- spenden in Höhe von 6361,00 Euro zusammen. Wir hoffen sehr, dass wir Alp und seiner Familie damit helfen konnten und halten Sie natürlich auf dem Laufenden, wenn ein Spender gefunden wird“, teilte uns heute Bagnu Yazici von DKMS Deutsche Knochenmarkspenderdatei in einer E-Mail mit.

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Gründlich verschätzt

„Durch den Einzug des JobCenters in den Kindl-Boulevard wird der Bedarf an Abstellmöglichkeiten für Fahrräder erheblich steigen.“ Mit dieser Be- gründung machte sich die Neuköllner SPD vor Jahresfrist in der Bezirks- verordnetenversammlung für die Auf- stellung von Fahrradbügeln am Kindl-Boulevard stark. Tja, und da stehen sie nun in Reih‘ und Glied,  ebenso arbeitslos und auf bessere Zeiten hoffend wie die JobCenter-Kunden.

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Die süße Seite der Gentrifizierung

Klirrende Kälte, Schnee, blauer Himmel und Sonne – das Wetter hatte es gestern wahrlich gut gemeint: Mit den Aktiven vom Pro Schil- lerkiez, die einzig mit einer N+Förderung von 300 Euro den ersten Adventsmarkt auf dem Herrfurthplatz ge- stemmt hatten, ebenso wie mit denen, die heiße Getränke, Snacks oder sonstiges Wärmendes an- boten und die übli- che  Warenpalette der Schillermarkt-Händler ergänzten. „Sehr schön hier, nette Atmosphäre und zum Glück nicht so überlaufen wie auf dem Rixdorfer Weihnachtsmarkt“, waren sich auch die Besucher einig. Manche hatten den Markt zufällig auf dem Weg zum oder vom Tempelhofer Feld entdeckt, andere wollten ganz gezielt bei der Premiere dabei sein. „Schade, dass es das nicht an allen Adventssamstagen gab“, fanden viele. Mit „das“ meinten sie neben dem, was unter freiem Himmel stattfand, auch das Advents- markt-Programm in der Genezareth-Kirche: Der  augen- scheinlich auch für Jüngere of- fene 60+-Chor sang Rock- und Popsongs, Günter Stolacz Operette und Oper, die Gruppe „Tanz rund um den Globus“ machte die Fläche vor dem Altar zum Tanzparkett und Pfarrerin Elisabeth Kruse lud zum Abschluss des Programms zum Weihnachtslieder-Mitsingen ein.

Auch draußen war Mitmachen angesagt: Ein Weihnachtsmann stapfte über den Markt und belohnte Kinder, die ihm Weihnachtsgedichte aufsagten oder Lieder vorsangen, mit kleinen Geschenken. Um etwas Größeres, das nicht mit Gedichten oder Liedern bezahlt werden konnte, ging es dagegen bei einer Versteigerung am Stand der Organisatoren. Stadtteilführer Reinhold Steinle schlüpfte in die Rolle des Auktionators. „Das Haus“, erklärte er, „ist letzte Woche beim Late Light Shopping von Schülern der Akademie Schmöckwitz und Kindern gebaut worden.“ Der Erlös solle der Karlsgarten-Schule für die Um- gestaltung ihres Schulhofs zugute kommen. Die Skepsis, ob sich jemand finden würde, der bereit wäre, einen Betrag weit über dem Mindestgebot zu zahlen, war dem Moderator anfangs deutlich anzu- merken. Doch seine launige An- preisung des recyclebaren Ein- zimmerhauses zog nach und nach  mehr Schaulustige mit Ambitionen, zum Eigenheim-Besitzer zu werden, an. Die 60 Euro-Marke war schnell überschritten; am Ende fand das Haus für 70 Euro einen neuen Eigentümer. Von spon- tanen Unmutsbekundungen à la „Wir wollen solche Luxusbauten nicht hier im Kiez haben“ ließ der sich nicht einschüchtern.  „Das wird die neue Dependance unserer Firma im Schillerkiez“, verriet Christian Hoffmann stolz. Auch aus weiteren Plänen machte er kein Geheimnis: „Eine Gentrifizierung mit Leb- kuchenhäusern, das ist unser Ziel.“ Der Anfang ist gemacht.

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Passt!

Gut, die Spitze sprengt den Rahmen etwas und könnte noch ein bisschen gekürzt werden, und ein paar Strohsterne, Lametta oder Engelchen stünden dem festlich illuminierten Baum außerdem gut.

Aber sonst zeigen die Bewohner dieser Neuköllner Wohnung doch wirklich perfekt, dass der Einzug von weihnachtlichem Ambiente nicht zwangsläufig Umbau-Aktionen innerhalb der eigenen vier Wände bedeuten muss. Ein großer Pluspunkt des Konstrukts ist zudem die 3-K-Sicherheit: Kinder, Köter, Katzen laufen nicht Gefahr, die pieksige Flora durch Jagdinstinkte oder grobmotorische Bewegungen ins Wanken zu bringen. Sogar die Nervereien, Tannen- nadeln in der ganzen Wohnung zu haben, wenn das gute Stück seine beste Zeit hinter sich hat, entfallen. Einfach genial!

