Wer dachte, dass die Mühlen der Bürokratie den Turbo eingelegt haben und das Treiben der letzten Wochen auf dem Platz der Stadt Hof bereits mit dessen Um- gestaltung zu tun hat, lag gründlich daneben. Nun ist klar: Hier ist ein Denkmal entstanden – eines für Neukölln und die Vielfalt der Sprachen im Bezirk! Gestern Nachmittag wurde es feierlich-tatkräftig von Franziska Giffey (SPD) und Gabriele Vonnekold (Grüne), den beiden Frauen in der Neuköllner Bezirksstadträte-Mann- schaft, enthüllt.
Über 100 Kinder und Jugendliche hatten sich, angeleitet von vier Künstlern, mit der Frage beschäftigt, was Neukölln für sie ist, was sie mit ihrem Bezirk verbinden. Heraus kam eine lange Liste von Wörtern, jedes für sich ein Statement: Angst, Tischtennis, Unabhängigkeit und Hoffnung war dabei, ebenso Eltern, Geld, Erfolg, Bücher, JobCenter, international, Schmerz, Lehrer, Liebe, Schule, Geborgenheit und Zuversicht. So stand am Ende die Erkenntnis: Neukölln ist alles!
„Wenn Neukölln für unsere Kinder und Jugendlichen alles ist,“ schlussfolgerte Jugendstadträtin Gabriele Vonnekold (M.), „dann kann man das nur als Kompliment für den Bezirk sehen.“ Zwar hieße das, dass Neukölln etwas ist, was zeitweilig nervt, doch andererseits bedeute es auch, dass Neukölln Heimat ist. Und wenn das so sei, habe der Bezirk eine gute Zu- kunft. Nervereien, findet sie, solle man nicht überbewerten, denn „die kommen ja auch unter Freunden oder in der Familie
vor.“ (Un- ter den drei am Denkmal beteilig- ten Kin- dern, mit denen Vonnekold einen bunten Buddy-Bären gegen ein Schild mit der Aufschrift „alles“ tauschte, brechen sie hoffentlich nicht aus.) Beeindruckt von der Zahl der kleinen und größeren Künstler, die das Denk-mal der Vielfalt wachsen und einige weitere Objekte entstehen ließen, zeigte sich auch Auguste Kuschnerow (l.), die Vorstandsvorsitzende des Kulturnetzwerks Neukölln, das die Trägerschaft für das Projekt übernommen hat. Es werde bis Ende Oktober auf dem Platz der Stadt Hof
verbleiben, kündigte sie an. Für die nächtliche Strahlkraft des plexiverglasten Domizils von Wörtern und Sprachen sorgen auf dem Dach installierte Sonnenkollektoren. Sie sei sehr gespannt, wie das temporäre Denkmal von der Bevölkerung angenommen werde, sagte Fran- ziska Giffey (r.), Neuköllns Bildungsstadträtin, bei ihrer Begrüßung. „Vielfalt“, merkte sie an, „wird gerne als Problem dargestellt, aber sie ist auch eine Chance.“ Man müsse einfach viel mehr auf
Posi- tives schauen.
Nimmt man Buntheit als Sy- nonym für das Bejahende, hat Neukölln jetzt dort, wo laut Auguste Kuschnerow bis zum 1. Weltkrieg ein Kriegerdenkmal stand, einen vor Positivem strotzenden Kern. Die einzelnen Buchstaben des Bezirksnamens wurden als Gruppenarbeit in unterschiedlichsten Macharten und Materialien hergestellt, die Glaswände des Hauses mit der Übersetzung des Wortes „alles“ in 100 verschiedene Sprachen verziert. „101!“, kor- rigiert Projektleiterin Carolina Kecskemethy, denn „dit janze“ sollte natürlich auch nicht fehlen.
_ensa_
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