Szenenapplaus für Hassan Akkouch

Schon für seine Breakdance-Einlage vor dem Altar der Genezareth-Kirche hatte Hassan Akkouch jede Menge Applaus bekommen. Als der 23-Jährige auf dem Podium Platz genommen hatte, um mit Jugendlichen und Erwachsenen über das Thema „Jugend in Neukölln – Chance oder Urteil?“ zu diskutieren, ging es mit dem Beifall für ihn fast nahtlos weiter.

Zu verdanken hatte er das seinem bestechend klaren Blick auf die Generation, der er inzwischen entwachsen ist, und Missstände, die Ältere zu verantworten haben. Dieser führte zu Statements, die hassan akkouch,podiumsdiskussion genezareth-kirche,neuköllnFutter für alle in sich bargen. Schwer verdauliche Kost für U18er wie Mona, Sandra (l.) und Moritz und für Ü30er wie den Sozialpä- dagogen Paul A. Kleinert  (r.) und Neuköllns Bildungsstadt- rätin Franziska Giffey, die am anderen Ende der Tischreihe saß, gleichermaßen.

Neuköllner Jugendliche hätten alle Möglichkeiten, sagte Has- san Akkouch, einer der Protagonisten aus „Neukölln Unlimited“, aber „nur wenige ergreifen die Chance, etwas aus ihrem Leben zu machen.“ Es sei seiner Meinung nach nicht die Disziplin, die ihnen fehlen, sondern die Motivation zur Disziplin, und das würde sowohl in Sachen Schule  und Ausbildung als auch für die Freizeit gelten. podiumsdiskussion jugend in neukölln,genezareth-kirche,neuköllnSoziale Kompetenzen, Pünktlichkeit, Kontinuität und Verbindlichkeit seien für viele ein Auslaufmodell. Die Jugendlichen leben nach, was sie zuhause vorgelebt bekommen: „Und da ist dann oft dass Problem, dass Eltern falsche Vorbilder geben.“

Aber bei weitem nicht nur die. „Es kann doch wohl nicht sein“, brachte es Hassan Akkouch auf den Punkt, „dass in Einrichtungen für Jugendli- che 1 €-Jobber ohne jede sozialpädagogische Ausbildung eingesetzt werden, die dann Bier trinkend und rauchend zusammen stehen.“ Die die Kette falscher Vorbilder fortsetzen und die Gefahr verstärken, dass Jugendliche den Berufsalltag als MAE-Kraft als cool empfinden.

Auch bei einem anderen Ärgernis nahm Akkouch kein Blatt vor den Mund: „Dass es ständig darum geht, woher man kommt, nervt!“ Seine Herkunft interessiere ihn nicht. Er war zwei Jahre alt, als seine Familie vor dem Bürgerkrieg im Libanon nach Deutschland flüchtete. 2003 wurden sie dorthin abgeschoben, wo für ihn alles fremd ist. Einige Wochen später waren seine Mutter, er und die vier Geschwister wieder in Berlin. Der deutsche Pass interessiere ihn als solches auch nicht, wohl aber eine gewisse Planungssicherheit samt anderer Vorteile, die der mit sich brächte. „Ich komme aus Berlin“ sagt er, wenn er gefragt wird. So einfach ist das!

_ensa_

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