Unten durch

Wenn im Zusammenhang mit Neukölln von der Berliner Mauer die Rede ist, geht es heidelberger straße, neukölln, treptow, berliner mauermeistens um die Sonnenallee. Die Ge- schehnisse in der Heidelberger Straße, einer Nahtstelle zwischen Neukölln und Treptow, stehen etwas hintenan.

Mehr als 30 Tunnel wurden nach dem Mauerbau auf dem Teilstück zwischen Elsen- und Treptower Straße unter der Heidelberger Straße gegraben, um DDR-Bürgern die Flucht in den Westen zu ermöglichen. Einer dieser Tunnel wurde erst 2004 bei Bauarbeiten wie- derentdeckt.

Jetzt erinnert eine doppelte Kopfstein- pflasterreihe an den Verlauf der Mauer in der schmalen Straße. Was sich damals unter der Heidelberger Straße abspielte, beschreibt ein lesenswerter Text, der mit berliner mauer, heidelberger straße, neukölln, treptowdem Titel „Bergwerk Ber- lin“ anlässlich des 49. Jah- restags des Mauerbaus  in der Freitag erschienen ist.

Mit der Berliner Mauer in Neukölln beschäftigt sich auch ein von der Politolo- gin Ursula Bach geführter Stadtspaziergang, der morgen um 15 Uhr startet.

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Nichts für Akrophobiker

Foto: Britzer Müllerverein

Dass sich im nördlichen Neu- kölln früher über ein Dutzend Windmühlen drehten, ist heute nur noch schwer vorstellbar. Ge- blieben ist keine einzige, nichts deutet mehr darauf hin. Weiter im Süden des Bezirks gibt es jedoch nach wie vor eine: die Britzer Mühle, und in der kann man nicht nur Brot aus echtem Britzer Müh- le-Mehl kaufen oder sich stan- desamtlich vermehlen lassen. Nein, ab Ende August gibt es dort auch wieder die Möglichkeit eine etwa zweijährige Ausbildung zum Diplom-Windmühlenmüller zu absolvieren. (Mehl- oder Fein- stauballergikern ist die allerdings nicht zu empfehlen. Und schwindelfrei sollte man auch sein, denn bis zum Boden sind es rund 20 Meter, wenn man unter der Kappe der Mühle aus einer Luke krabbelt und auf schmalen Balken zum Flügelkreuz oder zur Windrose balanciert.)

Foto: Britzer Müllerverein

In dem in Deutschland einmaligen Lehr- gang geht es neben praktischen Kennt- nissen aber auch um viel Theorie, bei der die Kursteilnehmer alles über die Restau- rierung, Pflege, Wartung und den Umgang mit einer Windmühle, dessen Inventar und Funktionsweise erfahren. Nach der be- standenen mündlichen und praktischen Prüfung vor einer holländischen Prüfungs- kommission sind die diplomierten Nach- wuchs-Windmüller dann berechtigt, die Britzer Mühle selbstständig zu bedienen und sie Besuchern innerhalb einer Führung zu erklären.

Mit dem Alter hat der Begriff „Nachwuchs“ unter Müllern so gut wie gar nichts zu tun. 18 muss man sein, um mit der Ausbildung beginnen zu können, doch auch fitte Rent- nerinnen und Rentner dürfen sich als sol- cher fühlen und sind herzlich willkommen, das Windmüller-Diplom anzugehen und sich anschließend im Britzer Müllerverein zu engagieren.  „Wir bekommen laufend Anfragen von Mühlenprojekten, bei denen wir helfen sollen“, so der Vereinsvorsitzen- de Michael Schillhaneck, „doch zurzeit haben wir schon mit dem laufenden Betrieb der Britzer Mühle alle Hände voll zu tun.“ Fragen zur Windmüller-Ausbildung in der Britzer Mühle, die der Info-Flyer nicht beantwortet, können direkt per E-Mail an ihn gerichtet werden: m.schillhaneck [at] t-online.de

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