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Tumm gelaufen

„Die im Rahmen der Einschulungsuntersuchungen 2009/2010 erhobenen Daten aller Neuköllner Kinder im Einschulungsalter belegen deutlich: Ein großer Anteil der Kinder hat erhebliche Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache. Insgesamt war rund ein Viertel der untersuchten Kinder nicht in der Lage, weitgehend fehlerfreies Deutsch zu sprechen. Bei Kindern aus Familien mit Migrationshintergrund waren es sogar fast 40 Prozent, darin enthalten 10 Prozent, die gar kein Deutsch sprechen oder bestenfalls einzelne Wörter. Das ist ein ernstes Problem.

Diese Kinder sind praktisch kaum beschulbar, sie haben sehr schlechte Chancen für ihre persönliche Zukunft und ziehen das Leistungsniveau in ihrem Klassenverband nach unten. Vor diesem Hintergrund ist völlig unverständlich, warum die Vor- schulklassen abgeschafft wurden, andererseits aber auf das umstrittene jahr- gangübergreifende Lernen gesetzt wird. Die abnehmende Bildungs- und Leis- tungsfähigkeit verstärkt sich trotz einiger vermeindlicher Zwischenhochs bei den Pisa-Studien“, führt Falko Liecke (CDU), Neuköllns Stadtrat für Bürgerdienste und Gesundheit, in einer Pressemitteilung aus, die die Forderung von Bundesfami- lienministerin Kristina Schröder (CDU) nach einer Vorschulpflicht unterstützen soll.

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Neukölln macht’s möglich

Nur noch wenige Tage, dann brechen viele in den Weihnachtsurlaub auf, fah- ren in die Berge, zu Verwandten oder an die See. Zur Vorbereitung auf die zähflüssige Anreise über verstopfte Autobah- nen hat sich der Bezirk Neukölln in diesem Jahr etwas ganz Besonderes einfallen lassen und auf der Hermannstraße ein Trainingslager für PKW-Reisende eingerichtet. Das geduldige Ausharren im Stau, die Kalkulation des Benzinverbrauchs bei Stop-and-Go-Verkehr, das Anfahren und Bremsen bei winterlichen Straßenverhältnissen – all das lässt sich hier perfekt üben.

Doch damit nicht genug: Auch an Autofahrer mit einer Rechts-Links-Schwäche oder Defiziten beim Know-how hinsichtlich der Vorfahrtsregelung an Kreuzungen wurde gedacht. Für sie steht die parallel zur derzeit zweispurigen Hermannstraße verlaufende Weisestraße als Trainingsparcours zur Verfügung. Ein Angebot, das sich ebenfalls großer Beliebtheit erfreut.

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Motivationsschub für einen Winterdienstler

Was gemeinhin nur beim Abfeiern sportlicher Großereignisse zu sehen ist, konnte heute auch der Chauffeur eines Winterdienst-Fahrzeugs in Neukölln erleben: Eine Gruppe Jugendlicher, die just auf dem unfallträchtig glatten, verschneiten Weg zur Schule war, sprang zur Seite, als sie ihn kommen sah, bildete ein Gasse und machte dem Fahrer spontan jubelnd eine La Ola.

In Hochform

Heute ist Sarah wieder in ihrem Element, denn aus dem Himmel über Neukölln fällt kalter weißer Nachschub und davon kann Sarah gar nicht genug kriegen.  Ganz oben auf der Liste ihrer Lieblingsbeschäf- tigungen steht es, den Schneepflug zu machen: Die Nase tief in das weiße Zeugs stecken und dann losrennen. „Da kommt bei ihr voll der Husky durch“, sagt Sarahs Herrchen, der allerdings genau genommen nur der Mann ihres Frauchens ist: „Sie wollte einen Hund und sich den ausgesucht.“ Damals war Sarah hellbraun, plüschig und tapsig, inzwischen ist sie fünf Monate alt, gerne sportlich unterwegs („die macht einen wirklich fit“) und hat nur noch hinter den Ohren einen Rest wattiges Babyfell. So wie ihre sechs Geschwister, die alle in der Nachbarschaft leben.

Wenn Sarah einem davon bei ihren Gassirunden begegnet, kommt das durch, was außer dem Husky in ihr steckt: ein Wolfshund. Mit lautem Wiedersehensfreudegeheule toben sie aufeinander los, um im nächsten Moment ihrem gemeinsamen Lieblingshobby zu frönen und alle  einwickeln, die nicht rechtzeitig dem Leinenwirrwarr entkommen. Sollte Christo also mal eine Aktion in Neukölln machen, bräuchte er nach geeigneten Assistenten nicht lange suchen: Sarah und ihre Geschwister wären da sicher gerne behilflich.

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