Langes Echo auf einen kurzen Gruß in die Nachbarschaft

Alles schien so klar, dass einige schon gedanklich ihre Wohnungen im RuT-Frauen-wohnprojekt einrichteten. Doch dann entschied sich der Grundstückseigner im letzten Moment für ein lukrativeres Angebot. Daher werden nun statt barrierefreier, günsti- ger Mietwohnungen Eigentumsdomizile in der Böhmischen Straße entstehen. Einen

neubauprojekt ahoj_neukölln

Namen hat das Bauprojekt mit 68 Wohnungen sowie Tiefgaragen- und Gewerbe- einheiten auch bereits: „Ahoj“ heißt es, was auf Tschechisch „Hallo“ (ebenfalls aber „Tschüß“) bedeutet. Der Gegengruß des Rixdorfer Kiezforums fiel epischer aus: Er nimmt ein Schaufenster am Grundstück ein und ist außerdem  online nachzulesen.

Gelebte Inklusion in einer bunten Gemeinschaft auf 3.355 Quadratmetern mitten in Neukölln

Gebäude-Rückseite_RuT-FrauenKultur&Wohnen_neuköllnDass der Parkplatz hinter dem Haus schon lange nicht mehr benutzt wird, ist unübersehbar. Sogar der irgendwann dort abgestellte und verHof_RuT-FrauenKultur&Wohnen_neuköllngessene Hänger ist inzwischen zur Rankhilfe mutiert. Aber auch im Gebäude, das einst ein Supermarkt mit Verwaltungstrakt und kleinen Wohnungen in den Obergeschossen war, haben die Zeit und verlassene wohnung_böhmische str 53 neuköllnvorherige Nutzer ihre Zeichen hinterlassen: Die Deckenverkleidung hat sich zum Teil gelöst, an manchen Stellen bröckelt der Putz von den Wänden, eine Batterie geleerter Bierflaschen steht noch in einer fensterlosen Küche, und die Teppiche stehen vor Weiterlesen

Neue Pläne für einen ehemaligen Neuköllner Supermarkt

Es muss nur knapp 12 Jahre zurückgedacht werden: Damals war die Adresse Böhmische Straße 53/54 eine, die jeder kannte, der in der Gegend um RuT-Frauenwohnprojekt_neuköllnden Neuköll- ner Richardplatz wohnte. Im Edeka-Ge- schäft von Thomas Höppner, der im Erd- geschoss des Gebäudes war, bekam man das, was es im Discounter gegenüber ei- ner Post-Filiale am Ende der Straße nicht gab. Am 30. April 2002 schloss Höppner den Markt in der angestammten Adresse und zog mit ihm in die Braunschweiger Straße um. Die Immobilie in der Böhmi- schen Straße versank danach für die An- wohner des Kiezes in der Bedeutungslosigkeit. So soll es aber nicht Weiterlesen

„Wir sind nicht die mit ’ner spinnerten Idee!“

„Ich möchte ins Parterre und eine kleine Terrasse haben, damit Paulinchen immer rein und raus kann.“ Andere der etwa 30 Frauen, die an diesem Nachmittag nach RuT-WohnprojektNeukölln ins RuT gekommen sind, haben andere Wünsche und wollen lieber unters Dach oder eine Wohnung auf der Ostseite des Gebäudes. Wer den Frauen zuhört, könnte meinen, dass sie schon auf ge- packten Umzugskartons sitzen und alles für den Transport organisiert ist. Dafür wäre es aber noch viel zu früh.

Etwa ein Jahr ist es her, seit das Projekt erstmals ans Licht der Öffentlichkeit gehievt wurde: Berlin – so die Intention – braucht ein Wohn- und Kulturzentrum für lesbische Frauen, das ihnen bis ins hohe Alter ein ge- meinschaftliches, würdevolles und diskri- minierungsfreies Leben gewährleistet. „So etwas wie den Beginenhof, aber mit dem entscheidenden Unterschied, dass wir keine Eigentums- sondern Mietwohnungen zu bezahlbaren Preisen anbieten wollen“, erklärt RuT-Projektleiterin Kirsten Schaper. Denn problematisch für frauenliebende Frauen, sagt sie, sei ja nicht nur, dass sie in Senioren- oder Pflegeheimen häufig diesen Teil ihrer Vita verleugnen, auch würden Plakat RuT-Wohnprojektviele von ihnen mit der Grundsicherung aus- kommen müssen.

An die 50 Wohnungen sollen unter dem Dach des RuT-FrauenKultur&Wohnen-Zentrum entste- hen: rund ein Drittel mit 2 1/2 bis 3 1/2 Zimmern, die restlichen kleiner und teils mit einer grund-sicherungsverträglichen Miethöhe. Ferner wird es in dem barrierefreien, auf Inklusion ausge-richteten Haus eine Pflege-WG mit acht Plätzen für Demenzkranke und Schwerstpflegebedürftige geben. „Eigentlich müssten wir schon jetzt mit viel mehr Wohneinheiten planen, weil die Nach- frage riesig ist“, bemerkt Kirsten Schaper. Über 200 Berlinerinnen stünden bereits auf der Inte- ressentinnenliste, es laufe also alles auf ein Losverfahren hinaus. Aber man müsse ja realistisch bleiben, schon wegen der Grundstücksgröße und der Finanzierung. Ein halber Hektar werde etwa für das Haus und die gemeinschaftlich nutzbare Außen- fläche benötigt: „Und den hätten wir am liebsten innerhalb des S-Bahn-Rings, auf jeden Fall aber mit guter ÖPNV-Anbindung.“ An diesen Prämissen ist bisher schon einiges gescheitert. Erschwerend komme durch politische Veränderungen und die angespannte Lage auf dem Berliner Wohnungsmarkt hinzu, dass Grundstücke aus RuT-Wohnprojekt_spendensammlung neuköllndem Liegenschaftsfonds des Senats, die vormals in freier Veräußerung waren, nun zunächst Wohnungsbaugesellschaften an- geboten werden. „Überlegungen mit einer von denen zu kooperieren, gibt es natürlich, weil unser Projekt sich unbedingt in den Kiez öffnen will“, sagt Schaper, „aber da müssen dann auch alle anderen Rahmen-bedingungen stimmen.“

Die für die künftigen Bewohnerinnen wich- tigste ist, dass der RuT – Rad und Tat e. V., der im nächsten Jahr sein 25-jähriges Bestehen im Neuköllner Schillerkiez feiert, als Vermieter fungiert und seine Idee ohne Einflussnahme von außen umsetzen kann. Rund 6 – 8 Millionen Euro werden dafür veranschlagt. Die Finanzierung soll über eine Kreditaufnahme, Fördermittel von Stiftungen und öffentlichen Fonds sowie Spenden und zins- wie bedingungslose Privatdarlehen von Unterstützerinnen des Anliegens erfolgen. Zusagen für letztere gebe es bereits in erfreulichem Umfang, verrät Kirsten Schaper. „Wir sind nicht die mit ’ner spinnerten Idee!„,  sagt sie und blickt dabei in die Gesichter derjenigen, die wie viele andere hoffen, dass endlich ein Grundstück oder Objekt gefunden wird, der Traum vom Frauenraum in Frauenhand bald Gestalt annimmt – und sie dann noch Losglück haben.

Für alle, die das RuT-FrauenKultur&Wohnen-Zentrum niederschwellig unter- stützen möchten, gibt es im RuT-Laden in der Schillerpromenade 1 eine blaue Tonne, die gerne mit  Papierspenden  gefüttert werden darf.

=ensa=