Viel geredet, wenig gesagt

„Präsentation der Verkehrsanalyse Reuterquartier“ hatte auf der Einladung gestanden, der letzten Mittwoch etwa 50 Leute gefolgt und in die Mensa der Gemeinschaftsschule am Campus Rütli gekommen waren. Mit unterschiedlichsten verkehrsanalyse reuterkiez,neuköllnAmbitionen und vor allem oft hohen Erwartungen, obwohl im Vorfeld lediglich von der Vorstellung erster Ergebnisse die Rede gewesen war.

Der Auftrag zu einer Verkehrsanalyse sei das Machbarste gewesen, was angesichts knap- per finanzieller Mittel getan werden konnte, sagte Daniel Roos, der Sprecher der AG Wohnumfeld Reuterkiez, die vor zwei Jahren den Anschub für die Beschäftigung mit der problematischen Verkehrssituation vor Ort gegeben hatte. Das Büro Spath + Nagel bekam daraufhin den Zuschlag, eine Be- standsaufnahme der Bedingungen für Fußgänger, Radfahrer und motorisierte Verkehrsteilnehmer im Kiez zu erstellen.

„Die lebendigen Quartiersstraßen verfügen über beachtliche Qualitäten und es gibt schöne traditionelle Straßen im Kiez“, hob Christian Spath hervor. Zudem seien durch bisherige Aufwertungsmaßnahmen wie dem Umbau des Maybachufers, der Einrichtung von Mittelinseln als Querungshilfe, neu installierte Fahrradständer und der Umgestaltung des Reuterplatzes als Identifikationskern bereits einige Verbesserungen erreicht worden.  Damit hatte es sich dann aber schon fast mit dem, verkehrsanalyse reuterkiez,neuköllnwas als positiv bezeichnet werden kann.

Schadhafte, unebene Fahrbahnen, lädierte oder gar nicht vorhandene Radwege, fehlende Gehwegabsen- kungen und Unannehmlichkeiten durch verkehrswidrige Kurzzeit- parker – das gehört zum Alltag derer, die sich durch den Reuterkiez be- wegen. Da Leute, die dort wohnen es besonders häufig tun, leiden sie auch in besonderem Maße darunter. Mehr aber noch unter einem Fakt, der in der Verkehrsanalyse nur marginal Berücksichtigung findet: die Lärmbelästigung. Angesprochen von einer Anwohnerin der Reuterstraße, die „lärmtechnisch unzumutbar“ sei, erklärte Spath zur allgemeinen Verwunderung, dass Lärmdaten nicht gemessen worden seien, weil das nicht in den Kompetenzbereich gehört habe.

Die Verwunderung schlug daraufhin erwartungsgemäß in Verärgerung um. Denn dass akustischer Müll eines der Hauptprobleme im Kiez ist, ist wahrlich nichts Neues: Das Kopfsteinpflaster und Ignorieren der Tempo 30-Regelung, die fast für den gesamten Bereich gilt, bringen die Anwohner vieler Straße seit langem um den Schlaf. Die Entwicklung des Reuterquartiers zum Szene-Kiez, die mehr motorisierte Verkehrsteilnehmer zur Folge hat, machte das noch schlimmer. Mit ihrer empörten Bemerkung, dass sie sich verkehrsanalyse reuterkiez,neuköllnüberhaupt nicht ernst genommen fühle, drückte die Anwohnerin der Reuterstraße aus, was viele dachten und erntete dafür reichlich Applaus.

Ein Mann aus der Friedelstraße schloss sich ihr an. „Bei uns herrscht auch ein ungeheurer Verkehrslärm. Was ist dagegen vorgesehen?“, fragte er Christian Spath und die anwesenden Vertreter des Neuköllner Bezirksamts: Baustadtrat Thomas Blesing und Wieland Voskamp, den Leiter des Tiefbauamts. „Kann mir außerdem jemand von Ihnen bitte erklären, weshalb der Bereich vor Aldi und Lidl am Maybachufer verkehrsberuhigt ist, die Wohnbereiche aber nicht?“ Ob man nicht mehr Tempo 30-Schilder aufstellen, Straßen asphaltieren und zumindest für den LKW-Verkehr sperren könne?

Antworten, die Anlass zur Hoffnung gaben, dass die Probleme erkannt und angegangen werden, erhielt er nicht. Und so ging es den meisten genervten Anwohnern. Entweder, weil die Realisierung ihrer Vorschläge das übersteigen würde, was aus dem laufenden Haushalt finanziert werden könne. Oder, weil andere Fakten dagegen sprächen. Das gilt allerdings auch für eine demnächst anlaufende Maßnahme: Die Weserstraße, der die Verkehrsanalyse attestierte, dass sie von erheblich mehr Fahrrad- als Autofahrern benutzt wird, erhält noch in diesem Jahr aus Mitteln des Konjunkturpakets II eine Aufpflasterung zwischen Kottbusser Damm und Reuterstraße. Nichts gemacht werde indes mit den beidseitig desaströsen Radwegen. „Die Radfahrer“, so Spaths Idee, „können dann ja auf die Straße ausweichen, wo sie bessere Verhältnisse vorfinden werden.“

Konstruktive Vorschläge, wie die Wohn- und Schlafqualität der Reuterkiezler künftig verbessert werden könnte, wären willkommener gewesen. Doch die blieben weitgehend aus.

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